
So wurde den Gästen auch wirklich ein außergewöhnlicher Gottesdienst geboten, denn Harriet Lewis zelebrierte die Übergänge zwischen den Liedern zu kleinen Predigten. Ob dabei der Funke übersprang oder beim Gesang – das wird wohl bei jedem anders gewesen sein. Aber schon mit Beginn des Konzertes rissen „Harriet Lewis & her Gospel Group“ mit bei „Old Time Religion“. Da Harriet ihre Mitsängerin und Mitsänger sowie die „Engel die Instrumente spielen“ gleich zum ersten Song vorstellte, war es nicht irgendeine Gospelgruppe sondern man wusste gleich, wer da außergewöhnliche Bass- Riffs spielte oder brillante Solos vortrug.
Harriet Lewis ist eine beeindruckende, sympathische und absolut kontrollierte Sängerin, gebürtig von der Ostküste der USA. Sie begeistert ihr Publikum mit ihrer Energie, musikalischer Leidenschaft und der Leidenschaft für die Texte der Lieder. Da es besonders um verbale Botschaften in den Gospelsongs geht, werden diese solistisch oder chorisch vorgetragen. Nicht nur Harriet Lewis überzeugte dabei - insbesondere bei der einzigen Ballade „Thank You Lord“ – sondern auch Theresa Barnett und David Whitley. Die aus Tennesse stammende Theresa brillierte mit außergewöhnlichem Stimmvolumen und David aus Washington D.C. bewies sich als außerordentlicher Tenor der ein weiteres besonderes Merkmal des Gospelgesangs, das Steigern des Gesanges in immer höher werdende Tonlagen – auch Falsett genannt -, genial beherrschte. Dies kam besonders bei „I Know He’s Watching Me“ zum Tragen.

Eindrucksvolle Glaubensschilderungen vor „Swing Low“, „Kum Ba Ya, My Lord“ im Reggae-Stil, „He’s Got The Whole World“ mit deutsch-englischen Strophen – „I got a Onkel und Tante“ – und ein flottes „Ain’t Nobody“ machten nur einen Teil des facettenreichen Programms aus. Zu „Amen“ ließ Harriet einige Zuschauer dieses Wort ins Mikrofon singen, aber da zeigten sich die Gäste etwas scheu. Doch die sechsjährige Leonie nahm Harriet mit zur Band und passte ihren Gesangsrhythmus liebevoll dem Mädchen an.

Lautes, emotionales und mit vielen Verzierungen angereichertes Singen mit einer ungeheuren Expressivität sind die wesentlichen Merkmale des Gospelgesangs. Das beherrschten „Harriet Lewis & her Gospel Group“. Im engeren Sinne wird unter Gospel die Kirchenmusik afroamerikanischer Gemeinden verstanden, die sich durch Jazz- und Blueseinflüsse auszeichnet. In weiterem Sinne wird der Begriff auch für religiöse Musik der Südstaaten der USA bis hin zu christlicher Popmusik im Allgemeinen verwendet. Dabei ist der allgemeine Klang der Gospelmusik als positiv, optimistisch und fröhlich zu bezeichnen. Die Texte in den Liedern handeln vom Loben, Danken und von der Hoffnung, die aus dem Glauben an Gott entspringt. Zum Abschluss wies Harriet nochmals darauf hin, dass die Musik nicht nur mit den Ohren sondern auch mit dem Herzen gehört werden sollte. In die Herzen des Publikums beim Gospelkonzert in der evangelischen Kirche hatten sich „Harriet Lewis & her Gospel Group sicherlich gespielt, denn nach stehenden Beifallsstürmen gaben sie noch Zugaben.
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Fotos: Christian Melzer