Inzwischen kennt man sich gut, und außerdem hilft die Internetverbindung bei den Kontakten so sehr, dass für die offiziellen Gespräche nicht mehr viel Zeit nötig ist. Man trifft sich eben, um den Kontakt zu pflegen, persönliche Freundschaften zu vertiefen und ein im allgemeinen ereignisreiches Wochenende mit einander zu verbringen.
So auch dieses Jahr, als die Vorbereitung der Hemer Jubiläumsfeier den eigentlichen Anlass des Treffens bot. Neun Wiehler wurden in der Ferme Franchomme herzlich willkommen geheißen, und ohne lange Verzögerung ging es an die Diskussion der anstehenden Themen.
Das sagt sich viel einfacher, als es in Wirklichkeit ist. Für diejenigen, die das erste Mal bei einem solchen Treffen waren, muss es einen beinahe chaotischen Eindruck hinterlassen haben, als über den Tisch hinweg durcheinander laut deutsch und französische verhandelt und auch verstanden wurde. Wen kümmerte es schon, dass die Grammatik eine Nebenrolle spielte in diesem Sprachenkauderwelsch? Man versteht sich eben, und der eine weiß, was der andere zu sagen hat. Und als dann unsere Fotografen hervorragenden Möglichkeiten faden, ihren schon mitgebrachten Fotos zum Partnerschaftsfest im Mai einen guten Ausstellungsrahmen zu geben, begann der erholsame Teil des Aufenthalts.
Am Sonntagmorgen fuhren die Wiehler unter sachkundiger franzö-sischer Leitung nach Lille, der europäischen Kulturhauptstadt 2004 Der Abend bot französische Genüsse, sowohl in Form von Essen und Trinken als auch des Wohlgefühls, als Europäer zu Hause zu sein. Patrick Salmon, Leiter der Jugendmusikschule, lud uns zu seinem Konzert mit drei hervorragenden Solisten ein. Damit bekamen wir einen Vorgeschmack, was uns an künstlerischem Genuss eine Woche später in Wiehl erwartete, wenn Patrick mit 60 Musikern ein großes Konzert geben würde.
Lille galt im 18. Jahrhundert noch als "Paris der Niederlande". Die Schäden, die die Industrialisierung im 19. Jahrhundert hinterließ, hatte man jetzt anlässlich der Auszeichnung, Kulturhauptstadt zu sein, weitgehend beseitigt. Voller Staunen wanderten die Wiehler durch die bewundernswerte, festlich herausgeputzte Kulturhochburg. Leider war es wegen eines ungeheuren Andrangs nicht möglich, im Musée des Beaux Arts die Rubens-Ausstellung zu besichtigen. Schade eigentlich, aber es gab soviel Sehenswertes, dass die verbliebene Zeit kaum ausreichte. Und das auf dem Grande Place errichtete chinesische Teehaus konnte leider auch nicht im Licht strahlend bewundert werden. Ein exotisch anmutendes Gebäude inmitten der alten europäischen Industrie -und Handelsstadt. Aber eine Kulturhauptstadt muss einiges bieten, um Besucher anzulocken.
Campanile heißt die Gaststätte, die uns mittags hungrig aufnahm und uns mit nordfranzösischen Spezialitäten verwöhnte. Die Zeit verging viel zu schnell, und mit stillem Bedauern verabschiedeten sich die Wiehler von ihren Hemer Gastgebern. Mit vielen Küsschen rechts und links, ganz französische Art, versprachen sie, im Mai zur Jubiläumsfeier wiederzukommen.
Marianne Stitz
Bilderserie
Fotos: Christian Melzer