Wiehler Jazztage 2006: Toots Thielemans

(19. Mai 2006) „Nächstes Jahr sind wir volljährig“ verkündete Oliver Trost, Stellvertretender Vorsitzender des Kulturkreises, zur Eröffnung der 17. Wiehler Jazztage. Längst die Achtzig überschritten hat der erste Künstler im diesjährigen Reigen - geboren wurde Toots Thielemans am 29. April 1922 - doch nach wie vor erschafft er traumhafte Musik und kitzelt aus seiner chromatischen Mundharmonika Töne "in his own secret way" heraus.
Toots ThielemansToots Thielemans Die Mundharmonika hat als Volksinstrument weite Verbreitung gefunden und ist heute im Blues als Blues Harp bekannt. Sie wird hauptsächlich in Begleitung der Gitarre oder solistisch verwendet. Solistisch beherrscht Toots Thielemans sie in Perfektion. So etwas, wie er fabriziert, gab es einfach vorher noch nicht. Mit einem facettenreichen Programm und viel Spaß dabei begeisterte Toots Thielemans schnell am Freitagabend das Publikum in der Wiehltalhalle – zum zweiten Mal bei den Wiehler Jazztagen, denn bereits vor 14 Jahren war er schon einmal da.

Die Jazzlegende Toots Thielemans wurde kürzlich in Der New Yorker Carnegie Hall geehrt. Dort wo jeder Künstler gerne mal spielen möchte wurde ihm ein ganzer Abend gewidmet. Dazu erzählte Toots dem Wiehler Publikum, dass „I Do It for Your Love“ eine Melodie sei, die für ihn eine Autobiographie geworden wäre. Denn 1975 beim Auftritt mit dem Komponisten dieses Stückes, Paul Simon, spielte er ein kurzes Solo dazu. Mit Bill Evans nahm er es selbst noch einmal auf und Paul Simon ließ Toots Version mit Herbie Hancock nochmals neu aufleben. Zur Hommage an Toots Thielemanns spielte Hancock es dann in der Carnegie Hall – und Toots in Wiehl in einer Mischung aus Pop und Jazz, die wie er sagt „zum Weinen bringen kann“. Die Musiker um Toots bildeten mit ihm zusammen eine vollkommen homogene Zusammensetzung.Die Musiker um Toots bildeten mit ihm zusammen eine vollkommen homogene Zusammensetzung. Vom japanischen Gemüse als Walzer verpackt – „Sno Peas“ von Phil Markowitz – über ein Gershwin-Medley mit „I Loves You Porgy“ und „Summertime“ oder auch dem brasilianischen „The Dolphin“ von Luis Eòa drückt Toots den Songs seinen eigenen, unverwechselbaren Stempel auf. Von einem Moment auf den anderen wechselt er von Melancholie zu übersprudelnder Freude – und hat sichtlich seinen Spaß dabei.

Der "Weltbürger", der nicht weniger als sechs Sprachen spricht, artikuliert sich ähnlich "vielsprachig", ganz gleich in welchem musikalischen Kontext, auch auf seinem Hauptinstrument: der chromatischen Mundharmonika. Die ersten 60 Jahre habe er mit vielen Menschen gespielt und sei selbst sehr beeindruckt, wenn er daran denke. Die stärkste Erfahrung machte er 1979 gemeinsam mit Schlagzeuger Bruno Castellucci in Berlin. Hier antwortete Bassist Jaco Pastorius, auf die Frage mit wem er gerne zusammenspielen würde: „Give me Toots“. Mit Pastorius „Three Views Of A Secret“ bezauberte Toots mit seiner Band in der Wiehltalhalle nachdem er zuvor in Erinnerung schwelgte. Gerne erinnert er sich auch an die Filmmusiken und präsentierte „Midnight Cowboy“ und „The Shadow Of Your Smile“. Die zweite Melodie wünschte sich Drummer Bruno, der sichtlich gerührt dazu spielte und Toots dafür sogar einen Kuss auf der Bühne gab. Toots Thielemans und Bruno CastellucciToots Thielemans und Bruno Castellucci Die Musiker um Toots bildeten mit ihm zusammen eine vollkommen homogene Zusammensetzung. Ob Karel Boehlee am Klavier und Keyboards, Bart De Nolf am Doublebass oder Bruno Castellucci am Schlagzeug – jeder mit makelloser Technik, viel Begeisterung und Schwung. „Zusammenspielen ist wie zusammen sprechen und zusammen denken – eine Konversation“, erklärte Toots. „Wir haben ein Thema und darüber Konversation geführt und sie haben das gefühlt“.

„Ich habe auch eine Komposition geschrieben“ verkündete Toots bescheiden, aber mit einem verschmitzten Lächeln. „Ich war der beste Pfeifer in New York“. An die Melodie erinnerten sich viele in der Wiehltalhalle, denn als Toots zu „Blusette“ auf der Gitarre spielte kam ein deutlich vernehmbares Mitsummen und Mitpfeifen aus den Publikumsreihen.

1941 kaufte Toots Thielemans in Belgien seine erste Jazzplatte in einer Vorstadt von Brüssel – Louis Amstrong. Das sei seine Kontamination gewesen. Jahre später spielte er 28 Sekunden gemeinsam mit Amstrong für eine Auto-Werbung, für eine Mini-Gage, aber Amstrong sei sein Guru. Absolut überwältigend beendete Toots das Konzert in Wiehl mit „What A Wonderful World“ und schon zu den letzten Takten erhielt er stehende Ovationen. Dem fügte er doch noch ein geniales „Autumn Leaves“ hinzu, bei dem jeder Musiker noch einmal sein Können demonstrierte. Stellvertretender Vorsitzender des Kulturkreises, Oliver Trost eröffnete die 17. Wiehler JazztageStellvertretender Vorsitzender des Kulturkreises, Oliver Trost eröffnete die 17. Wiehler Jazztage Zu Beginn des Konzertes und somit auch der 17. Wiehler Jazztage hatte Oliver Trost darauf hingewiesen, dass so kurz vor der Volljährigkeit auch weiterhin der gute Ruf dieses Jazz-Festivals bestehen bleiben solle. Deshalb habe der Kulturkreis ein Programm auf die Beine gestellt, das sich Jazztage nennen könne, denn „das Wiehler Publikum möchte Jazz hören, wenn es zu den Jazztagen kommt“. Mit Toots Thielemans konnte dies am Freitagabend schon exzellent umgesetzt werden, für Samstag steht Jacky Terrasson auf dem Programm und das verspricht wieder „Jazz vom Feinsten“.

Bilderserie

  • Toots Thielemans - Wiehler Jazztage 2006
  • Toots Thielemans - Wiehler Jazztage 2006
  • Toots Thielemans - Wiehler Jazztage 2006
  • Toots Thielemans - Wiehler Jazztage 2006
  • Toots Thielemans - Wiehler Jazztage 2006
  • Toots Thielemans - Wiehler Jazztage 2006
  • Toots Thielemans - Wiehler Jazztage 2006
  • Toots Thielemans - Wiehler Jazztage 2006
  • Toots Thielemans - Wiehler Jazztage 2006
  • Toots Thielemans - Wiehler Jazztage 2006
  • Toots Thielemans - Wiehler Jazztage 2006
  • Toots Thielemans - Wiehler Jazztage 2006
  • Toots Thielemans - Wiehler Jazztage 2006
  • Toots Thielemans - Wiehler Jazztage 2006
  • Toots Thielemans - Wiehler Jazztage 2006
  • Toots Thielemans - Wiehler Jazztage 2006
  • Toots Thielemans - Wiehler Jazztage 2006
  • Toots Thielemans - Wiehler Jazztage 2006
  • Toots Thielemans - Wiehler Jazztage 2006
  • Toots Thielemans - Wiehler Jazztage 2006
  • Toots Thielemans - Wiehler Jazztage 2006
  • Toots Thielemans - Wiehler Jazztage 2006
  • Toots Thielemans - Wiehler Jazztage 2006
  • Toots Thielemans - Wiehler Jazztage 2006
  • Toots Thielemans - Wiehler Jazztage 2006
  • Toots Thielemans - Wiehler Jazztage 2006
  • Toots Thielemans - Wiehler Jazztage 2006
  • Toots Thielemans - Wiehler Jazztage 2006
  • Toots Thielemans - Wiehler Jazztage 2006
  • Toots Thielemans - Wiehler Jazztage 2006
  • Toots Thielemans - Wiehler Jazztage 2006
  • Toots Thielemans - Wiehler Jazztage 2006
  • Toots Thielemans - Wiehler Jazztage 2006
  • Toots Thielemans - Wiehler Jazztage 2006
  • Toots Thielemans - Wiehler Jazztage 2006
  • Toots Thielemans - Wiehler Jazztage 2006
  • Toots Thielemans - Wiehler Jazztage 2006
  • Toots Thielemans - Wiehler Jazztage 2006
  • Toots Thielemans - Wiehler Jazztage 2006
  • Toots Thielemans - Wiehler Jazztage 2006
  • Toots Thielemans - Wiehler Jazztage 2006
  • Toots Thielemans - Wiehler Jazztage 2006
  • Toots Thielemans - Wiehler Jazztage 2006
  • Toots Thielemans - Wiehler Jazztage 2006
  • Toots Thielemans - Wiehler Jazztage 2006
  • Toots Thielemans - Wiehler Jazztage 2006
  • Toots Thielemans - Wiehler Jazztage 2006
  • Toots Thielemans - Wiehler Jazztage 2006
  • Toots Thielemans - Wiehler Jazztage 2006
  • Toots Thielemans - Wiehler Jazztage 2006