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SEITE 7INTERVIEW


Interview mit Frau Ministerin Bärbel Höhn

Frau Bärbel Höhn ist in unserem Land NRW Ministerin für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.

Der sich daraus ergebende Tätigkeitsbereich berührt auch stark unsere Stadt Wiehl mit ihren verzweigten Ortsteilen, in denen Landwirtschaft und Naturschutz von Bedeutung sind. Frau Höhn gewährte unserem Redakteur Günter Rauhut kürzlich ein Interview. Das Gespräch fand in der Lobby des Düsseldorfer Landtags statt.

Als hervorzuhebende Merkmale der Karriere der Ministerin sind zu nennen, dass sie nach dem Studium in Kiel das Mathematik-Diplom erwarb und - allerdings zur Zeit beurlaubte - wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universität Duisburg ist.

In verschiedenen Bürgerinitiativen ihres derzeitigen Wohnortes Oberhausen hat sie sich mit Erfolg engagiert.

Nachfolgend Fragen und Antworten:

Red.:
Frau Ministerin Höhn, Sie sind in Flensburg geboren. Noch "Norddeutscher" geht es nicht. Wann sind Sie an Rhein und Ruhr gewechselt?

F.Höhn:
In Norddeutschland habe ich lange gewohnt, allerdings nicht ständig in Flensburg. Heimstatt hatte ich auch für jeweils längere Zeit in Heide/Holstein und Wilhelmshaven/Niedersachsen. An die Ruhr bin ich 1978 gewechselt.

Red.:
Hatten Sie Probleme, sich auf die sicher vorhandenen Verschiedenheiten der Bürgerinnen und Bürger hier und da um- oder einzustellen?

F.Höhn:
Überhaupt nicht. Mir gefällt die offene gradlinige Art der Menschen an Rhein und Ruhr.

Red.:
1979/80 wurde Ihre Partei gegründet. Fünf Jahre später wurden Sie Mitglied, zu einer Zeit, da die Grünen noch längst nicht aus dem frühen Sturm und Drang heraus waren. Gab es ein prägendes Erlebnis oder eine Reihe von Eindrücken, die Sie veranlasst haben, "Grüne" zu werden?

F.Höhn:
Ja. Es waren die pol. Turbolenzen der 70er Jahre, bei denen es zu einem sehr großen Teil um Fragen der Umwelt ging. Die Ölkrise 73 gehörte auch zum Themenkreis.

Red.:
Ihre Partei (später "Bündnis 90 / Die Grünen") hat sich im Laufe der vergangenen rund 20 Jahre zumindest partiell von ursprünglich wesentlichen Prinzipien entfernt. Ihre verteidigungspolitische Sprecherin, Frau Beer, gibt mit ihren Aussagen hierfür ein beredtes Beispiel. Befinden sich die Grünen nach den Querelen der jüngeren Vergangenheit wieder in ruhigerem Fahrwasser oder zeigt sich z. B. mit der Ökosteuer wieder neuer Sprengstoff am Horizont?

F.Höhn:
Im Kern haben wir uns nicht geändert. Gewiss: Politik machen und Regierungspartei sein, heißt auch, bisweilen Kompromisse schließen müssen. Bedenkt man, was wir alles erreicht haben, so können wir mit der Vergangenheit unserer jungen Partei zufrieden sein.

Red.:
Nach den letzten Landtagswahlen kämpften Sie finessenreich und teils auch heldisch um eine erneute Regierungsbeteiligung. Die von Ihnen gemeinsam mit Herrn Vesper geführten Verhandlungen müssen hart gewesen sein. So stellten es jedenfalls die Medien dar. Hatten Sie zu jener Zeit schon einmal die Anwandlung, die "Brocken hinzuwerfen"?


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F.Höhn:
Niemals. Die Medien haben die Dinge wohl auch zu sehr dramatisiert. Darüber hinaus: Ohne eine, im guten Sinne des Wortes, "kämpferische Einstellung" wird es auf die Dauer wohl kaum gelingen, erfolgreiche Politik zu machen.

Red.:
Sie sind verheiratet, Mutter zweier Kinder und deshalb als Familienmittelpunkt sicher dann und wann doppeltem Stress ausgesetzt. Wie schaffen Sie das alles?

F.Höhn:
Meine Kinder sind mittlerweile über 20 Jahre alt und bedürfen deshalb der mütterlichen Fürsorge nicht mehr so sehr wie früher. Mit meinem Mann habe ich stets die häusliche Arbeit geteilt. So ist es auch heute noch.

Red.:
Ich bin Hundebesitzer, möchte es mir aber verkneifen, die LHV - Landeshundeverordnung - aufs Tapet zu bringen. Darf ich davon ausgehen, dass Sie grundsätzlich Tiere mögen und damit auch unsere treuesten, und historisch ältesten Begleiter, die Hunde?

F.Höhn:
Ich mag Tiere, wie sollte ich wohl sonst Ministerin für Naturschutz und Landwirtschaft sein. Mit Hunden bin ich aufgewachsen und schätze sie vor allen anderen Haustierarten.

Red.:
Von den 17 Grünen im Landtag sind lediglich 3 älter als 50 Jahre - der älteste 54. Da möchte ich als Redakteur eines Seniorenblattes die Frage stellen: Tun Sie auch speziell was für die Alten? Ist Ihnen der Begriff verschämte Altersarmut bekannt?

F.Höhn:
Der Begriff "verschämte Altersarmut" ist mir bekannt. Senioren, die verbrieften Anspruch auf soziale Zuwendungen, gleich welcher Art, haben, sollte Mut gemacht werden, nicht etwa aus Scham auf diese Hilfen zu verzichten. Zum anderen Teil der Frage: Grüne sind stets vorn dabei, wenn es um Initiativen und Gesetzesvorlagen zugunsten alter Bürgerinnen und Bürger geht.

Red.:
Letzte Wirtschaftsdaten der Autoindustrie weisen durchweg schlechte Ergebnisse der Hersteller von Klein- und Mittelklassewagen aus. Im Gegensatz dazu platzen die Auftragsbücher bei den Fabrikanten von Luxuskarossen: Für mich ein weiteres Indiz dafür, dass die Schere zwischen Arm und reich hierzulande stetig weiter auseinander geht. Sehen Sie das ähnlich und bereitet Ihnen dieser Sachverhalt Sorge?

F.Höhn:
Ja - sehr große sogar. Ich fürchte, dass sich hier eine soziale Frage anbahnt, deren Ausmaß zur Zeit noch nicht voll abzusehen ist.

Red.:
Haben Sie Hobbys und sofern vorhanden, Zeit genug diesen nachzugehen?

F. Höhn:
Ich schwimme und jogge. Früher habe ich mit Freude und Ausdauer verschiedene Arten von Handarbeit gemacht. Heute fehlt dafür leider die Zeit.

Red.:
Wie wichtig ist Ihnen der Humor?

F.Höhn:
Humor ist ein unabdingbares Beiwerk zu meiner insgesamt positiven Lebenseinstellung.

Red.:
Frau Ministerin Höhn, die Redaktion INFO - OASe dankt Ihnen für dieses Gespräch!

Günter Rauhut

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