Die drei Stahlbetonbalken bilden die Grundlage der neuen 4,75 Meter breiten Brücke, die im Gegensatz zur Vorgängerbrücke ohne Zwischenstützen auskommt. Der Abbruch der alten Brücke war notwendig geworden, nachdem sie in der Folge des Hochwassers von 2001 einen solchen Stützpfeiler verloren hatte. Zunächst war das Bauwerk zwar provisorisch mit einem Stahlträger gesichert worden, doch später hatte sich bei eingehenderen Untersuchungen gezeigt, dass eine Sanierung aufgrund der angegriffenen Substanz des Bauwerks unwirtschaftlich gewesen wäre.
Das von der Stadt Wiehl mit der Planung des neuen Brückenbauwerks beauftragte Büro Lang & Stranzenbach aus Kleinfischbach entschied sich nach eingehender Analyse der Gegebenheiten vor Ort insbesondere aus Kostengründen für den Einsatz von vorgefertigten Bauteilen und gegen einen "klassischen" Bau der Brücke vor Ort. "Die Verwendung von Ortbeton hätte einen erheblichen Mehraufwand bedeutet", begründete Andre Lang, verantwortlicher Bauingenieur bei dem Projekt, die Entscheidung. "Das notwendige Raumgerüst hätte die Last des gesamten Brückenbauwerks aufnehmen und zudem hochwassersicher sein müssen." Ein unverhältnismäßiger Aufwand.
So entwickelten die Planer die Idee einer Konstruktion mit fertig angelieferten Bauteilen. Fachliche Herausforderungen bot freilich auch diese Variante. Denn die enge Bebauung vor Ort schränkte die Möglichkeiten für die Aufstellung der Krananlage erheblich ein, und aufgrund der Beschaffenheit des Untergrundes durfte der Kran dort maximal 35 Tonnen tragen. "An einigen Stellen mussten wir zunächst Erdreich abtragen und Hohlräume mit Beton auffüllen, um die Standfestigkeit des Krans zu gewährleisten", so Lang weiter. Umso wichtiger sei es gewesen, besonders filigrane und leichte Brückenteile zu bauen. Hierzu wurden nun statt einer "schlaffen" Bewehrung, wie sie etwa beim Hausbau eingesetzt wird, Spannstahl mit Litzen und eine besonders hohe Betongüte verwendet. Letztlich konnte das Gewicht der Teile so auf 29 Tonnen reduziert werden, ohne die Tragfähigkeit der Brücke einzuschränken.
Den Abbruch der alten Brückenanlage und den Neubau führt die Firma Hombach aus Dieringhausen aus. Unter der Brücke nistende Wasseramseln hatten den Beginn der Abrissarbeiten zunächst verzögert, doch Mitte August konnte es mit dem Rückbau losgehen. Auf den Abriss folgte die Errichtung der Widerlager, auf denen nun die Fertigteile aufgesetzt wurden. In den nächsten Tagen wird darauf eine Ortbetonschicht aufgebracht, ehe das Bauwerk rundherum abgedichtet wird. Es folgen der Aufbau des Straßenbelags und des Gehwegs sowie die Anbringung der Geländer, ehe die Brücke Anfang Dezember für den Verkehr freigegeben werden kann.
Informationen Brücke Nr. 1
Fertigteil Mitte (1x): Gesamtlänge = 22,725m
Gesamthöhe = 1,00m
Gesamtbreite = 1,45m
Stegbreite = 0,40m
Querschnittsfläche = 0,505m²
Masse = ca. 28t
Rundstahl = ca. 4,4t
Spannstahl Litzen = 40 Litzen
Betongüte = C50/60
Fertigteil Außen (2x):
Gesamtlänge = 22,725m
Gesamthöhe = 1,00m
Gesamtbreite = 1,65m
Stegbreite = 0,40m
Querschnittsfläche = 0,525m²
Masse = ca. 29t
Rundstahl = ca. 4,3t
Spannstahl Litzen = 40 Litzen
Betongüte = C50/60
Brücke Gesamt:
Gesamtlänge = 23,315m
Gesamtbreite = 4,75m
Fahrbahnbreite = 4,00m
Gesamthöhe = 1,20m – 1,25m (Aufbeton 20-25cm)
Gesamthöhe inkl. Kappe = 1,49m – 1,54m
Gesamtlänge inkl. Widerlager = ca. 29,70m
Bemessung:
100 Jahre Nutzungsdauer
Anzahl erwarteter Lastkraftwagen je Jahr (Tab. 4.5 DIN EN 1991-2:2010-12):
→ Verkehrskategorie 4
→ 4 = Örtliche Straßen mit geringem LKW-Anteil
→ 0,05 x 106 je Jahr = 50.000 LKW pro Jahr
(Info: Lastkraftwagen größer 100kN = 10t)
Die Bilderserie wird präsentiert mit freundlicher Unterstützung durch:
Zum Vergrößern der Fotos bitte Vorschaubilder anklicken.
Fotos: Lang & Stranzenbach