(28. November 2008) In der "allerbesten Stube" der Stadt Wiehl präsentierte der seit sechs Jahren in Wiehl wohnende Pianist Gregor Vidovic am Donnerstagabend ein grandioses Konzert. Bürgermeister Becker-Blonigen ließ es sich nicht nehmen, den Wiehler Bürger zu seinem 20jährigen Bühnenjubiläum persönlich zu begrüßen und genoss sichtlich das erstklassige Spiel des Pianisten.
Pianist Gregor Vidovic - Fotos: Christian Melzer
Etwa 70 musikinteressierte Gäste hatten sich im Burghaus Bielstein
eingefunden, wo seit diesem Jahr Wiehler Kultur auf hohem Niveau
dargeboten wird. In dieser "allerbesten Stube" wurde vor 200 Jahren
Johann Christian Möller als erster Zivilbeamter ernannt. Nunmehr
fungiert das Gebäude als Musikschule, Bücherei und Ort für
Kulturveranstaltungen. Den diesjährigen Reigen der Veranstaltungen
konnte der Kulturkreis nicht perfekter schließen: mit Gregor Vidovic als
besonderes Highlight.
Der 1971 in München geborene deutsche Pianist bosnischer Abstammung
Gregor Vidovic erhielt seinen ersten Klavierunterricht im Alter von 12
Jahren, mit 16 gab er seinen ersten Klavierabend, und mit 18 studierte
er bereits in der Klasse des international renommierten Pianisten und
Klavierpädagogen Arbo Valdma (Estland). Becker-Blonigen hob den Einsatz
Vidovic für den Frieden hervor. Bereits während seiner Studienzeit gab
Gregor Vidovic regelmäßig Konzerte in Kroatien, Bosnien-Herzegowina,
Deutschland, Frankreich und Österreich. Mit deutschen Musikern spielte
er im Balkan und begleitete bosnische Musiker in Deutschland. Weltweit
konzertierte Vidovic - beispielsweise in Kairo, Alexandrien, São Paulo,
Brasília und Rio de Janeiro.
„Die allerbeste Stube der Stadt Wiehl“
Für das Konzert im Bielsteiner Burghaus wählte Gregor Vidovic drei
Komponisten aus dem 19. Jahrhundert. Schon mit 20 Jahren zählte Frederic
Chopin zu den gefeiertsten Pianisten in Paris. Er schrieb fast
ausschließlich einsätzige Klavierwerke, Balladen, Scherzi, Präludien,
Polonäsen und vieles mehr. Mit der "Etude As-Dur, Op. 25 Nr. 1"
eröffnete Vidovic das Konzert, gefolgt von der "Etude c-moll, Op. 10 Nr.
12". Eine Stecknadel hätte man fallen hören können, so fasziniert und
gespannt lauschten die Zuhörer dem brillanten Spiel. Vidovic arbeitete
die Melodie zwischen den perlenden Beiwerktönen hervorragend heraus und
dies mit einer sichtbaren Leichtigkeit. Auf die "Polonaise c-moll, Op.
40 Nr. 2" folgte dann das heitere und lebendig gespielte "Scherzo
b-moll, Op. 31".
Im zweiten Teil spielte Gregor Vidovic zunächst "Sonate h-moll, Op.40
Nr.2" von Muzio Clementi. Clementi war ein italienischer Pianist,
Komponist und Pädagoge, der zu den bedeutendsten Vertretern
italienischer klassischer Klaviermusik zählte und viele Klaviersonaten
sowie das Etüdenwerk "Gradus ad Parnassum" schrieb. Die Sonate wirkte
zunächst schwermütig, aber dann doch wieder leicht. Zukunftsvisionär
schien "Un Sospiro - Etude de Concert" von Franz Liszt. "Un sospiro" ist
ein Teil des "Trois Etudes de Concert", die Liszt um 1848 komponierte.
Das Schlussstück "Après une Lecture de Dante - Fantasia quasi Sonata"
von Liszt begann unruhig, fast aufgeregt und ging in Harfenähnliche
Klänge über bis es mit einem fulminantem Ende schloss. Gleich zwei
Zugaben kredenzte Vidovic seinem begeisterten Publikum. Zum einen die
"Mazurka a-moll, Op. 17 Nr. 4" von Chopin und von Sergej Rachmaninov
"Moment musical e-moll".
Burghaus Bielstein
Kritiker bezeichnen Gregor Vidovic als "uneitlen, nüchternen Poeten des
Klaviers", dessen "fast unbegrenzte pianistische Fähigkeiten einem
verklärten Ziel dienen: der transparenten Darstellung harmonischer
Strukturen, der intelligenten Differenzierung zwischen Wichtigem und
Unwichtigem und einer unverfälschten und persönlichen Charakterisierung
aller Formen und Gestalten, die sich - frei von Konventionen -
ungehindert den Intentionen des Komponisten nähern". Das bestätigte er
im Burghaus Bielstein mit einem Hörgenuss der besonderen Art.
vma
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