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SEITE 9LESERBEITRAG


"NEIN - Tage"

Sie kennen keine NEIN - Tage? Ich kenne sie so, wenn an diesen Tagen alles schief geht. Es fängt schon beim Aufwachen an:

.. Was, so früh schon wach? Ist ja noch dunkel! Warum kann ich nicht mehr schlafen? Rechte Seite, linke Seite, nichts hilft. Dann eben auf, schon schlecht gelaunt! Das Rollo hoch: na ja, typisch für heute das Wetter! Der Himmel grau in grau und es regnet, nein, es schüttet! Lustlos marschiere ich ins Badezimmer. Der Spiegel zeigt mein mürrisches, unausgeschlafenes Gesicht, ich mag mich selbst nicht leiden!

Mal sehen, sicher wird es nach dem Frühstück besser. Denkste! Ein dicker Klecks von der dunklen Marmelade fällt runter, ausgerechnet auf meinen guten hellen Pullover. Der verfl ... Flecken lässt sich auch nicht wegreiben, typisch für heute! Meine gute Laune steigt!!

Abwechslung tut Not, also raus und einkaufen. Die Stimmung hat sich ziemlich neutralisiert. Die lange Schlange an der Kasse ist mal wieder typisch für heute! Aber der Clou kommt erst noch, als ich bezahlen will habe ich kein Geld bei mir. Portemonnaie Zuhause vergessen. Ich möchte laut fluchen! Die Leute hinter mir grinsen. Es hilft alles nichts, auch wenn ich aus der Haut fahren möchte. Es ist eben typisch für heute, alles geht schief Nur gut, dass man mich hier kennt, so habe ich Kredit und kann wenigstens meine Sachen einpacken und mitnehmen.

Lustlos stochere ich später in meinem Mittagessen herum. Bei der Laune kann einem ja auch nichts schmecken!

Beim Mittagsschlaf versuche ich mich zu erholen, danach geht es mir bestimmt besser. "Entspanne dich, entspanne dich" rede ich mir gut zu und schlafe tatsächlich ein. Da schrillt das Telefon, ich schrecke auf, sehe auf die Uhr und denke: " Welcher Idiot ruft denn ausgerechnet jetzt an?" Mühsam rapple ich mich hoch, erreiche den Hörer und brumme Hallo". Da ist keiner mehr da, hat schon eingehängt. Ich bin sauer, und wie! Aber das war mal wieder typisch für heute!

Der angebrochene Nachmittag ist auch nicht besser. Nichts mehr zu naschen da, was viel leicht die Stimmung ein bisschen heben könnte. Ich befinde mich im gleichen Tief wie das Wetter.

Was gibt's heute Abend im Fernsehen? Krimi mit Mord und Totschlag, Katastrophenfilm mit Schrecken und Elend, Ärztefilm mit Krankheiten und viel Blut. Also auch nichts. Ist typisch für heute. Am besten gehe ich ins Bett. Es gibt eben solche Tage, wo alles schief geht, alles nur negativ ist. Darum nenne ich sie auch "NEIN - Tage".
Irene Zierhut


Friedrich Rückert

Herbsthauch

Herz, nun so alt und noch immer nicht klug,
Hoffst von Tagen zu Tagen,
Was dir der blühende Frühling nicht trug,
Werde der Herbst dir noch tragen!

Läßt doch der spielende Wind nicht vom Strauch,
Immer zu schmeicheln, zu kosen.
Rosen entfaltet am Morgen sein Hauch,
Abends verstreut er die Rosen.

Läßt doch der spielende Wind nicht vom Strauch,
Bis er ihn völlig gelichtet.
Alles, o Herz, ist ein Wind und ein Hauch,
Was wir geliebt und gedichtet.

Entnommen aus:
Die Poesie der Jahreszeiten (Reclam)

ALLGEMEINSEITE 10


Ganzheitlichkeit!
Was ist das eigentlich?

Seit der zweiten Hälfte der 80er Jahre ist "Ganzheitlichkeit" das Modewort in den westlichen Industrieländern. Die ganzheitliche Wahrnehmung des Menschen führte (und führt) zu einer neuen Betrachtung von Lebens und Arbeitswelten, revolutioniert die Medizin, die Erziehung, Ernährung und das Freizeitverhalten. Wer "Ganzheitlichkeit' hört, wird ganz still und bescheiden vor Staunen und Bewunderung. Aber wer genau kann diesen Begriff wirklich erfassen und definieren? Auch "Ganzheitlichkeits-Experten" tun sich hier schwer.

Im Internet erzielt man in nur einer Suchmaschine ca. 30.000 Treffer mit dem Begriff "Ganzheitlichkeit". Unter diesem Wort findet man sowohl Seiten über die verschiedensten Philosophen (von Platon bis Nietzsche), Beiträge Ober Yoga und Meditation, fernöstliche Lehren, schamanische Rituale, Ayurveda, Akupunktur, Bachblütentherapie. Qi Gong, Ying und Yang und diverse Esoterikformen mit "selbstgebastelten" Weltanschauungen und eigenen Propheten. Eine gesunde Skepsis gegenüber allein seligmachenden Methoden scheint hier angebracht.

Trotz all der unterschiedlichen Richtungen mache ich den Versuch einer Annäherung an den Begriff "Ganzheitlichkeit"". Das "Netzwerk Ganzheitlichkeit' definiert, im Gegensatz zu einheitlich, das Ganze einer Sache/eines Menschen betreffend Körper, Seele, Geist.

Nicht erwähnt wird bei dieser unklaren Definition allerdings das Zusammenspiel der einzelnen Faktoren. Das Ganze ist mehr als nur die Summe seiner Teile, sondern auch ihre Wechselwirkung.

Beispiel: Niemand wird heute mehr bestreiten, dass psychische Störungen und Probleme auch körperlich krank machen können. Schwerwiegenden Erkrankungen wie Herzinfarkt, Krebs und Asthma werden neben anderen auch psychische Ursachen zuerkannt. Ganzheitlicher Umgang mit Krankheiten bedeutet daher nicht nur die isolierte Betrachtung und Behandlung von Symptomen (z.B. Schmerz), sondern die Einbeziehung anderer Lebensbereiche des Patienten (z.B. Klärung persönlicher Probleme, Stressabbau, Umstellung der Ernährung, Pflege von Hobbies und sozialen Kontakten u.v.m.).

Die ganzheitliche Medizin geht heute davon aus, dass körperliche Erkrankungen, die isoliert behandelt werden, auf Dauer zu psychischen Problemen und sozialer Isolation führen. Einsamkeit wiederum führt zu Krankheiten und seelischen Problemen, denn viele psychische Vorgänge sind keineswegs nur innerhalb eines Menschen angesiedelt, sondern nur aus der Begegnung von Menschen erklärbar. "Ganzheitlichkeit" bedeutet also nicht nur die verschiedenen Aspekte eines Menschen (Körper Seele Geist), sondern auch sein Umfeld und die konkrete Umgebung in der er lebt. All diese Faktoren sind voneinander abhängig und beeinflussen sich ständig gegenseitig.

Ziel eines jeden ganzheitlichen Ansatzes ist es, aus all diesen Teilen ein Ganzes zu bilden und mit sich selbst und seiner Umwelt in Harmonie und Zufriedenheit zu leben. Wer dieses hohe Ziel erreicht, ist im Zustand der Vollkommenheit angekommen. Wem das zu utopisch oder" abgehoben"' ist, kann erst mal versuchen, die einzelnen Teile seinen Lebens miteinander zu "vernetzen", d.h. für sich zu klären, was wichtig und richtig ist und diese Dinge im Leben umzusetzen.

Die interessanteste Aussage in allen ganzheitlichen Ansätzen ist meiner Meinung nach die Aussage, dass jeder Mensch eine eigene Verantwortung für sein eigenes Wohlbefinden trägt. Speziell bei der Behandlungen von Krankheiten ist diese These bemerkenswert. Konkret heißt das ja, dass ich als Patient nicht vom Arzt verlangen kann, meine Symptome "wegzumachen", sondern dass ich durchaus selbst dazu beitragen kann und muss, damit eine Behandlung Erfolg hat.
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