Am Freitagnachmittag gab es für Wiehler und Hemer einen Vortrag über die Auswirkungen des Mauerfalls in Berlin auf Europa mit einer kleinen Fotoausstellung über das geteilte und wiedervereinte Berlin. Das Hemer und das Wiehler Partnerschaftskomitee hatten sich im vergangenen Herbst ja in Berlin getroffen und ein Teil der Bilder sind zu jenem Zeitpunkt gemacht worden.
Das weitere Wochenende glich einem großen Fest unter Freunden. Die Wiehler waren mit dem Blasorchester aus Drabenderhöhe angereist, die von Beginn an mit ihrem spontanen Vorspiel für einen flotten musikalischen Rahmen sorgten.
Am Nachmittag starteten Gäste und Gastgeber zu einer zweistündigen Wanderung in die Umgebung von Hem. Am Wegesrand hatten die Hemer Organisatoren Bildtafeln aufgestellt, die die Geschichte der 15-jährigen Partnerschaft zwischen Wiehl und Hem dokumentierten. Die eigentliche Geburtstagsfeier der Städtepartnerschaft im Salle Leplat, fand in einem mit von der Decke hängenden bunten Sternen geschmückten Saal statt. Am Abend spielte das Blasorchester von Patrick Salmon und überraschte mit bayrischer Bierzeltmusik. Zur Feier gekommen war auch eine Delegation aus der englischen Partnerstadt Hems Mossley. Die portugiesische Partnerstadt Aljustrel konnte leider keine Vertreter zur Feier schicken. Es wurde ausgelassen gefeiert mit Torten, die mit dem Hemer und dem Wiehler Wappen verziert waren. Um Mitternacht wurde noch ein Geburtstagslied angestimmt, dies galt dann aber dem Hemer Bürgermeister Francis Vercamer, der seinen Geburtstag am 10. Mai feiert.
Am Sonntag trafen sich die Wiehler und Hemer im Park des dortigen Rathauses bei strahlendem Sonnenschein zum Blumenmarkt und den Ständen mit den heimischen Spezialitäten aus Hem und aus Wiehl. Hier spielten dann die Musiker aus Drabenderhöhe auf mit flotten Rhythmen und am Ende mit beiden Nationalhymnen. Eigens für das Jubiläum gab es die „Chocolat de Hem“, eine Pralinenkreation des seit mehr als einem Jahr in Hem ansässigen Patissiers. Außerdem eine französische Sonderbriefmarke mit den Symbolen beider Städte, die allerdings nur in Frankreich gültig ist. Gegen 15.00 Uhr startete der Bus Richtung Wiehl. Es war kein Abschied für lange, denn bereits in 10 Tagen wird wieder eine Wiehler Schülergruppe zum alljährlichen Laufwettbewerb Oxyg’hem in die Partnerstadt Hem reisen.
Rede von Bürgermeister Werner Becker-Blonigen am 8. Mai vor den Veteranen in Hem
Sehr geehrter Herr Bürgermeister Vercamer,sehr geehrte ancien combattants,
liebe französischen Freunde,
es ist eine Ehre und ein Ausdruck des Vertrauens heute vor Ihnen sprechen zu dürfen. Ich gestehe, dass ich trotz vieler und intensiver Beziehungen nach Frankreich ein wenig zögerte, weil ich als Vertreter einer Nachkriegsgeneration die Schatten der Ereignisse des letzten Jahrhunderts nur von Schilderungen und Erzählungen kennen kann.
Wenn ich aber heute den 08. Mai aus der Distanz von 64 Jahren betrachte, dann bin ich immer noch traurig über die vielen Opfer, über die Demütigungen und die Verletzungen an Leib und Seele, die die kriegerischen Auseinandersetzungen hinterlassen haben.
Ich empfinde Dankbarkeit, dass es mit dem Sieg der Alliierten gelungen ist, das deutsche Volk von einem verbrecherischen Regime zu befreien, wozu es selber nicht mehr die Kraft hatte.
Sie, meine hoch respektierten ancien combattants und die gefallenen Soldaten Frankreichs, haben dafür gesorgt, dass die Ehre und Würde Frankreichs wieder hergestellt wurde.
Dies sind die Fakten unserer jüngsten Vergangenheit, die dann in eine Versöhnung unserer Völker, die Besinnung auf unsere gemeinsamen Wurzeln und die Verwandtschaft unserer Kulturen hin mündete. Dieses Werk der Versöhnung trägt die Namen von Charles de Gaulles und Konrad Adenauer. Alle ihre Nachfolger bis heute pflegen diesen Geist, auch wenn sich die Zeiten ändern und schwieriger werden.
Es ist dieser Geist, der eine Zukunft in Frieden und Freiheit unserer europäischen Familie gewährleisten soll. Die tiefe Freundschaftsbeziehung zwischen den Städten Hem und Wiehl ist hierzu ein kleiner und wichtiger Baustein.
Wir sagen heute, am Orte der Erinnerung, einen tiefen Dank an unsere französischen Freunde für die ausgestreckte Hand der Versöhnung. Wir ergreifen diese Hand und verbinden mit ihr alle unsere Zuneigung und alle unsere Freundschaft.
Dies gilt für heute, für morgen, für immer!
Rede von Bürgermeister Werner Becker-Blonigen bei der Abendveranstaltung am 9. Mai in Hem
Lieber Francis,liebe Veronique,
liebe Bürgerinnen und Bürger aus Hem und Wiehl, aus Aljustrel und Mossley,
vor fast zwei Jahrzehnten entstanden die Kontakte von Hem nach Wiehl. Von Anfang an entstand gegenseitige Sympathie und vor fünfzehn Jahren wurde die offizielle Städtepartnerschaft besiegelt. Seit dieser Zeit ist die Mauer gefallen und die Teilung Europas überwunden worden.
Hem und Wiehl haben die deutsch-französische Freundschaft gefestigt und zugleich Aljustrel, Mossley und zuletzt Yokneam mit einbezogen. Es hat viele Begegnungen gegeben, hunderte, vielleicht tausende Menschen haben sich kennengelernt, haben Freundschaft erlebt und Vertrauen zu einander gefunden.
Europa ist unser Heimatkontinent und unsere Nationen sind die wichtigen Bestandteile. Demokratie und Menschenrechte sind unsere gemeinsamen Wertprinzipien. Das Europäische Parlament ist unsere Plattform und die europäischen Institutionen unsere Klammer. Sprachliche, geographische und kulturelle Vielfalt ist unser Reichtum. Unsere Frauen, Männer und Kinder bedeuten unser Leben.
Wir Bürgerinnen und Bürger in Hem und Wiehl haben uns in entspannterer Zeit kennengelernt. Jetzt, in der Finanz- und Wirtschaftskrise, wird sich unsere Freundschaft beweisen. Es ist gut, dass mit Aljustrel und Mossley europäische Freunde dazugekommen sind. Wir werden uns gegenseitig in Solidarität und Freundschaft unterstützen, denn Europa ist in schlechten Zeiten wichtiger als je zuvor.
Lassen Sie mich heute aber auch noch konkret an Denise Houdry und Marianne Stitz erinnern, die Großmütter unserer Städtepartnerschaft, um deren Tod wir gemeinsam getrauert haben. Auch Maguerite Massart und Wilfried Bergerhoff, den Bürgermeistern der offiziellen Partnerschaft, die heute zurückgezogen leben, sei herzlich gedankt.
Wir, die heute Verantwortung tragen, leben die Partnerschaft in diesem Geiste fort. Ich bin sicher, lieber Francis, solange wie wir Bürgermeister in Hem und Wiehl sind, wird dies so bleiben. Und auch Ann und Veronique vertragen sich gut. Wenn die Frauen sich vertragen, gibt es bekanntlich keine Probleme.
Uns allen wünsche ich freundschaftliche Begegnungen und eine Festigung der Beziehungen.
Herzlichen Dank an Francis und alle Freunde aus Hem für ihre Gastfreundschaft und ihren herzlichen Empfang. Danke an alle, die das Leben der Partnerschaft gestalten. Danke auch an Jose Gaudinho und Bob Skeldon.
Es lebe die Partnerschaft von Hem und Wiehl.
Es lebe die deutsch-französische Freundschaft.
Es lebe Europa!
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Fotos: Ane und Klaus Schmitter