Von Herzlichkeit getragene deutsch-israelische Begegnung in Wiehl

(9. August 2011) Gerhard Altz berichtet nachfolgend von der von Herzlichkeit getragenen deutsch-israelische Begegnung in Wiehl.
Freitag, 22.07.2011, früh morgens um 5.30 Uhr auf dem Konrad-Adenauer-Flughafen in Köln, nachdem Flug AB 8905 von Tel Aviv pünktlich gelandet ist: Miriam und Hagay fallen mir um den Hals. Wir begrüßen uns als Freunde, die sich riesig freuen, sich endlich nach einem Jahr wieder zu sehen.

Sie gehören zur Reisegruppe unserer Wiehler Partnerschaftsstadt Jokneam in Israel, nahe der Hafenstadt Haifa gelegen.

Der Bus bringt uns rasch nach Wiehl, wo weitere Gastfamilien warten. Es ist ein langjähriger Brauch, dass die Besucher nicht in Hotels untergebracht werden, sondern in Gastfamilien wohnen.

So war es voriges Jahr in Israel, als mich Miriam und Hagay mit großer Gast- und Freundlichkeit in ihrem Haus in Jokneam aufgenommen haben. Nun wohnen sie in meiner Familie in Oberbantenberg. Genauso sind weitere 22 Personen für die kommenden 10 Tage Gäste des Freundeskreises Wiehl-Jokneam.

Unter der bewährten Leitung von Iris und Gerhard Hermann wurde ein umfangreiches Besuchsprogramm von einer kleinen Arbeitsgruppe erstellt. Höhepunkt der diesjährigen Begegnung war die Feier zum 20-jährigen Bestehen des Partnerschaftsvertrages zwischen den beiden Städten.

„Mein“ Hagay war damals schon dabei, als es galt den Freundschaftsvertrag auf- und in die Tat umzusetzen. Er war damals Vizebürgermeister und erinnert sich gerne an jene Zeit, wo er mit einer israelischen Delegation beim damaligen Stadtdirektor Becker-Blonigen, dem ehrenamtlichen Bürgermeister Wilfried Bergerhoff und dem Ehepaar Hermann 1990 in Wiehl zu einem Vorbereitungsbesuch weilte.

Damals wurde eine bereits seit 1971 bestehende Verbindung beider Städte, die wesentlich von Hermanns, Wilfried Bergerhoff und dem damaligen Stadtdirektor Dr. Dieter Fuchs vorangebracht wurde, endlich auch vertraglich besiegelt. An all dies erinnern die Festredner - allen voran unser Bürgermeister Becker-Blonigen - am Jubiläumsabend im Paul-Schneider-Haus in Oberwiehl. Hierzu ist auch der Bürgermeister aus Jokneam, Simon Alfasi, mit seiner Frau erschienen, ebenso wie Vertreter der anderen Partnerstädte aus Crimmitschau (Sachsen) und Hem (Frankreich).

Vorausgegangen war mittags ein Festessen im Restaurant Pfaffenberg mit den Partnerschaftsdelegationen und Fraktionsspitzen des Wiehler Rates. Holm Günter, Oberbürgermeister von Crimmitschau, hat zum Jubiläum der Partnerschaft zwischen Wiehl und Jokneam zwei Säuleneichen mitgebracht, die nach dem Essen von ihm und Simon Alfasi hinter dem Ratssaal im alten Kurpark am Rande der Gedenkstätte der Opfer beider Weltkriege gepflanzt werden als Zeichen der Freundschaft zwischen den Städten Wiehl, Crimmitschau und Jokneam.

Doch nun der Reihe nach: Der Bürgermeister der Stadt Wiehl, Werner Becker-Blonigen, empfängt die Gäste und ihre Gastfamilien offiziell am 22.07.2011 im Ratssaal der Stadt Wiehl. An den folgenden Tagen heißt es früh aufstehen, damit das umfangreiche Besuchsprogramm geschafft wird.

Bei dem berühmt berüchtigten Oberberg-Wetter, grauer Himmel und herbstliche Temperaturen mit Regenschauern, erleben wir bei bester Laune nicht nur die heimische Natur, sondern auch die Stadt Aachen, die Eifel mit dem malerischen Monschau, der Brohltalbahn und Maria Laach. Ein geplantes Picknick am Drachenfels und anschließende Rheinfahrt fallen dem Regen zum Opfer, sodass spontan eine Shoppingtour nach Maasmechelen-Village, Belgiens Outlet-Center, ins Programm genommen wird. Das von Yvonne und Frank organisierte Picknick - alle haben etwas zu essen und zu trinken mitgebracht - findet regengeschützt unter dem leeren Unterstand von Einkaufswagen auf einem abseits gelegen Parkplatz statt, auch der Kofferstauraum des Busses gewährt einigen von uns Regenschutz. Trotz allem ist die Stimmung einfach super.

Ein Erlebnis der besonderen Art für unsere Gäste sind sicherlich der Besuch im Kölner Dom und eine Fahrt zur Zeche Zollverein in Essen mit voraufgegangenem Besuch der alten Synagoge. Dazu noch auf besonderen Wunsch der Israelis zwei Tage Amsterdam runden ein umfangreiches Besichtigungspensum ab. Natürlich sollen auch Geselligkeit und Begegnung untereinander nicht zu kurz kommen.

In Dicks Scheune in Wülfringhausen dürfen wir auf Einladung der Sparkasse Wiehl einen fröhlichen Grillabend verleben mit viel Tanz und Gesang zur Musik der Band Slyboots, angeführt vom Sparkassendirektor Manfred Bösinghaus. Mit der Oberbergischen Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit gibt es einen musikalischen Leckerbissen im Paul-Schneider-Haus. Der international bekannte Geigenvirtuose Professor Igor Epstein von der „Weltmusik Klezmer- und Ästhetik-Akademie“ in Köln spielt jiddische Volksmusik begleitet von seinem Freund Vitali Eberling an der Gitarre. „Mal lachend, mal weinend - Igor Epsteins Klezmer-Klänge faszinierten die Zuhörer“ titelte die OVZ völlig zu Recht.

Darüber hinaus gibt es so manche spontane Zusammenkunft mehrerer Familien in den Privathäusern an den freien Abenden, bei denen viel gesungen und getanzt wird.

Die Konversation ist ein lustiges Durcheinander von englisch, deutsch und hebräisch, gerade, wer was zum besten gibt, damit es dann alle verstehen können. Miriam und Hagay sind liebenswerte Gäste, die bei einem großen Familienfrühstück unbedingt auch unsere Enkelkinder kennen lernen wollen und für die sie nach israelischer Sitte liebevoll ausgewählte Gastgeschenke bereithalten.

Am Sonntag, 31.07.2011 findet die Begegnung einen schönen oberbergischen Abschluss. Nach einem gemeinsamen Mittagessen im Ponyhof in Hübender machen wir alle zusammen eine Planwagenfahrt durch das Homburger Land, um dann in sehr würdiger Form eine tief bewegende Gedenkfeier auf dem jüdischen Friedhof in Nümbrecht abzuhalten.

Der Abend ist dem Abschied in den Familien vorbehalten, denn schon früh am Montag geht der Flieger von Köln - jedoch noch nicht nach Tel Aviv, sondern erst für einen viertägigen Aufenthalt nach Berlin.

Keine Frage, dass Miriam und Hagay meine Frau und mich herzlich nach Israel einladen, wann immer wir das ermöglichen könnten. Miriam hat Tränen in den Augen, als sie meine Frau am frühen Montagmorgen ein letztes Mal umarmt. Schade, dass nicht alle Menschen - egal wo sie herkommen - so miteinander umgehen können.

Gerhard und Iris Hermann bin ich sehr dankbar, dass sie mir dies alles letztes und auch dieses Jahr ermöglicht haben. Sie sind unermüdlich Leib und Seele dieser Partnerschaft seit nunmehr 30 Jahren. Unglaublich, aber wahr.

Gerhard Altz

Der komplette Bericht, inklusive weiterer Fotos, kann hier heruntergeladen werden (PDF, 606 kB)

Einen weiteren Bericht mit einer Bilderserie und drei Videos gibt's hier...