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Interview mit Frau Ina Albowitz, MdB

Im Juli gewährte Frau Ina Albowitz unserem Redakteur, Günter Rauhut, in den Räumen der FDP - Geschäftsstelle Gummersbach, ein Interview. Frau Albowitz ist seit Juni letzten Jahres Mitglied des Bundestages in der Nachfolge des damals ausgeschiedenen Jürgen Möllemann. Sie war jedoch bereits in den Jahren 1990 bis 1998, für zwei Wahlperioden also, Bundestagsmitglied und verfügt demzufolge, was die Tätigkeit im Plenum angeht, über reichen Erfahrungsschatz. Sie ist verheiratet, hat eine Tochter und wohnt in Derschlag, einer Nachbarortschaft unserer Heimatstadt Wiehl. Im Jahre 1975 ist Ina Albowitz in die FDP eingetreten und hat bis heute eine Fülle von herausragenden Positionen bekleidet. Genannt sei u. a. das Mandat der stellvertretenden Landrätin in unserem Oberbergischen Kreis. Mit Fragen oder Problemen unserer Stadt ist sie also durchaus vertraut.

Nachfolgend verschiedene Fragen und Antworten:

Red.:
Frau Albowitz, Sie sind in der Weltkulturstadt Weimar geboren, gleichwohl aber mehr als 25 Jahre Mitglied der hiesigen FDP. Wann sind Sie in die Bundesrepublik gekommen?

Frau A.:
Damals gab es die Bundesrepublik noch gar nicht. Ich bin mit meiner Mutter 1947 in den Westen gekommen, der zu der Zeit in Besatzungszonen aufgeteilt war.

Red.:
Ihre Geburtsstadt hat in der Deutschen Geschichte in vieler Beziehung eine bedeutende Rolle gespielt. Empfinden Sie noch heute eine besondere Verbundenheit?

Frau A.:
Ohne Frage. Das Flair der Stadt beeindruckt mich immer wieder neu.

Red.:
Die große alte Dame Ihrer Partei, Frau Hildegard Hamm-Brücher, wurde kürzlich 80 Jahre alt. Man sagt, Theodor Heuss habe ihr mit den Worten "Mädle, Sie müsset in die Politik" den politischen Weg gewiesen. Hat es eine starke Persönlichkeit gegeben, die Ihnen in vergleichbarer Weise zu Beginn Ihrer Karriere geholfen hat?

Frau A.:
Nein. Natürlich war man innerhalb der Partei miteinander befreundet und half sich gegenseitig. Die wichtigen Positionen musste ich mir aber selbst erarbeiten.

Red.:
Man sagt Ihnen nach, dass Sie in Plenum und Gremien sehr treffsicher argumentieren. Wie treffsicher sind Sie mit der Waffe, d. h. wie gut schießen Sie?

Frau A.:
Ich glaube, nicht schlecht. Sportgewehr und Jagdwaffe lasse ich gelten, sofern die letztere zur Hege mit der Büchse eingesetzt wird. Als Mittel für gewalttätige Auseinandersetzungen ist mir die Schusswaffe suspekt.

Red.:
Sie sind Mitglied im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Demnach haben Sie zumindest indirekt mit der Vergabe von Fördermitteln an bedürftige Länder zu tun. Sind Sie sicher, dass diese immer an die richtigen Stellen geraten?

Frau A.:
Absolute Sicherheit gibt es nicht. Wir sind aber intensiv bemüht, alle Risiken auszuschalten. Zu diesem Zweck besuchen wir z. B. die unterstützten Länder, um uns vor Ort zu informieren. Im Rahmen dieser Aktivitäten war ich kürzlich in Nicaragua. Ich stehe zur Stunde noch unter dem Eindruck des dort erfahrenen Elends.

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Red.:
Nach letzten Umfragen ist Ihre Partei dabei, das Wählerpotential zu mehren. Von bis zu 12 % ist die Rede. Es ist also nicht ausgeschlossen, dass Sie in absehbarer Zeit wieder Regierungspartei werden. Wie stehen Sie zur nächsten geplanten Anhebung der Ökosteuer?

Frau A.:
Egal was kommt : Das wäre mit uns nicht zu machen.

Red.:
Ihre Generalsekretärin, Frau Pieper, hat angeregt, den Bundespräsidenten künftig direkt durch das Volk wählen zu lassen. Sie trifft sich da mit ihrer Meinung der kürzlichen Äußerung des Präsidenten selbst. Wie ist Ihre Meinung?

Frau A.:
Ich finde, das wäre eine gute Sache, die durchaus unserem Demokratieverständnis entspricht.

Red.:
In letzter Zeit häufen sich die Fälle, dass hochstehende Persönlichkeiten bzw. Institutionen, wie bedeutende Banken, die mit Recht in Konflikt geraten sind, plötzlich von den Staatsanwaltschaften gegen Zahlungen hoher Geldbußen von der Strafverfolgung freigestellt werden. Sind wir dabei, die Prinzipien des Rechtsstaates aufzugeben? Kann sich jemand, der viel Geld hat, das vermeintliche Recht erkaufen und auch gleichzeitig die Eintragung ins Strafregister umgehen?

Frau A.:
Grundsätzlich nein. Zwei Dinge müssen unbedingt beachtet werden: Die Organe unserer Rechtssprechung sind von der Regierung, Bundestag, Bundesrat usw. völlig unabhängig. Andererseits sehen Staatsanwaltschaften und Gerichte bei ihren Entscheidungen auf deren Folgen. Im Falle der West LB wären z. B. viele Arbeitsplätze von Menschen gefährdet, die mit der eigentlichen Sache nichts zu tun haben.

Red.:
Zwei letzte Fragen: Haben Sie Humor oder glauben Sie welchen zu haben?

Frau A.:
Ich habe mir die Fähigkeit bewahrt, über mich selbst lachen zu können.

Red.:
Wir sprachen eingangs über Weimar. Es gibt eine herrliche Hunderasse: Die Weimarer. Unser Wiehler Revierförster, Herr Jesch, hat eine Hündin. Mögen Sie Tiere?

Frau A.:
Unser Dackel Krümel hat uns viele schöne Stunden bereitet. Er lebt leider nicht mehr. Jetzt, da alle Familienmitglieder, die für die Betreuung infrage kämen, oft und viel unterwegs sind, denken wir nicht an eine Neuanschaffung. Aber später, da wollen wir wieder einen: Einen Dackel!

Frau Albowitz, die Redaktion dankt Ihnen für das Gespräch.




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