
Auch Richard Rogler habe durch die Politik Probleme. Keiner spreche mehr mit ihm und er sei schon zu Selbstgesprächen übergegangen. Die hätten etwas Gutes – man verstehe sich. Aber um von dem Thema Politik loszukommen suchte sich Richard Rogler dann den Sport als Ersatzdroge. Yoga und Stretching standen auf dem Programm. Früher reichte es mit der Bierflasche auf dem Sofa zu sitzen. Aber dabei hatte er seinen Sportunfall – als er die Fernbedienung bei einem Fußballspiel suchte, verletzte er sich an der Sofakante.
Aber die Politik zog sich dann doch durch den Abend, wobei Richard Rogler nicht zimperlich war. Doch dafür ist das Urgestein des deutschen Kabaretts bekannt. Mit scharfer Zunge lästert er seit Jahrzehnten über das menschliche Dasein im Allgemeinen und den desolaten Zustand in unserem Land. Der sprachliche Zustand sei doch sehr bedenklich, der Wortschatz werde immer ärmer, stellte er fest. Das Hauptwort in der deutschen Unterhaltung sei das Wort „Ding“ – z.B. „Wir müssen das Ding bei dem Dings in Dings vorbeibringen“. Der Verfall der deutschen Sprache habe selbst die Kanzlerin erreicht, was man an Äußerungen wie „Der Aufschwung ist jetzt unten angekommen“ merken könne. So mancher Politiker bekam sein Fett weg, aber „die Merkel ist immer in der Mitte“. Wobei eigentlich alle Parteien den Platz in der Mitte beanspruchen würden – da werde es dort sehr eng. Am Besten gebe es nur noch zwei Parteien, forderte Rogler. „Die Jungen“ und „Die Alten“ und diese dann immer als Koalition.
Die Zukunft der Steuersätze, der Einsatz in Afghanistan mit Blick auf den Krawattenmann des Jahrtausends, Karl-Theodor zu Guttenberg, zählten zu den Themen die Richard Rogler in seinem Programm ansprach. Oder auch das Rentensystem – agile Rentner beginnen mit 80 ihr Betriebswirtschaftsstudium und junge Leute haben mit 35 „Burn out“. Der Trend zum Alles-selber-machen - von Quittengelee bis zu Autoreparatur – habe sich zudem extrem ausgebreitet. Und so sehe man an Samstagen hilflose Akademiker zwischen den Hochregalen in den Baumärkten.
Scharf und bissig und doch hinreißend komisch zugleich weiß Richard Rogler seine Erkenntnisse rüber zu bringen. Der mitreißende verbale Kampfgeist des 60-Jährigen ist ungebrochen. Grandios und hochaktuell sein Dialog zwischen Chef und Gebäudereiniger, das passende Beispiel für zynischen Umgang mit der Arbeitskraft Mensch. Erwachsende würden überhaupt immer kindischer: Politiker twittern Belangloses, Senioren spielen mit iPhones, und deutsche Männer sitzen als Trapper im Gartenhäuschen. Dass Männer auch ins Klimakterium kommen, wurde bisher verschwiegen, so Rogler. Zudem könnten Männer nicht mehr alt werden. Früher hatten doch eher die Frauen ein Problem damit. Heute wäre das beste Beispiel Müntefering, doch müsse ihm mal gesagt werden, dass so ein 70jähriger neben einer 29jährigen noch älter aussehe.
Mit intelligentem bösartigen Witz teilte Richard Rogler dem Publikum in der Wiehltalhalle seine tiefsten Erkenntnisse mit und verabschiedete sich mit „wenn sie wieder Mal hier zufällig im Saal hocken – rufen sie in Köln an, dann machen wir uns wieder einen schönen Abend“.
Vera Marzinski
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Fotos: Vera Marzinski