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SEITE 11OASe - AUSFLUG


Das "Erzählcafe" und der Ausflug nach Eckenhagen

Das "Erzählcafe" trifft sich seit zwei Jahren einmal pro Quartal. Wir haben berichtet über das Haus unserer Kindheit, über die Großeltern, die Ferien, den Krieg und Weihnachtsfeiern in schwerer Zeit. Wir sind zwischen 65 und 80 Jahre alt und kommen aus den verschiedensten Gegenden Deutschlands, nur wenige stammen aus dem Oberbergischen. So ergibt sich ein buntes Mosaik der Erzählungen. Wir haben ein Leben lang gearbeitet, haben das Ende der Weimarer Republik, das "Dritte Reich" und den zweiten Weltkrieg als Kinder und Jugendliche erlebt, und viele von uns mussten Flucht und Vertreibung mit unsäglichen Strapazen erdulden. Nach dem Krieg haben wir uns mühsam "berappelt", haben das Wirtschaftswunder und die 68er erlebt und finden uns jetzt in einer vom Internet bestimmten Welt wieder, aber über uns sprechen konnten wir selten. Sicher, wir hatten unsere Kinder, aber die wollten von uns immer nur wissen, warum wir "das" mitgemacht haben, wenn sie überhaupt etwas wissen wollten. Wir konnten ihnen vieles nicht erklären. Wir konnten ihnen vieles nicht erklären, weil wir es uns selbst nicht erklären konnten. Also haben wir geschwiegen und wurden alt. Deshalb tut es uns gut, im "Erzählcafe" berichten zu können über Ängste und Verletzungen, über Glück und Schmerz, über unser Leben im vergangenen Jahrhundert; über ein Leben zwischen Kaiserreich und Computergesellschaft. Und das Verständnis füreinander wächst dabei.
Am 6.6.01 fanden wir uns nicht zum Reden zusammen, sondern besuchten auf Anregung eines Ehepaares aus unserem Kreis das Heimatmuseum in Eckenhagen, und für die meisten war es eine Reise in die Kindheit, in die Welt der Großeltern. So passte diese Fahrt wunderbar in unser Konzept.
Mit 16 Personen fuhren wir bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen los und empfanden während der kurzen Fahrt wieder einmal die Schönheit des Oberbergischen Landes.
Das ist ein sehr schöner, ruhiger Platz geworden, mitten im Dorf und doch abgeschirmt durch Hecken und Bäume, dieses Heimatmuseum, bestehend aus einem Fachwerkhaus (dem eigentlichen Museum), der großen Scheune, die zu einem einladenden Dorfgemeinschaftshaus umgebaut wurde, und dem "Backes". Frau und Herr Schöler begrüßten uns freundlich, und die über 1 ½ Std. dauernde Führung durch Herrn Schöler wurde zu einem Erlebnis. Überaus temperamentvoll, mit Humor und gespickt mit "Dönekes" erzählte er ohne Pause vom Entstehen des Museums und von seiner Sammelleidenschaft. Oft verfiel er ins Plattdeutsche und ich verstand nicht alles, aber überzeugend war der Eindruck, dass dieses Museum für ihn Lebensaufgabe und Herzensangelegenheit ist. Für dieses Engagement bekommt er das Bundesverdienstkreuz. So ist in den vergangenen 10 Jahren vom Heimatverein, von Sponsoren und mit Landesmitteln aus dem alten "Isenhardts Hoff" dieser schöne Dreiklang der Gebäude mit Hof dazwischen geworden, abgerundet durch einen offenen Stall mit alten Geräten und Fahrzeugen. Er strahtl Ruhe und Geborgenheit aus. Vor der Tür des Museums steht


eine schöne, alte Pumpe,

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an der Hauswand das besondere Häuschen mit einem Herz in der Tür. Und dann treten wir im Untergeschoss ein in eine Welt vor 200 Jahren. Sie war arm und entbehrungsreich, die Brotsuppe ein Hauptnahrungsmittel, der Arbeitstag 12 Stunden und mehr. Das einfache Geschirr ist aus Holz, Zinn oder Steingut, das Bett zu klein für uns und die winzigen Öllampen können nicht viel Licht gespendet haben. Für alle Geräte und Möbel, vieles von ihm selbst gesammelt, hat Herr Schöler Erklärungen über die Herkunft und Geschichten bereit und lässt so eine ferne Zeit aufleben ohne Strom, Auto und all die Bequemlichkeiten, die wir für selbstverständlich halten.



Herr Schöler in "Fahrt"


Im Obergeschoss sieht es in der Welt vor 100 Jahren wohlhabender aus, und die "gute Stube" sieht wirklich so aus wie bei meiner Großmutter mit dem Vertiko, der versenkbaren Nähmaschine, dem Plüschsofa und den dunklen Eichenstühlen. Auch hier ist in fünf Zimmern mit viel Liebe und Sorgfalt so viel an Möbeln, Bildern, Geschirr, Wäsche und Arbeitsgeräten zusammengetragen worden, dass man ganz entzückt ist von so viel schönen, alten Dingen; und das Besondere hier: Man kann alles anfassen und Fragen stellen. Unsere Führung endet beim alten Backhaus, in dem auch jetzt noch öfter Brot gebacken wird. Auch hier weiß Herr Schöler manche Anekdote und erklärt die vielen Geräte und Formen, die an den Wänden hängen oder im Raum stehen.
Der so interessante Nachmittag wird abgerundet und gekrönt mit einer umfangreichen Kaffeetafel im Dorfgemeinschaftshaus und ich esse den besten Bienenstich meines Lebens, von Frau Schöler gebacken.
Herzlichen Dank an Frau und Herrn Auswitz für die Anregung zu diesem Ausflug und an Frau Peifer für die Organisation. Ein Besuch lohnt sich unbedingt.

Hildegunde Janas




"Erzählcafe" Gruppe
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