Viel Holz in Bielstein

(28. September 2020) Viel Holz und teilweise richtig wild – das sind „Wildes Holz“, die am Donnerstagabend mit ihrem Programm „Höhen und Tiefen“ das Kulturkreis-Publikum in der Aula des Bielsteiner Schulzentrums begeisterten.
Foto: Vera MarzinskiFoto: Vera Marzinski „Höhen und Tiefen“ bezog sich nicht nur auf die Auswahl der Instrumente, was besonders bei Blockflötenspieler Tobias Reisige offensichtlich war mit seiner reichhaltigen Auswahl von Sopranino- bis Groß-Knick-Bass-Bockflöte, sondern auch auf die gemeinsame Zeit von 1998 bis jetzt. Damals gründeten Tobias Reisige, Markus Conrads (Kontrabass) und Anto Karaula (Gitarre), die alle an der Musikschule Recklinghausen tätig waren, das Ensemble. In dieser Besetzung waren sie auch im Februar 2016 im Burghaus Bielstein. Mit einer Konzertgitarre, einem Kontrabass, einer bzw. mehreren Blockflöten – alles aus Holz. Sozusagen astrein. So lautete auch damals das Programm. Im August 2018 verstarb plötzlich und völlig unerwartet ihr langjähriger Gitarrist Anto Karaula im Alter von gerade mal 44 Jahren an den Folgen einer Hirnblutung. Danach war erst einmal niemandem so recht klar, wie es weitergehen sollte.

Mit Djamel Laroussi haben Reisige und Conrads einen Neustart gewagt und mit ihm einen exzellenten Musiker mit außergewöhnlicher Bühnenpräsenz gefunden. Er ist Gitarrenvirtuose, Sänger, Songwriter - geboren 1966 in Algerien und er studierte an der Kölner Musikhochschule. Nun hat er bei „Wildes Holz“ nicht nur den Gitarrenpart übernommen, sondern steuert auch noch musikalische Einflüsse seiner nordafrikanischen Heimat bei. So das „Africhaabi“ - dies sei ein afrikanischer Schlager, erklärte er dem Bielsteiner Publikum, und es klinge ein bisschen wie der Gesang eines Muezzins. In Bielstein begeisterte er mit seiner lockeren Art und seinem Humor ebenso wie mit seinem brillanten Gitarrenspiel. Reisige wollte die Stimmung nicht eskalieren lassen und gab etwas Autobiographisches mit seiner Blockflöte zum Besten. Eine Eigenkomposition, die mit harmonisch-melancholischen Klängen der Gitarre begann, sich mit Kontrabass und Blockflöten immer mehr steigerte und den Titel „Brille“ trug. Grandios ihre Coldplay-Adaption von „Viva la vida“ und das Stück, das sie der Unschuld der Blockflöte widmeten: „Like a virgin“ von Madonna.

Das neue Programm „Höhen und Tiefen“ enthält Höhenflüge mit Tiefgang, aber auch Klassik mit Pop. „Wildes Holz“ ist für viele Stile offen: Neben Jazz und Klassik bedienen sie Swing, Disco, Samba und Rock'n‘Roll. Auch sie wurden durch die Corona-Zeit ausgebremst, spielten zuerst wieder vor Autos – mit „Sie sind ja viel schöner“, begrüßten sie das Kulturkreis-Publikum – und als Opener in Bielstein kam dann passender Weise „zu dieser seltsamen Zeit in der wir uns alle befinden“, so Tobias Reisige: „Look at all the lonely people“ bzw. das „Eleanor Rigby“ von den Beatles. Als Abschluss noch ein neues Instrument – das Sägeblatt. Gespielt von Markus Conrads, der damit die Stimme zu „My heart will go on“, dem Titanic-Hinschmelz-Stück zu „unser aller Gutenachtlied“ adaptierte. Ein brillanter Schlusspunkt zu einem Abend mit handgemachter Musik mit drei einfachen Instrumenten, mit drei brillanten Musikern, die viel Spielfreude rüberbringen und mit der außerordentlichen Bandbreite der Musik verblüfften und begeisterten.

Nächsten Donnerstag – 01. Oktober 2020 - gibt es wieder Handgemachtes in der Aula des Bielsteiner Schulzentrums: Blues vom Feinsten – dafür ist die „Break Down Bluesband“ bekannt. Und es gibt noch Karten bei Wiehl-Ticket und an der Abendkasse.

Vera Marzinski

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Fotos: Vera Marzinski