Paten für Kinder: Verein unterstützt Kinder und Jugendliche psychisch kranker Eltern

(18. November 2017) Sind Eltern krank, brauchen auch die Kinder Hilfe. „Wir unterstützen Kinder und Jugendliche, deren Eltern sich in einer existentiellen Belastungssituation wie einer psychischen Erkrankung oder Suchterkrankung befinden“, sagt Sandra Karsten, Geschäftsführerin des neuen Wiehler Vereins „Lebensfarben“.
Dazu bildet der Verein ehrenamtliche Paten aus, die einmal pro Woche mit den Kindern Zeit verbringen, als Gesprächspartner und Vertrauensperson zur Verfügung stehen. Es ist das erste Patenmodell im Oberbergischen Kreis und trifft auf breite Unterstützung von Ämtern und Stiftungen. Im März gründete sich der Verein, der im Dezember die ersten Paten ausgebildet hat und an den Start gehen kann. „Kinder stehen im Regen, wenn Eltern so schwer krank sind“, weiß Hubertus Vierschilling, Koordinator des GemeindePsychiatrischenVerbundes und zuständig beim Oberbergischen Kreis für Soziale Dienste. Im Gesundheitsamt sehe man großen Bedarf für die Unterstützung dieser Kinder und Jugendlichen. Das unterstreicht auch Michaela Döhl-Becker, die sich als Prokuristin der Oberbergischen Gesellschaft zur Hilfe für psychische Behinderte mit den Problemen von Betroffenen auskennt und den Mangel an Unterstützungsangeboten für Kinder beklagt.

„Der Schritt ins Jugendamt ist schwer, nicht aber zu einem Verein wie, Lebensfarben‘“, nennt die Leiterin des Wiehler Jugendamtes, Andrea Stawinski, einen wichtigen Vorteil des Vereins. Das Jugendamt nutze gerne ortsnahe präventive Angebote. Michael Schell, 1. Beigeordneter der Stadt Wiehl, hebt den hohen Anteil ehrenamtlicher Arbeit in dem Verein hervor. Das überzeugte auch die Sozialstiftung der Kreissparkasse Köln. „Ehrenamtliches Engagement steht bei uns im Focus“, sagt Stiftungsmanagerin Sonja Weber. Hauptförderer des Vereins ist die Karl Bröcker Stiftung aus Lippstadt, die sich für Projekte zur Zukunft von Kindern einsetzt. Sie fördert den Verein für zwei Jahre. Die Wiehler Sozialstiftung gewährleistet insbesondere die Ausbildung der Paten. Die bislang 21 Vereinsmitglieder sind Fachkräfte aus dem Gesundheits-, Finanz- und Rechtswesen, die ihre Kompetenzen in den Verein einbringen.

„Es haben sich überall Türen geöffnet, als wir unsere Pläne zur Beratung und Unterstützung von Kindern und Jugendlichen psychisch kranker und suchtkranker Eltern vorgetragen haben“, erzählt Vorstandsmitglied Rolf Trapp. Auch das Interesse auf Seiten der ehrenamtlichen Paten ist groß. 17 Teilnehmer kamen zum ersten Info-Abend. Acht von ihnen bereiten sich seit Mai auf ihre verantwortungsvolle Aufgabe vor. Über Einrichtungen für betreutes Wohnen kamen schon die ersten Anfragen von Familien, die gerne mit den Paten in Kontakt kommen wollen. Im Dezember endet die aus vier Modulen bestehende Ausbildung, bei der die Paten für psychische Erkrankungen und Suchterkrankungen sensibilisiert werden und die Beziehungsaufnahme zu den erkrankten Eltern thematisiert wird. Außerdem lernen die Teilnehmer eine Kindeswohlgefährdung zu erkennen. Auch für die Reflexion der neuen Erfahrungen ist Teil der Ausbildung.

Neben der Ausbildung und Vermittlung von Paten kooperiert der Verein mit anderen Hilfeträgern und betreibt Aufklärungsarbeit in Form von Schulbesuchen. „Wir fangen in Wiehl mit unserer Arbeit an und wollen unser Angebot später auf den gesamten Oberbergischen Kreis ausweiten“, sagt Vorstandsmitglied Trapp. In den Räumen des Wiehler Steuerberaters Karl Friedrich Soest in der Mühlenstraße hat der Verein sein Büro eröffnet und lädt dort am 15. Januar 2018 um 19 Uhr zum nächsten Info-Abend für interessierte Paten ein. Weitere Informationen unter www.lebensfarben-oberberg.de.