Ungewöhnliche Begegnung von Christen und Muslimen in der Ev. Kirche Wiehl

(20. September 2017) Am 7. September fand die erste - und sicher außergewöhnliche Veranstaltung - in der evangelischen Kirche im Rahmen der Interkulturellen Woche 2017 in Wiehl statt. Mehr als 50 Besucherinnen und Besucher bildeten eine bunt gemischte Gruppe. 35 muslimische Frauen und Männer aus der Engelskirchener, Waldbröler und Bergneustädter Moschee haben auf die Einladung reagiert. Und auch der neue Imam aus Waldbröl war mit dabei. Ebenso Flüchtlingsfamilien aus Syrien und eine Muslima aus Somalia. Zur Zeit leben in Wiehl 380 Flüchtlinge, von denen 80 % Muslime sind. 250 davon sind anerkannt, 130 noch im Asylverfahren.
Die beiden Pfarrerinnen Martina Sonnenberg und Judith Krüger waren ebenfalls dabei und Hatice Can aus Waldbröl übernahm die Übersetzung.

Auch Berivan Pektaš, Sozialarbeiterin aus Engelskirchen mit türkischen Wurzeln, die für das Projekt Wege gehen bei der Caritas zuständig ist, begleitet von Andrea Bänker von der Caritas. Die türkischstämmige Emine Kayadibi, die in der Zentrale des Gummersbacher Krankenhauses tätig ist und als Dolmetscherin arbeitet, stand ebenfalls für die Übersetzung zur Verfügung.

Diese eher ungewöhnliche Veranstaltung führt zurück auf sehr lange persönliche Kontakte zu muslimischen Schülerinnen und Schülern aus der Zeit, als Michael Höhn noch Berufsschulpfarrer in Gummersbach-Dieringhausen war und viele muslimische Schülerinnen und Schüler an seinem Religionsunterricht teilgenommen hatten.

Monika und Michael Höhn haben immer wieder die Einladungen der Moschee-Gemeinden angenommen, bei denen sie zu Sommerfesten, und auch zum Tag der offenen Moschee am 3. Oktober eingeladen wurden.

So entstand der Wunsch von einigen muslimischen Flüchtlingsfrauen aus Wiehl, eine Moschee zu besuchen.

Im April des Jahres kam es zu einem ersten Besuch in der Engelskirchener Moschee. Und die Frage stand an, ob die Muslime im Gegenzug auch eine Kirche besuchen würden.

Bei dem Treffen am 7. September hat Pfarrer i.R. Eberhard Tröger, der mit seiner Frau viele Jahre in Ägypten gearbeitet hat, den Besucherinnen und Besuchern die Symbole der evangelischen Kirche, Kirchenfenster, Taufbecken, die gemeinsame Sitzordnung erklärt.

Und der in Ruhestand gegangene Kirchenmusikdirektor Hans Wülfing aus Bergneustadt hat mit Klavier und Orgel die Musik zu Gehör gebracht, die in den Kirchen üblich ist.

Im Anschluss gab es noch bei Kuchen und Tee einen regen Austausch, bei dem Gemeinsamkeiten und Unterschiede ausgetauscht wurden.

Monika Höhn: „Die Schwierigkeiten mit der Türkei und das Thema pro und contra Erdogan standen nicht zur Debatte. Wir haben diese Gelegenheit ohne politische Auseinandersetzungen genutzt, für eine gute Begegnung und ein friedliches Miteinander hier im oberbergischen Kreis zu werben. Wir denken, dass wir unserem Ziel wieder ein Stück näher gekommen sind. Die ersten positiven Reaktionen haben wir gestern Abend schon erhalten. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren von der Veranstaltung sehr angetan und wollen ähnliche Begegnungen gerne fortsetzen. Nun liegt es auch an uns, die geöffneten Türen zu nutzen und eventuell am 3. Oktober, dem Tag der Offenen Moscheen, unser Interesse an weiteren Begegnungen zu zeigen. Nur durch persönliche Begegnungen können Vorteile und Ängste abgebaut werden und wir bleiben dabei unserem Motto treu: Alles wirkliche Leben ist Begegnung!“