Große Resonanz auf Vortrag über Hochbegabte

(23. November 2005) "Ist vorzeitige Einschulung die einzige Lösung für begabte Kinder im Kindergarten?" - Diese Frage wurde unter großer Resonanz der Öffentlichkeit bei einem Vortrag in der Sparkasse Wiehl näher beleuchtet.
Eingeladen hatte der Elternverein IKUH; kurz für Interessengemeinschaft Kind und Hochbegabung Bergisches Land, in Zusammenarbeit mit der Kreisvolkshochschule.

Unter den ca. 75 interessierten Eltern und Erzieherinnen waren vermutlich auch solche, die sich von der Referentin ein allgemeines Rezept für oder gegen eine vorzeitige Einschulung der begabten Kinder erhofft hatten. Die Remscheider Begabtenpädagogin Kerstin Biedebach stellte jedoch klar: "Diese Frage kann immer nur ganz individuell entschieden werden, denn neben der intellektuellen Reife spielen zusätzlich Faktoren wie der emotionale und körperliche Entwicklungsstand eine wichtige Rolle."

Vorrangig sei zu prüfen, wie man dem Kind den Verbleib im Kindergarten ermöglichen könne, denn mit verschiedenen Maßnahmen könne man oft erreichen, dass das Kind sich in der Tagesstätte wohl fühlt. Individuelle und begabungsgerechte Förderprogramme innerhalb des Kindergartens sowie ganz besonders eine "pädagogische Grundhaltung, die Besonderheit dieser Kinder zu erkennen und zu akzeptieren" könnten eine frühe Einschulung überflüssig machen. In ihrer Remscheider Tagesstätte wird z.B. über längere Zeiträume projektorientiert gearbeitet, mit Zahlen und Buchstaben aber auch in einer Schach-'AG'. Trotzdem solle aber unbedingt auf eines geachtet werden: "Lassen Sie das Kind auch Kind sein." Biedebach betonte weiterhin, dass eine enge Zusammenarbeit zwischen Kindergarten und Eltern aber auch mit der Grundschule unbedingt notwendig ist. Möglichkeiten wie Schnupperstunden bzw. -wochen in der Schule mit der Option, problemlos in den Kindergarten zurückzukehren könnten eine Orientierungshilfe geben.

Hilfs- und Beratungsangebote für Familien mit hochbegabten Kindern sind dünn gesät. So ist der Umgang mit diesen Kindern (2.2% aller Kinder gelten als anerkannt hochbegabt) für ErzieherInnen und Eltern oft sehr anstrengend und schwierig. "Hochbegabte Kinder", so Kerstin Biedebach, "brauchen vor allem ein Umfeld, das ihre Lebenssituation versteht." Der Initiator des Vortrages, der Verein IKUH e.V., bemüht sich durch verschiedene Angebote ein solches Umfeld zu schaffen und Eltern und Pädagoginnen in ihrer Arbeit zu unterstützen. Information zu Programm und Verein findet man unter www.ikuh.de.

Der nächste Termin für den Elterngesprächskreis Oberberg ist am 5. Dezember, 19.30 im Wiehler Gymnasium.