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Das Gewaltschutzgesetz
(In Kraft seit Januar 2002)

Es gibt viele Formen der Gewalt, z. B psychische und physische Gewalt. Diese beiden Formen der Gewalt trifft man am häufigsten in Partnerschaften und Familien an. Es ist die sogenannte häusliche Gewalt.
Tatsache ist, daß es Gewalt gegen Frauen durch Männer überall, in allen gesellschaftlichen Schichten und zu jeder Zeit gab und gibt. Die Männer schlagen, demütigen, beleidigen und vergewaltigen die Frau, die sie angeblich so sehr lieben.
Viele Betroffene hoffen lange Zeit, daß sich die Situation wieder bessern wird. Doch fast immer trügt die Hoffnung. Meistens fängt alles ganz harmlos an. Viel zu spät wird bemerkt, daß schon lange vor dem ersten "Ausrutscher" etwas nicht in Ordnung war. Bestimmte Verhaltensweisen sind der erste Schritt in der Gewaltspirale.

Zum Beispiel:
  • "Laß es uns doch zu Hause gemütlich machen", sagt er jedesmal, wenn sie die Freundin treffen will. Immer häufiger sagt sie Verabredungen ab.

  • Er ist schnell eifersüchtig, vermutet überall Rivalen. Sie kommt ihm entgegen und kommt nach der Arbeit immer direkt nach Hause.

  • Er mag ihre Familie nicht leiden. Zuerst fährt sie alleine hin, dann immer seltener. Mehr und mehr kontrolliert er ihr Leben und sie entfremdet sich von Familie, Freunden und Bekannten.

Dann beginnt die 2. Phase:
  • Er bittet nicht mehr, er fordert. Er kritisiert alles und vergreift sich dabei immer öfter in Ton und Wortwahl.

  • Nichts kann sie ihm recht machen. Ob es um den Haushalt geht ("Du kannst gar nicht kochen") oder um die Erziehung der Kinder. Er bemängelt ihr Äußeres ("Du gehst aus dem Leim") oder zielt auf die Intimsphäre ("Was Langweiligeres im Bett ist mir noch nie begegnet").

  • Er will verletzen, trampelt systematisch auf ihren Gefühlen herum und versucht, sie klein zu machen. Sie wehrt sich nicht. Die Demütigungen zeigen Wirkung. Bald kann sie sich selbst nicht mehr leiden.

Phase 3:
  • Vielleicht hat es nicht einmal besonders weh getan. Trotzdem ist der erste Schlag ein Schock. Er bekommt einen Wutanfall, weil sie doch einmal später nach Hausse gekommen ist. Oder ihm "rutscht die Hand aus", weil sie Widerworte gegeben hat.

  • Spätestens am nächsten Morgen tut ihm der "Ausrutscher" leid.

  • Er wird sich schämen, mit Blumen um Verzeihung bitten. "Das passiert nie wieder. Ich war außer mir".

  • Er versucht zu erklären, daß er eigentlich keine Schuld trägt. Der Ärger mit dem Chef, die Frechheiten der Kinder und dann mußte sie auch gerade dieses Thema anschneiden...."

  • Er zeigt sich von seiner besten Seite. Man versteht sich wieder besser, ist sogar eine Zeitlang glücklich.





Dennoch, ein Tabu ist gebrochen.
Die Erfahrung zeigt, die meisten Männer, die einmal zugeschlagen haben, werden das wieder tun, wenn sie niemand daran hindert. Die Gewaltspirale, einmal in Gang gesetzt, wird sich weiter drehen. Wieder und wieder wird er Besserung geloben - und dann doch wieder zuschlagen, aus immer nichtigeren Anlässen, mit immer weniger Hemmungen.

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Gefangen im Kreislauf der Gewalt
Warum Frauen massive Gewalt sogar über Jahre hinweg ertragen, können Außenstehende oft nicht begreifen. Der betroffenen Frau aber erscheint die Situation oft ausweglos, weil:
  • er droht, ihr die Kinder wegzunehmen

  • sie in finanzieller Abhängigkeit von ihrem Mann lebt

  • die Gewalt zum Alltag geworden ist

  • sie auf Besserung hofft. Wie verfahren die Situation ist, will sie sich nicht eingestehen.

  • sie sich immer noch für ein harmonisches Familienleben verantwortlich fühlt. So gibt sie sich die Schuld, wenn gestritten wird.

  • sie glaubt, persönlich versagt zu haben. Sie schämt sich, selbst mit einer guten Freundin darüber zu sprechen.

Wege aus der Gewalt
    Gewalt in der Ehe oder Partnerschaft ist ein Teufelskreis. Je länger sie die Schläge oder Demütigungen erträgt, desto schwieriger wird es, zu einer harmonischen Partnerschaft zurück zu finden.
  • Erkennen sie die Gefahr, wenn seine Eifersuchtsanfälle sich häufen, wenn alles nach seinem Willen gehen muß. Sie fühlen es, daß mit dieser Partnerschaft etwas nicht in Ordnung ist.

  • Immer nur nachgeben ist keine Lösung. Versuchen sie sich in Streitfragen zu behaupten. Lassen Sie sich nicht von Freunden und Bekannten trennen. Das Leben besteht aus mehr als nur aus Ehe und Beziehung.

  • Lassen Sie sich nicht erniedrigen. Wenn er ständig nur ihre Schwächen herausstellt, dann hat das System, er will Sie erniedrigen.

  • Wenn er gewalttätig wird, versuchen Sie nicht aus Scham oder Angst alleine damit fertig zu werden. Vertrauen Sie sich jemanden an.

  • Sagen Sie ihm, daß Sie beim nächsten Mal die Polizei holen werden - und tun Sie das dann auch! Erstatten Sie Anzeige. Die Polizei hat das Recht, den gewalttätigen Mann zunächst für 10 Tage der Wohnung zu verweisen. Auf Antrag, beim Amtsgericht, wird diese Frist auch verlängert.

  • Nutzen Sie die Zeit und holen Sie sich Rat und Hilfe. Rat und Hilfe bekommen Sie an ganz vielen Stellen.

Zum Beispiel:
  • Bei der Polizei, dort gibt es Opferschutzbeauftragte

  • Bei Rechtsanwälten/innen. Wenn Sie kein Einkommen haben, stellen Sie einen Antrag auf Prozeßkostenhilfe.

  • Bei psychologischen Beratungsstellen

  • Bei niedergelassenen Therapeuten

  • Beim Weißen Ring

  • Und nicht zuletzt gibt es Frauenhäuser, wo Mitarbeiterinnen sind, die Ihnen weiterhelfen und mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Es gibt selbstverständlich auch Frauen, die Gewalt ausüben. Zwar in einer kleineren Anzahl. Wenn ein Mann Opfer von häuslicher Gewalt wird, gilt für ihn selbstverständlich das gleiche Prozedere wie für die betroffene Frau.
Es gibt sehr viele Gründe, warum ein Mensch zu Gewalttaten neigt. Und es gibt viele Wege aus dieser Situation. Ein Gewalttäter wird nur dann erkennen, daß er Hilfe braucht, wenn man ihm deutliche Grenzen setzt und ihm allein die Verantwortung für sein Handeln überläßt.

Jutta Weins


Sommerbild

Ich sah des Sommers letzte Rose stehn,
Sie war, als ob sie bluten könne, rot;
Da sprach ich schaudernd im Vorübergehn:
So weit im Leben, ist zu nah am Tod!

Es regte sich kein Hauch am heißen Tag,
Nur leise strich ein weißer Schmetterling;
Doch, ob auch kaum die Luft sein Flügelschlag
Bewegte, sie empfand es und verging.

(entn. Aus "Poesie d. Jahreszeiten)
Reclam Verlag
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