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Agenda 2010

"Was zu tun ist."

Bis zum Jahr 2010 sollte es also getan sein, was unsere sozialen und gesellschaftlichen Strukturen wieder in Ordnung bringt und zukunftssicher macht. Einige der älteren Info-OASe-Leser werden diese, hoffentlich segensreiche Zeit gewiss nicht mehr erleben. Allen jedoch sei sorgfältiges Studium der sogenannten Ruckrede vom 26. April 1997 unseres früheren Bundespräsidenten Roman Herzog anempfohlen, in der von der größten gesellschaftlichen Herausforderung der letzten 50 Jahre gesprochen wird. Der Text ist in einschlägigen Bibliotheken und politischen Instutitionen nachzulesen.

Voraussetzung scheint allerdings, dass der womöglich alternde Informationsbedürftige nicht etwa Sehhilfen benötigt und gleichzeitig Sozialhilfeempfänger ist. Im Glossar, Seite 59 in der Broschüre zur Agenda 2010 des Presseamtes der Bundesregierung heißt es: "Sehhilfen werden nur noch in besonders schweren Fällen bezuschusst." Sich auszumalen, wie diese sein müssen, bedarf sicher keiner großen Fantasie.

An den seinerseits genannten Fakten hat sich wenig oder nichts geändert. Ca. 4,5 Mio. Arbeitslose, Erosion der Sozialversicherungen durch auf dem Kopf stehende Alterspyramide bei ungünstiger Tendenz und Globalisierung mit den verschiedenen Herausforderungen belasten nach wie vor Staat und Gesellschaft. Die ca. 6 Jahre nach der oben erwähnten Präsidenten - Ansprache gehaltene Rede des Kanzlers zur Agenda 2010 mit den erstmals klar genannten Zielsetzungen kam wie der Mostert nach dem Essen. Mut zur Veränderung wird gefordert und alle sollen ihren Beitrag leisten: Arbeitgeber und Arbeitnehmer, Rentner, Freiberufler und natürlich auch Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger. Gleichzeitig wird vollmundig verkündet, dass die Steuern sinken, Betriebe entlastet werden usw..

Die Agenda 2010 bringt mehr Geld ins Portemonnaie, heißt es.

Herz was willst du mehr?!

Mit einer großen Zahl vermeintlich positiver Botschaften und der Verkündung vieles bereits erreicht zu haben, werden Bürgerinnen und Bürger überrascht.

Weitere Stichworte, unter denen Maßnahmen in der Öffentlichkeit propagiert werden, lauten "mehr Jobs", Kündigungsschutzrecht, Vereinfachung des Staatswesens (Entbürokratisierung), "mehr Ausbildungsplätze", Zauberwort "Ich-AG" und dergleichen mehr. Hartz - Gesetze und das jetzt umstrittene Arbeitslosengeld II runden das Ganze ab. Ist das alles wirklich nutzbringend und wird tatsächlich konsequent ernsthaft an der schwerwiegenden Problematik gearbeitet?

Präsident Roman Herzog formulierte in seiner Rede in sieben Sätzen den eher entmutigenden Ablauf einer Reformdebatte. Es scheint, als seien wir zur Zeit bei den von ihm benannten Punkten fünf bis sieben angelangt, nämlich der Unübersichtlichkeit. Verunsicherung der Bürger, Appelle zur Besonnenheit, Vertagung vieler bedeutender Probleme.

Allgemeine Politikverdrossenheit ist allenthalben erkennbar. Die Politik muss das Vertrauen der Wähler zurückgewinnen! Wie denn wohl? Johannes Rau hat bei seiner letzten Berliner Rede am 12. Mai 2004 den Weg gewiesen:

"Sagen, was man tut und tun, was man sagt."

Es wäre sicher viel gewonnen.
Günter Rauhut

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"Heimat - und Kuhstall"- Museum,
Damtestr. 60, Wiehl

Wer sich in den Dingen der heimatlichen Geschichte aufs beste kundig machen will, kommt um diese Adresse nicht mehr herum. Im Jahre 1994, vor 10 Jahren also, hat Ernst Birkholz hier in Wiehl Damte sein Heimat und Kuhstallmuseum begründet. In zwei nicht einmal großen Räumlichkeiten wurden Schätze aus mehreren Jahrhunderten von kaum zu ermessendem Wert in großer Vielfalt zusammengetragen. Der Eigentümer weis dem Besucher zu allen Exponaten in oft humorbetonter Weise einen Bericht zu geben. Gern gerät er dabei in die heimatliche Mundart, die dem aufmerksamen Zuhörer bisweilen besonderen Spaß bereitet. Dass Humor und sehr ernsthafte Pflege historischer Werte keine Gegensätze sein müssen, wird eindrucksvoll demonstriert. Bei der Fülle der Bilder, Fotos, Dokumente und Gegenstände fühlt sich der Betrachter an die Worte unseres ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker erinnert: "Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten." Auf alle eindrucksvollen Stücke eingehen zu wollen, hieße den Rahmen dieses Berichtes natürlich sprengen. Auf einige besonders augenfällige Exponate sei aber hingewiesen : Da ist die uralte Truhe aus dem Jahre 1440 mit einer Länge von sechs Ellen, die auch den Säbelhieben französischer Revolutionäre Ende des achtzehnten Jahrhunderts widerstanden hatte. Beeindruckend die alte Standuhr mit den himmelwärts weisenden Astmerkmalen und dem emaillierten Zifferblatt, in dem versehentlich zweimal die vierzigste Minute vermerkt ist. Die Uhr wurde 1830 von dem damals berühmten Uhrmacher Friedrich Bion erbaut. Besonders schön ist das mit einer Blinkanlage ausgestattete, gut erhaltene Hochrad, vermittels dessen der seinerzeit sicher betuchte Bürger ca. 1865 durch die Gegend fuhr und das "Fußvolk" von oben herab grüßte. Der Kinderwagen mit den Speichenrädern und Eichenholzbereifung ist ebenfalls ein Blickfang neben den vielen, vielen anderen Dingen.

Zwei Exponate haben eher nachdenklich gemacht: Die beiden Totenhemden , von denen das ältere 1850 aus Flachs gefertigt wurde und mit seinem schlichten, feinen Gewebe von hinreißender Schönheit ist und der Siebenbürger Trachten Festmantel. Sicher ein Fingerzeig darauf, dass der so heimatverwurzelte oberbergische Eigentümer auch ein Herz für die Schönheiten einer Tradition hat, die weit entfernt Ursprung und Zuhause hat.

Allen , die noch nicht da waren , empfiehlt der Schreiber dieser Zeilen : Fahren Sie mal hin. es lohnt sich. (Vorher tel. anmelden bei Herrn Ernst Birkholz.)

Günter Rauhut


Kind mit Waschschüssel
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