Zunächst machte der Bürgermeister den zeitlichen Ablauf von der ersten Idee eines integrierten Stadtentwicklungskonzeptes bis zur tatsächlichen Baumaßnahme transparent. Von Vorbereitungs- über Qualifizierungs- und Förderphase bis hin zur Umsetzungsphase können oft drei bis vier Jahre vergehen, so dass profunde Stadtentwicklung einen langfristigen, strategischen Horizont erfordere. "Eine attraktive Innenstadt ist die Visitenkarte eines jeden Ortes, deshalb arbeiten wir heute schon an einer Strategie Wiehl 2030". Als Bauprojekte zur Umsetzung des "ISEK-Wiehl-Zentrum" nannte er den Glashauskreisel (Baubeginn 2019), den Wiehlpark (ab 2019 bis 2022 in vier Bauabschnitten), die Stadteingänge (ab 2020), das Bildungs-und Kulturzentrum Dietrich Bonhoeffer Gymnasium (2020), die Bahnhofstraße (2021), den Weiherplatz (2022), die Hauptstraße (2022 und 2024) sowie das Gelände Brucherstraße (2023) und bat die Bürgerinnen und Bürger, sich bei künftigen Bürgergesprächen rege in den Gestaltungsprozess mit einzubringen. "Die Vielzahl und Komplexität der Vorhaben ist für uns alle eine planerische und finanzielle Herausforderung".
Mit einer Analyse der bestehenden innerstädtischen Verkehrssituation beschrieb Jan Siebenmorgen die drängenden verkehrstechnischen Handlungsfelder und stellte die Frage nach einer zukunftsfähigen innerstädtischen Verkehrslenkung. Nach einer ersten Zustandsbeschreibung definierte er die Bereiche Bahnhofstraße und Hauptstraße mit engem Straßenraum und fehlenden Gehwegen, die Verkehrsentlastung der Innenstadt, die Hol-und Bringverkehre an den Schulen, die Schulwegsicherung und die unklare Fahrbeziehung zwischen Wülfringhausener Straße und Hauptstraße als neuralgische Zonen. Eine Schlüsselposition im Sinne der innerstädtischen Verkehrsberuhigung komme dem Glashauskreisel zu, den pro Tag ca. 9.200 Fahrzeuge in Ost-West-Richtung, etwa 7.800 Fahrzeuge in die umgekehrte Richtung querten. Der Zufluss der L320 (Tropfsteinhöhle) orientiere sich zu 80 % in Richtung Stadtmitte und A4, was zu regelmäßigen Rückstaus im Bereich des Glashaus- und Dörner Kreisverkehrs führe. Die Summe von Binnen-, Ziel-, Quell- und Durchgangsverkehr innerhalb der Stadt belaufe sich auf etwa 83.000 Fahrten pro Tag. Das Verhältnis zwischen Verkehrsflächen und Gehwegen sei unausgewogen und beeinträchtige die Lebens-und Wohnqualität von Anwohnern und Besuchern. Nach Auswertung der riesigen Datenmenge einer mehrstufigen Verkehrserhebung aus den Jahren 2014 bis 2017, die in Zusammenarbeit mit den Kollegen vom Büro "Ambrosius Blanke Verkehr Infrastruktur" erstellt wurde, den Ergebnissen einer Haushaltsbefragung, einem Simulationsmodell zur Variantenprüfung, sowie nach Abstimmung mit Trägern öffentlicher Belange und der Politik stellte der Fachmann für Verkehrswesen den Anwesenden die Planungsgrundsätze des überarbeiteten Verkehrskonzeptes vor. Dies sieht als vordringliches Ziel aller baulichen Maßnahmen die verkehrstechnische Innenstadtentlastung und die deutliche Steigerung der Aufenthaltsqualität vor. Erreicht werden sollen diese durch die Erhöhung der Leistungsfähigkeit der Umgehungsstraße, die Entlastung des Ortskerns vom Durchgangsverkehr bei gleichzeitigem Erhalt der Erreichbarkeit durch Schaffung attraktiver Gehwege entlang der Einkaufsstraßen, Steigerung der Sicherheit von Fußgängern durch Fahrbahnquerungen, Einrichtung von Mischverkehrsflächen und die Stärkung von umweltverträglichen Mobilitätsvarianten wie Radverkehr oder ÖPNV. Verkehrskonzept ISEK Wiehl (Grafik als PDF-Datei) Als wesentliche Stellschraube zur Umsetzung definierte er die Verbreiterung des Glashauskreisels, der von derzeit 35 auf 42 Meter Durchmesser erweitert werden könne. Die zwei extrabreiten Fahrspuren sorgten künftig für eine effektive Durchfluss-Steigerung und eine Minderung der Rückstaus um ca. 50 Prozent. Die Vorschläge der Verkehrsplaner sehen eine Einbahnstraßenregelung der Bahnhofstraße Richtung Rathausplatz vor, mit niveaugleichen Übergängen von Fahrbahn und Gehwegen, die multifunktionale saisonale Nutzungen eröffnen. In der Konsequenz wird mit einer Reduktion von derzeit täglich ca. 7.775 durchfahrenden Kfz auf etwa 3.850 Fahrzeuge gerechnet. Um den historischen Wiehler Ortskern zu entlasten, wird auf der Hauptstraße, Fahrtrichtung Oberwiehl, ab Einmündung Ennenfeldstraße, ebenfalls eine Einbahnregelung vorgeschlagen. Von Oberwiehl kommender Verkehr wird auf einer Wendemöglichkeit vor dem Gymnasium wieder in die gleiche Richtung abgeleitet, möglicher Umgehungsverkehr über Ennenfeld- und Puhler Straße wird ggf. im Blick gehalten. Als langfristig wünschenswerten Vorschlag wurde eine Verkehrsspange vom DBG über Stadion in die Homburger Straße, als Innenstadtumgehung, vorgelegt.
Eng mit dem künftigen Verkehrskonzept abgestimmt ist der "Wettbewerb Straßenräume", der Anordnung und Ausbildung von Gestaltungselementen auf innerörtlichem Straßenraum, Gehwegen und Plätzen definiert und zu dem Stadtraumplaner Prof. Hartmut Welters referierte. In einem europaweit ausgeschriebenen Wettbewerb sollen von Juli dieses Jahres an 15 Teams von Verkehrs-und Landschaftsplanern Vorschläge zur attraktiven Gestaltung von Bahnhofstraße, Hauptstraße, dem Rathausvorplatz sowie dem Weiherplatz vorlegen. Die vorgelegten Beiträge werden im Dezember von einem Preisgericht gewertet, anschließend im Gespräch mit Anliegern und Eigentümern die Machbarkeit geprüft. Das aufwändige Verfahren sichert durch Beteiligung vieler Akteure das optimale stadtplanerische Ergebnis. Als Akteure betätigten sich dann auch die Wiehler Bürgerinnen und Bürger, in dem sie im Gespräch mit den Planungsfachleuten Vorschläge und Ideen in den Gestaltungsprozess ihrer Stadt mit einbrachten. Mittels Moderationskarten äußerten sie ihre Wünsche, welche Komponenten Straßenräume für Erwachsene, Jugendliche, Kinder und Senioren attraktiv machen, was aus Bürgersicht unabdingbar zur Aufenthaltsqualität beiträgt. Stichworte wie "essbare Stadt-Hochbeete in verkehrsberuhigten Zonen", "Treppen und Bänke zum Relaxen", "Fahrradwegenetz in der Stadt", "Barrierefreiheit", "Stadtmobiliar" oder "Außengastronomie" machten die vielschichtigen Nutzungsanliegen deutlich und werden in den "Wettbewerb Straßenräume" Eingang finden. Die Bürgeranregungen zum präsentierten Verkehrskonzept (u.a. Hol- und Bring-Zone an Grundschule, Kreisel an Rathaus, mehr Car-Sharing, Geschwindigkeitsbegrenzungen, Millionen Ausgaben um drei Minuten Stau zu vermeiden?) wurden von den Verkehrsplanern aufgenommen und erörtert. "Die Diskussion darf auch kontrovers geführt werden, aber sie muss geführt werden", dankte Bürgermeister Ulrich Stücker für die rege Resonanz auf das Format "Wiehlgespräche" und für den konstruktiven Austausch.
Bis zum 11. Mai 2018 können weitere Anregungen und Hinweise unter folgendem Kontakt eingereicht werden: Sandra Valperz, Stadt Wiehl, Fachbereich 9, Bahnhofstraße 14, 51674 Wiehl; [email protected]
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Fotos: Christian Melzer