Neues Wiehler Bäderkonzept wurde vorgestellt

(26. März 2014) Vor dem Hintergrund des einsetzenden demografischen Wandels und der daraus resultierenden infrastrukturellen Anpassung des öffentlichen Raumes setzt die Stadt Wiehl auf einen intensiven Bürgerdialog, zur Schaffung größtmöglicher Transparenz. So waren der Einladung zur Infoveranstaltung bezüglich des neuen Wiehler Bäderkonzeptes wieder viele Interessierte in die Mensa des Dietrich Bonhoeffer-Gymnasiums gefolgt, wo sich Bürgermeister Werner Becker-Blonigen, die Beigeordneten Michael Schell und Maik Adomeit, Fachbereichsleiter, das Planungsteam und die Architekten direkt den Fragen der Bürgerinnen und Bürger stellten.
Bürgermeister Werner Becker-Blonigen rekapitulierte die sieben Jahre währende Bäder-Debatte im Stadtrat, umriss den Meinungsbildungsprozess und unterstrich, dass man die themenorientierte Diskussion durchaus begrüße. Durch die unumgänglich Notwendigkeit von Grundsanierungen im Bielsteiner Hallenbad und dem Wiehler Freibad stelle sich die Frage, welche Angebote für veränderte Lebensführung und rückläufige Einwohnerentwicklung sinnvoll seien, bzw. welche Bäder man sich in Zukunft leisten könne. Politischer Wille sei die Erhaltung des Bielsteiner Freibades, das seit einigen Jahren durch einen aktiven Förderverein unterstützt wird. Durch die unumgängliche Sanierungsnotwendigkeit des in die Jahre gekommenen Bielsteiner Hallenbades entstünden Kosten in Höhe von vier bis fünf Millionen Euro, deren Ausgabe in keinem Verhältnis zum gewünschten Ergebnis ständen. Da es jedoch mehrheitlicher politischer Wille sei in Wiehl ganzjähriges Schwimmen für Schulen, Vereine und Öffentlichkeit zu ermöglichen und gleichzeitig die Kosten im Rahmen zu halten, favorisierte der Rat im Sommer 2013 mit großer Mehrheit die Zusammenlegung des Bielsteiner Hallenbades mit dem Wiehler Freibad zu einem zentral gelegenen Ganzjahresbad mit Attraktivitätsfaktor. Primäre Bestimmung der Einrichtung seien das Schwimmen und die Gesundheit, weshalb man zwecks professioneller Planung und Realisierung das Generalplanungsunternehmen "agn" und das Architekturbüro Krieger beauftragt habe.

Anhand einer Beamer-Präsentation visualisierte Krieger-Mitarbeiterin Birte Thönelt das neue Bad, das im Hallenbereich ein 25-Meter Sportbecken mit fünf Bahnen, ein Mehrzweckbecken mit Hubboden, eine Wasserlandschaft für Kinder und eine 68 Meter lange Erlebnis-Wasserrutsche bietet. Abgedunkelt ist die Rutsche mit speziellen Lichteffekten beleuchtet und zusätzlich mit einer Geschwindigkeitsmessung bestückt, was den Attraktivitätsfaktor steigert. In vier Sammel-Umkleidekabinen finden sich je zwei Einzelkabinen und insgesamt 120 Schränke zur Aufbewahrung der Kleidung. Die nordseitige, 50 Meter lange Verglasungsfront ist bei entsprechender Witterung großzügig zu öffnen und schafft so direkten Zugang zum Außenbereich. Das sich dort befindliche Warmwasser-Sole-Außenbecken hat eine Größe von 150 Quadratmetern, ist mit Sole von ca. drei Prozent angereichert und dient mit seinen acht Nacken-, Schulter- und Rückenmassage-Düsen, der Körperentspannung, sowie der Behandlung von Hautproblemen und rheumatischen Erkrankungen. Durch die günstige Lage direkt neben der Eishalle, profitieren Hallen- und Solebecken energetisch von der Abwärme der Eismaschine und der vorhandenen Solaranlage und können im laufenden Betrieb auch personelle Synergie-Effekte nutzen.

Die vorhandene Sprunganlage wird erhalten, durch ein Beachvolleyballfeld ergänzt und eingerahmt von einer Strand-Atmosphäre, mit Sand, Liegen und einer kleinen Beach-Bar. Für die kleinen Badegäste wird der Wasser-Matsch-Erlebnisbereich, mit seinen zahlreichen Spiele-und Aktivitätsmöglichkeiten sicher ein besonderer Anziehungspunkt werden. Eine kleine Caféteria und ein Mehrzweckraum für Veranstaltungen und Kindergeburtstage runden das Angebot ab. Nach Bauantrag und öffentlicher Ausschreibung ist der Baubeginn für 2015 angestrebt, die Fertigstellung für Herbst 2016 vorgesehen. Nach den Ausführungen der Architektin beantworteten die Fachleute zahlreiche Nachfragen bezüglich von Personalfragen, Kinderplantschbecken, Eintrittspreisen, Umkleidekabinen und Energiekosten. Die veranschlagten Baukosten liegen bei elf Millionen Euro, wobei die Sanierung des Altbestandes schon mit geschätzten sechs bis sieben Millionen Euro zu Buche geschlagen wäre.

Durch den Grünen-Stadtverordneten Jürgen Körber, Initiator eines Einwohnerantrages, der den Bau des Sole-Beckens vereiteln möchte und statt dessen die Anlage eines Naturschwimmteichs befürwortet, wurden die veranschlagten Bau-und Betriebskosten für das Solebecken angezweifelt. Dr. Dieter Fuchs, ebenfalls Unterstützer des Antrages, forderte eine erneute, neutrale Prüfung, ob das Naturbad nicht eine umweltfreundlichere und kostengünstigere Lösung für alle Alterstufen sei, Dr. Roland Adelmann warf dem Planungsausschuss vor, vor dem Ratsentscheid falsche Zahlen in den Raum gestellt zu haben.

Es entwickelte sich eine engagierte Kontroverse, die vom Bürgermeister ausdrücklich respektiert wurde: "Die Wahrnehmung ihrer demokratischen Rechte ist eine Selbstverständlichkeit". Gleichwohl appellierte er an die Besonnenheit aller Beteiligten, unterschiedliche Wiehler Stadtteile und Interessengruppen nicht gegeneinander auszuspielen, um "das Gemeinwesen nicht in Schieflage zu bringen". Eine erneute Verzögerung des Projektes, ziehe mit Sicherheit höhere Kosten nach sich, doch sicherte er eine erneute Prüfung des Einwohnerantrages zu. (so)