Ein Schiller-Trauerspiel - „Kabale und Liebe“ zum Saisonstart des Schau-Spiel-Studio Oberberg

(23. September 2013) Im Alter von 23 Jahren schrieb Friedrich Schiller mit dem bürgerlichen Trauerspiel „Kabale und Liebe” sein drittes Bühnenwerk. 1784 in Frankfurt/Main uraufgeführt, ist dieser Klassiker des Sturm und Drangs eine radikale Abrechnung mit der herrschenden Gesellschaftsordnung, der damals streng bewahrten Grenze zwischen Adel und Bürgertum. Mit dem bürgerlichen Trauerspiel „Kabale und Liebe“ von Friedrich Schiller eröffnete das Schau-Spiel-Studio Oberberg die Theatersaison 2013/2014 unter der Regie von Peter Kirchner.
Foto: Christian MelzerFoto: Christian Melzer Das Drama handelt von einer Liebesbeziehung. Die Protagonisten sind jung: Luise Millerin (Svenja Szeghedi) und Ferdinand von Walter (Fabian Kaufmann) - die bürgerliche Geigerstochter und der adlige Präsidentensohn. Durch ein Intrigenspiel von Ferdinands Vater und dessen Sekretär Wurm wird diese Liebe unmöglich und endet in einer Katastrophe. Das Stück zeigt die typisch menschlichen Gefühle, wie Liebe, Egoismus, Neid, Zorn, Schuld und Reue und kann auch in einer Zeit ohne Adel als Spiegel der Gesellschaft verstanden werden. Zwei junge Menschen: Luise und Ferdinand träumen den schönen Traum von der Veränderung der Welt, von Toleranz, von unsterblicher Liebe in kalten Zeiten. Sie prallen zusammen mit den Karrierevorstellungen von Ferdinands Vater (Thomas Knura) den intriganten Machenschaften des Sekretärs Wurm (Johannes Schima) – und überhaupt scheint alles gegen diese Verbindung zu revoltieren. Auch Luises Eltern, die Millers (Silke Faber und Hans-Gerd Pruß) sind nicht begeistert von dieser Verbindung. Als Ferdinand und Luise auf ihrer Liebe bestehen, packt Luises Vater die Angst. Und zu Recht: Ferdinands Vater, der Präsident, lässt die Eltern von Luise in den Kerker werfen.

Eine zu tiefst berührende Geschichte von der Unvereinbarkeit von Karriere und Liebe, von oben und unten, von Mann und Frau. Zu unverschämt ist für Präsident von Walter die Gehorsamsverweigerung des Sohnes. Zu unmöglich, eine nicht standesgemäße Heirat, und zudem ist seine politische Karriere gefährdet. Aus politischen Gründen will er seinen Sohn um jeden Preis mit Lady Milford (Linda Göbel), der Geliebten des Herzogs, vermählen, wodurch sich sein eigener Einfluss bei Hofe bedeutend vergrößern würde. Die hadert mit ihrem Schicksal als Buhle und klagt dies ihrer Kammerjungfer Sophie (Nadine Jung). Um Ferdinand dazu zu bewegen, sich von Luise loszusagen und der Zweckehe zuzustimmen, spinnt der Präsident – angetrieben von Haussekretär Wurm – eine perfide Intrige, die seinen Sohn glauben macht, Luise betröge ihn mit Hofmarschall von Kalb (Hartwig Steinmetz). Wird es einen Sieger geben? Die Kabale oder die Liebe?

Kirchner ist wieder einmal eine hervorragende Inszenierung gelungen, bei insbesondere die junge Schauspieler-Garde glänzte. Beeindruckend auch das Bühnenbild. Wie ein Spinnennetz wirken die gespannten Schnüre an beiden Seiten, die das Intrigenspiel des Dramas verdeutlichen. In der Mitte ein quadratisches Podest mit einem symbolhaften, leuchtend-roten Tuch. Darum in U-Form ein Treppenpodest. Die Handlung findet eigentlich an drei verschiedenen Orten statt, doch durch die minimale Bühnengestaltung können die zwei Welten – Adel und Bürgertum – ohne Umbau dennoch perfekt wirken. Zudem wird durch die Beleuchtung mit viel Schatten und Licht gespielt. Insbesondere die drei jungen Darsteller – Szeghedi, Kaufmann, Göbel - brillieren in der Schau-Spiel-Studio Oberberg Inszenierung. Dabei außerordentlich authentisch Linda Göbel als Lady Milford. Thomas Knura, der den Präsidenten von Walter darstellt, ist eine feste Bank im Wiehler Ensemble und spielt wiedermal eine wie auf den Leib geschneiderte Rolle. Sehr intrigant und nicht nur durch seine Pomadenfrisur etwas schmierig wirkt der sich gerne windende Haussekretär Wurm, den Johannes Schima perfekt gibt.

Vera Marzinski

Weitere Aufführungstermine:
Mi. 25.09. /Fr. 27.09. / Sa. 28.09. jeweils um 20 Uhr
So. 29.09. um 18 Uhr
Mi. 02.10. / Fr. 04.10. / Sa. 05.10. jeweils um 20 Uhr
So. 06.10. um 18 Uhr
sowie Mi. 09.10. / Sa. 12.10. um 20 Uhr
So. 13.10. Kabale und Liebe, 18 Uhr
Mi. 16.10. Kabale und Liebe, 20 Uhr

Die Bilderserie wird präsentiert mit freundlicher Unterstützung durch:

Zum Vergrößern der Fotos bitte Vorschaubilder anklicken.