Wiehler Jazztage 2004: Götz Alsmann

(16. Mai 2004) Erst war er "Zuckersüß", dann sogar "Filmreif" und nun schon "Tabu"?! Götz Alsmann holt auch mit seinem Programm "Tabu!" wieder so manch alten Jazz-Schlager auf die Bühne und verzückt damit das Publikum. Damit also zum dritten Highlight der 15. Wiehler Jazztage.
"Herzlich willkommen DU mein Wiehl" begrüßte der Entertainer mit Tolle theatralisch-überschwänglich sein Publikum - bereits zum zweiten Mal in fünf Jahren stand er auf dieser Bühne. Auch wenn nicht jeder die Musik und das Programm als Jazztage-tauglich empfand, kamen auch diese Kritiker nicht um ein positives Votum für den gelungenen Abend und die hervorragende Band. Schon nach wenigen Minuten wusste jeder im Saal: In kaum einer anderen Person des Showgeschäfts manifestiert sich Entertainment, Witz und musikalisches Talent auf so gelungene Weise wie bei ihm. Der Wortakrobat führt ausschweifend, Lachsalven erzeugend und beeindruckend in die Welt der Jazzschlager.

Der Expeditionsleiter und gleichzeitig oberster Schamane dieser fremden und seltsamen Welt: Götz Alsmann. Gemeinsam mit seiner Band, gestählten Forschungsreisenden aus tausendundeiner Tournee, nahm er mit in sein Programm "Tabu!". Und so verbrachten die Gäste in der Wiehltalhalle einen Abend zwischen Matrosen, Karawanenführern, gefährlichen Plüschtieren und halbseidenen Mädchen. Spannende Abenteuer, Lieder über ferne Länder, verwunschene Oasen, okkulte Riten und geheimnisvolle Frauen reihten sich aneinander. Alte Schlager in das typische Alsmann-Klanggewand aus Jazz, Swing und Mambo gekleidet. Doch nicht nur von den witzigen Kleinoden alter Schlager lebt das Programm, es sind natürlich die Leistungen als Conferencier und Entertainer, die aus dem Musikprogramm eine Show werden lassen. Da sind die Geschichten von der Stadtranderholung in Telgte oder Schwester Walburga und Mutti, die sein Frauenbild prägten - und damit die beiden Kategorien schufen, in die er Frauen sortiert - oder auch das Poem des Handlungsreisenden über Hotelzimmer.

Als moderner junger Dichter verfasste Alsmann das Poem "Ich will frei sein" - das von den Unwägbarkeiten die ein reisender Vertreter ertragen muss erzählt, wie knarzende Federkernmatratzen, besudelte Duschvorhänge, Frühstück wie die letzte Folter und Laufmaschen der Frühstücksbedienung. Mit eben solchem Entsetzen in Stimme und Mimik erzählt Götz Alsmann von der heutigen Radiowelt. Rundfunksender filtern nur noch mit lupenreinem Formatradio-Stalinismus - "die Ohren fangen an zu kotzen". "Was wurde aus dem guten alten Schulfunk?" fragt er sich und schwärmt von den Sendungen mit faszinierenden Erlebnissen aus dem Leben der Rohrdommel.

Ein Sprachkünstler mit enormem Ausdruck in Mimik, Gestik und einem außerordentlichen Stimmvolumen, wenn er plötzlich losbrüllt und ein wenig schrill wird - aber das gehört dazu. Ebenso der feinste Zwirn, die Brille und natürlich die Tolle. Wortgewandt eröffnet er die Hymne auf den deutschen Schlager - nicht ohne Ironie über die Inhalte der Stücke: "Ich hab' Dir aus Ägypten einen Kaktus mitgebracht und hoffe, dass er Dir Freude macht" - "Kennt Ihr die Zuckerpuppe aus der Bauchtanzgruppe". Mit eben dieser Zuckerpuppe bringt er einige im Publikum ins Schwitzen. Einem Herrn mit Seitenscheitel, aber ohne Tolle, entlockt er das Wort "Bauchtanzgruppe" und von einer jungen Dame, die immer tiefer in ihren Stuhl rutscht, als er sich weit über sie beugt, will er wissen, von wo die Zuckerpuppe stammt. Ein gepresstes "Wuppertal" befreit sie schließlich.

Die Band, Ludwig Götz (Posaune), Rudi Marhold (Schlagzeug), Michael Müller (Bassgitarre) und Markus Paßlick (Percussion) passt hervorragend zu Götz Alsmann. Alle haben den Schalk in den Augen und verstehen sich ohne viele Worte. Markus Paßlick wendet selbst im Programm die indianische Gebärdensprache an, nachdem er zuvor den Brunftschrei des Louisiana Rebhuhns imitierte. "Markus gespaltene Zunge Passlick" lebte im Reservat Bad Segeberg unter Indianern. Mit der entsprechenden Zeichensprache übersetzte er das Lied "Es war ein Mädchen und ein Matros". Just an diesem Konzertabend mischte sich zwischen all den deutschen Schlager ein englisches Ständchen: ein "Happy Birthday" für Schlagzeuger Rudi Marhold.

Viel Sehnsucht nach der großen Welt: Paris, Nizza, Hawaii, Portofino - Hauptsache "Weit weg von hier" führten auf eine kurzweilige Reise mit viel Swing, Cha-Cha-Cha, Rumba vom Feinsten. Charmant-ironisch verabschiedet sich Alsmann mit einem Dank an das "musikwissenschaftlich versierte Publikum mit Gespür für fein verästelte Komik", bei dem es nicht genüge einfach nur "Tschüss" zu sagen und so drückten sie es musikalisch aus mit "Schade", "Dufte" und einem kleinen "Abschiedslied".

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