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Urnenwand für den Friedhof in Wiehl

Die gesellschaftlichen Veränderungen seit dem späten 20.Jahrhundert berühren auch den Umgang mit dem Tod. Gemeint ist die wachsende Auflösung fester sozialer Bindungen (Ehe, Familie, kirchliche Glaubensgemeinschaften), die zunehmende Mobilität der Menschen und der Verlust der Orte, denen wir uns bisher verbunden fühlten. Die zunehmende Zahl anonymer Beisetzungen ist ein Ergebnis dieser Entwicklung billig, praktisch, pflegeleicht man verzichtet auf Grabeinfassung, Grabstein und Grabpflege.

Die mobile Gesellschaft hat weniger gefühlsmäßige Bindungen an bestimmte Orte der Erinnerung wie z.B. Grabstätten. Alles, was festgefügt schien, ist in Bewegung geraten. Das muss nicht das Ende aller Bestattungskultur bedeuten, sondern kann auch ein neuer Anfang sein.

Das Land NRW hat am 17.06.2003 ein neues Bestattungsgesetz verabschiedet. Als neue liberale Bestattungsformen gibt es den Friedwald, das Aschestreufeld, den Verzicht auf den Sargzwang, das Bestattungsrecht für Tot und Fehlgeburten. Jetzt gilt es für die Kommunen, die Regelungen möglichst schnell und bürgerfreundlich auf ihren Friedhöfen umzusetzen.

Die Idee der Friedwälder kommt aus der Schweiz. Im Friedwald können sich Menschen zu Lebzeiten einen Baum aussuchen, unter dem später ihre Urne beigesetzt werden kann. Die Asche wird in einer Urne aus biologisch abbaubaren Material beigesetzt, oder auch ohne Urne in ein Loch am Fuß eines Baumes gestreut dies sichert eine äußerst geringe Bodenbelastung und die Natur übernimmt die weitere Grabpflege. Auf Wunsch erinnert ein Schild an den Toten. Das Gebiet bleibt ein normaler Wald und soll dem Besucher nicht auffallen.

Das verstreuen der Asche auf dem Aschestreufeld die wirklich anonyme Art der Beisetzung erfolgt auf einem festgelegten Bereich des Friedhofs individuelle Grabzeichen sind nicht möglich. Als Variante zum Streufeld kann auch ein Aschegrabfeld eingerichtet werden. Hier wird eine Grasnarbe angehoben und die Asche eingestreut. Die Asche bleibt nicht offen liegen.....

Mit dem Verzicht auf den Sargzwang kommt man der türkisch moslemischen Bevölkerung entgegen, die immer häufiger den Wunsch äußert, ihre eigenen Bräuche praktizieren zu können, obwohl dies bisher in direktem Widerspruch zu den deutschen Vorschriften stand.

Für Eltern von Tot und Fehlgeburten gibt es nunmehr die Möglichkeit einer würdevollen Bestattung.

Der Rat der Stadt Wiehl hat sich auf seiner Sitzung vom 13.07,04 gegen das Anlegen eines Friedwaldes und gegen das Anlegen von Aschestreufeldern ausgesprochen. Die überwiegende Mehrheit der Bestattungen findet in traditioneller Form als Erd oder Feuerbestattung statt.

Die anonyme Bestattung gibt es in Form des Reihenbegräbnisses oder als Urnenbestattung. Anonyme Reihengrabstätten oder Urnengrabstätten werden wenn möglich nach dem Willen des Verstorbenen der Reihe nach belegt und erst im Todesfall für die Dauer der Ruhezeit des Verstorbenen abgegeben. Die Beisetzung kann auf Wunsch der Angehörigen im Üblichen Rahmen stattfinden. Über die in den anonymen Reihengrabstätten oder Urnenreihengrabstätten bestatteten Personen werden keine Auskünfte erteilt. Das Ablegen von Kränzen, Blumen usw. ist auf dem Grabfeld nicht, sondern nur auf der gemeinsamen Gedenkstätte erlaubt. Die Gestaltung der Grabfelder obliegt der Friedhofsverwaltung. Die einzelnen Grabstätten werden nicht individuell gekennzeichnet. Grabeinfassungen, Steine, Kreuze und andere Gestaltungselemente sind nicht erlaubt.

Da ein zunehmender Platz an Urnenplätzen besteht und immer mehr Urnengräber von den Angehörigen nicht bis zum Ende der Ruhezeit gepflegt werden können, soll demnächst auf dem Friedhof in Wiehl eine Urnenwand errichtet werden. Es wird die erste im Stadtgebiet sein, weitere Friedhöfe sollen folgen.

Die deutsche Friedhofskultur gerät in Bewegung. So werden wohl künftig die Forderungen immer lauter werden, die Asche im eigenen Garten oder an einem selbstgewählten Platz - ohne den bei uns herrschenden Friedhofszwang - irgendwo in der Landschaft verstreuen zu dürfen. Warum darf man die Asche im Meer verstreuen und nicht zu Land, wenn es die Menschen wünschen? Hygienische Bedenken gäbe es jedenfalls nicht, und in anderen Ländern ist es ja schon möglich.

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Kirchliche Zeremonien werden zunehmend reduziert, ersetzt oder gänzlich aufgegeben. Immer mehr Trauerfeiern sind nicht-kirchlich und werden von weltlichen Trauerrednern durchgeführt. Alte Traditionen werden aufgegeben, neue Ausdrucksformen entstehen.

Quellen:
Friedhofssatzung der Stadt Wiehl
vom 13.07.2004-07-21
www.postmortal.de
Dr. Norbert Fischer
Brigitte Brandl








Verklärter Herbst

Gewaltig endet so das Jahr
Mit goldnem Wein und Frucht der Gärten
Rund schweigen Wälder wunderbar
Und sind des Einsamen Gefährten.

Da sagt der Landmann: Es ist gut.
Ihr Abendglocken lang und leise
Gebt noch zum Ende frohen Mut.
Ein Vogelzug grüßt auf der Reise.

Es ist der Liebe milde Zeit.
Im Kahn den blauen Fluss hinunter
Wie schön sich Bild an Bildchen reiht -
Das geht in Ruh und Schweigen unter.

Georg Trakl (1887 - 1914)


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