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SEITE 15ALLGEMEIN


Es gab weder Gruppentherapie noch Weight-Watchers, keine Sonnenstudios, kein Kindererziehungsjahr für Väter und auch keine Zweitwagen. Wir waren da, bevor es den Hausmann, die Gleichstellungsbeauftragte, Pampers, Aussteiger und computergesteuerte Heiratsvermittlung gab.

Wir haben damals Transistorradios nicht gekannt, hörten Musik nicht von der CD und die New Yorker Philharmoniker nicht via Satellit. Es gab auch keine elektronischen Schreibmaschinen, keine künstlichen Herzen, keinen Joghurt in Plastikbechern und auch keine Jungs, die Ohrringe tragen. Die Begriffe "Software" für alles, was man nicht essen oder trinken kann, waren noch nicht erfunden. In dieser Zeit hieß "Made in Japan" billiger Kram. Man hatte noch nichts von Pizza, McDonalds und Instant Coffee gehört.
Wir kauften auf der Strasse für 5 Pfennige eine Tüte Eis und für 10 Pfennige einen Beutel Studentenfutter. Ein Taschengeld von 5 Mark im Monat war Grund genug, den glücklichen Empfänger zu beneiden. Briefe haben wir mit 10 Pfennig-Marken frankiert, der Postbote trug sie mindestens 2 x am Tag aus. Damals sind wir mehr gelaufen als gefahren, obwohl man für 1 Groschen mit der Straßenbahn von einem Ende der Stadt bis zum anderen fahren konnte. Wenn die Tanzstunde aus war, brachte jeder Junge seine Partnerin nach Hause.

Nach der Grundschulzeit zahlten unsere Eltern Schulgeld und wir kauften nach der Versetzung die nächsten Lehrbücher unseren Vorgängern nach zähen Verhandlungen ab. Wenn die Eltern das Schulgeld nicht aufbringen konnten, wurde es ihnen erlassen, vorausgesetzt Tochter oder Sohn konnten was. Zu uns gehören die, die gekämpft und verloren haben, gehungert und gefroren haben, die glaubten und betrogen wurden, die des Menschen Niedertracht und Erbärmlichkeit, aber auch seine Unbeugsamkeit und Größe erfahren haben, denen Schuld zugewiesen wurde, ohne dass sie sich schuldig gemacht hatten und ihre Heimat verloren.


ALLGEMEINSEITE 16


Wir haben auch nicht vergessen, was Not ist. Dass ein Brot auf dem Tisch ein Paar heile Schuhe, einen warmen Ofen zu besitzen, schon Reichtum bedeuten konnte. Wir haben inmitten von Trümmern, Not und Elend nicht nach Zukunftsperspektiven gefragt - wir haben sie uns und denen, die nach Hause kamen, geschaffen.

Fast alles mussten wir selber tun und mit dem auskommen, was wir hatten. Zu glauben, dass der Staat uns schließlich doch versorgen wird, wenn wir über unsere Verhältnisse gelebt haben, wäre undenkbar gewesen. Und "Bock" haben wir immer gehabt. Diese ganze Entwicklung haben wir über uns ergehen lassen müssen. Ist es da ein Wunder, wenn wir manchmal etwas konfus wirken und unser Umfeld mit Staunen betrachten?

Aber letztendlich haben wir alles überlebt und unser Lebensschiff nicht untergehen lassen. Ist das nicht ein Grund zum Feiern und sich zu freuen, dass wir das heute noch können?

Verfasser unbekannt

Nach der englischen Version "For all those born before 1945 - consider the changes we have witnessed".





Glücklich ist,
wer seine Wünsche
in das rechte Verhältnis
zu seinen Mitteln
zu bringen vermag.

Johann Heinrich Pestalozzi
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