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SEITE 11ALLGEMEINES


Lesen im Alter

In der Zeitschrift BAGSO, (BundesArbeits-Gemeinchaft der Senioren-Organisation) schreibt Dr. Christoph Steinbach, von der Uni Göttingen, das Lesen des 3. Lebensalters, in Form eines literarischen Kolloquiums; welches er über mehrere Semester gehalten hat. Früher hieß das Seminar "Leseschule" und fand wenig Anklang, weil jeder ältere Mensch meinte: "Lesen habe ich gelernt."
Lesen im Alter, zumal, wenn es in der Gruppe geschieht, kann lebendig machen, fördert die Kommunikation, ermöglicht die eigene Denkweise mit der anderer zu vergleichen. Und was kann man sich für das Altern Besseres wünschen, als daß man Lebendigkeit erlebt und aufgeschlossen bleibt für andere Denkweisen. Außerdem lassen uns Texte Zeit. Wir können das Lesen eines Satzes wiederholen, Pausen einlegen. Das ermöglicht uns tiefes Verständnis des Textes und ein abwägendes Nachdenken über die Bedeutung, die der Text für uns haben kann. Besonders wir älteren Jahrgänge haben in der Schule gelernt, zwischen ernsthafter Literatur und trivialer, nur auf billige Unterhaltung ausgerichteter Literatur zu unterscheiden. Eine Diskussion über den Rang eines Buches ist zwar interessant, bringt uns aber nicht weiter, in dem was uns beim Lesen wichtig ist, nämlich mit uns selbst und der Welt besser umgehen zu lernen, Unwichtiges von Wichtigem zu unterscheiden und die Veränderung der Welt im Laufe unseres Lebens besser zu verstehen.
Lesen ist darüber hinaus wie Reisen. Reisen bedeutet, seine Neugier zu befriedigen, Entdeckungen zu machen, die man bisher nicht machen konnte, sich selbst zu erfahren und um etwas erzählen zu können. Es kann sogar noch intensiver sein, als bei Reisen in reale Länder. Wenn wir Isabel Allende, Gabriel Marquez oder Ingo Schulze lesen, erfahren wir mehr über Länder und Menschen, was sie bewegt und wie sie mit ihren Problemen umgehen. Und damit kann das Lesen für uns im eigentlichen Sinne fruchtbar sein.
Wir können die eigene Welt und die eigene Anschauung aus einem anderen Blickwinkel betrachten, sie vielleicht sogar ändern. Zugleich erhalten wir mit dem Lesen unsere Verbindung zur Außenwelt und verhindern so, zu verkümmern oder uns zu isolieren. Bei dem Seminar wurden auch Jugendbücher gelesen und so wurde viel über die heutige Jugend gelernt und alle bekamen die Fähigkeit, sie zu verstehen und damit die Voraussetzung für eine fruchtbare Kommunikation mit den jungen Leuten. Lebendigkeit hängt davon ab, daß man mit der Welt um uns in Verbindung bleibt, an den Problemen Anteil nimmt und daß man sich am Glück und Gelingen in dieser Welt freut. Lesen kann man im Gegensatz zum Reisen auch dann noch, wenn der Körper ein reales Reisen nicht mehr ermöglicht, der Geist aber noch klar ist.
Das Lesen in der Gruppe verlangt, daß man seine eigenen Ansichten formuliert, aber auch, daß man den anderen, wenn sie über ihre Ansichten sprechen, aufmerksam zuhört. Man hat etwas zu erzählen wie nach einer Reise. Auf diese Weise fördert das Lesen die eigene Kommunikationsfähigkeit und damit eine Fähigkeit, die man nicht genug fördern kann, weil sie die Verbindung zur Welt und damit für unser Menschsein bis zum Ende darstellt.

*Wer sich weiter mit dem Thema "Lesen im Alter" beschäftigen will, der sei auf ein Büchlein verwiesen, dem auch der Verfasser dieses Aufsatzes viel verdankt: Hans-Ulrich Klose, Rudi Walter (Hrsg.): Lesen im 3. Lebensalter - Wege zum Buch - erschienen in der Reihe "Forum Demographie und Politik" spezial Juli 1998,Bonn. Zu bestellen ist das Büchlein beim SPD-Vertriebsservice.

*Dieser Artikel ließ mich an unseren Literaturkreis denken, wo das Lesen und vor allem mit der Vorbereitung auch die geistige Lebendigkeit und Kommunikationsfähigkeit gefördert wird. Jeder, der einen Vortrag vorbereitet, lernt selbst eine Menge dazu.

Inge Rückbrodt


(entn. Aus: BAGSO, Alter und Bildung, 2/2000)

INTERVIEWSEITE 12


Interview mit dem Landtagsabgeordneten, Hagen Jobi

Herr Jobi konnte im Mai d. J. in unseren Oberbergischen Wahlkreis (28) bei der Landtagswahl die meisten Stimmen auf sich vereinigen. Der Wahlkreis umfaßt neben der Stadt Wiehl die Städte / Gemeinden Bergneustadt, Engelskirchen, Lindlar (Teil), Morsbach, Nümbrecht und Waldbröl. Herr Jobi vertritt also unseren Wahlkreis als Abgeordneter im Landtag NRW zu Düsseldorf.
Ende Oktober gewährte er unserem Redakteur, Herrn Rauhut, ein Interview in seinen Privaträumen. Absicht unseres Redakteurs war es, insbesondere den älteren Bürgerinnen und Bürgern die Persönlichkeit unseres MdL. ein wenig näher zu bringen, als dies normalerweise in Presseberichten geschieht.
Herr Jobi ist 53 Jahre alt, verheiratet und hat 3 Kinder. Das Älteste, ein Sohn, ist in der Altenpflege tätig. Der Gastgeber wohnt seit 26 Jahren in Drabenderhöhe. Er ist, wenn auch über einen Umweg, in die hiesige Ansiedlung der Siebenbürger Sachsen gekommen und sieht in der Verankerung in dieser heimatlichen Gemeinschaft, die Basis seines Starts als Politiker in den 70er Jahren. Die legendären Herren Eduard Dürr und Robert Gassner, die sich in selbstloser Weise um die Ansiedlung der Siebenbürger in Drabenderhöhe verdient gemacht haben, hat er persönlich gekannt und mit ihnen Kontakt gepflegt.
Die Frage nach persönlichen Neigungen nimmt Herr Jobi erfreut zum Anlaß, die in der Wohnung mit Sorgfalt und Geschmack verteilten Bilder und Skulpturen zu zeigen. Vornehmlich Expressionistisches neben Abstraktem von zum Teil schon bekannten Künstlern ist zu sehen und wird mit viel Sachverstand kommentiert. Auch der Impressionismus gehört zu den besonders geschätzten Kunstrichtungen.

Im Folgenden gestellte Fragen und Antworten:

Redaktion:  Bei der letzten Kommunal- u. Bürgermeisterwahl hat der Bürgermeister über 95 % der Stimmen auf sich vereinigen können. Die großen demokratischen Parteien hatten ihrerseits auf einen eigenen Kandidaten verzichtet. Sicher hätten auch Sie eine Chance gehabt - wenn Sie denn gewollt hätten. Wie ist das damals gelaufen?
Herr Jobi: Die SPD und die CDU, Wiehl wußten natürlich um die hohe Eignung des Herrn Becker-Blonigen. Er war und ist bei den Wiehlern sehr beliebt. Wir waren uns deshalb verhältnismäßig schnell in dieser Sache einig geworden. Hier mußte das Parteiinteresse zugunsten der Gesamtheit unserer Stadt zurückstehen.
Redaktion:  Stimmt es, daß zumindest für´s erste sowohl in Ihrer Partei als auch in der SPD sich Stimmen meldeten, die damit nicht einverstanden waren, etwa mit der Begründung: "Wir haben auch in den eigenen Reihen fähige Leute.?"
Herr Jobi: Für meine Partei kann ich das bestätigen. Ich mußte mich teilweise gegen die Argumente von Parteifreunden wehren. Von der Gegenseite habe ich Vergleichbares gehört.
Redaktion:  Sehen Sie in der Verschwiegenheit über ein vertrautes Gespräch - auch mit dem politischen Gegner - eine äußerst wichtige Sache?
Herr Jobi: Ganz besonders, wenn es sich um den politischen Gegner handelt. Dinge, die ihrer Natur nach diskret zu behandeln sind, könnten Sie aus mir nicht einmal herausprügeln. Zuverlässigkeit und Fairness halten die Tür offen für evtl. später nötige Gespräche über Parteigrenzen hinweg.
Redaktion:  Sie stehen in dem Ruf, viel für Hilfsbedürftige, Alte und Kranke getan zu haben - und auch noch zu tun. Können Sie diese Aktivitäten bei der neuen Einbindung in die Düsseldorfer Opposition weiter verfolgen, ohne daß es in dem einen oder anderen Bereich ein wenig eng wird?
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