Krätze
Es muss schon etwas Besonderes sein, vielleicht auch Bedrohliches, wenn das Fernsehen wegen der Krätzefälle direkt aus einer Wiehler Schule berichtet. In der Wiehler Hauptschule, Realschule und im Gymnasium seien insgesamt 10 Schüler an Krätze erkrankt, hieß es in dem WDR-Bericht und später auch in der örtlichen Presse.
Nachdem die hochansteckende Krätze über viele Jahre aus unserem Bewusstsein verschwunden war, erinnerte man sich plötzlich wieder an diese "Geißel der Menschheit", als die sie über Jahrhunderte galt.
Was ist Krätze? fragen wir uns heute.
Die Krätze ist eine infektiöse Hauterkrankung, die von der sogenannten Krätzmilbe (siehe Bild) übertragen wird und in den oberen Hautschichten der dünnen . Hornhaut lebt. Sie wird durch engen Körperkontakt übertragen und verursacht einen starken Juckreiz, der zur Qual werden kann. Sie ist weltweit verbreitet und breitet sich trotz verbesserter Hygiene und erhöhtem Lebensstandard auch in Deutschland wieder zunehmend aus. Nachdem sie in den fünfziger Jahren völlig verschwunden war, tritt sie seit dem Ende der 60 Jahre vermehrt auf.
Die Krätze ist aus unterschiedlichen Überlieferungen schon aus dem Mittelalter bekannt. Sie war sehr stark verbreitet und trat vor allem in Kriegszeiten vermehrt auf. Es gibt Historiker, die behaupten, oftmals sei der Ausgang einer Schlacht von der Intensität der Krätze abhängig gewesen, von denen die Soldaten betroffen gewesen seien.
Von der Infektion bis zur Ausbildung der Krätze vergehen in der Regel einige Wochen, manchmal aber auch nur wenige Tage.
Es scheint mir beruhigend zu wissen, dass heute der Verlauf der Krätze in über 95% der behandelten Fälle gut ist. Eine äußerlich angewandte Lotion ist schnell wirksam, wenn auch der Juckreiz noch eine Weile andauert.
Diese kurze "Historie" ist gedacht als Antwort auf die oben erwähnte Frage: Was ist eigentlich Krätze. Damit sollte die Unruhe unter der Schülern und Eltern als unberechtigt bewiesen sein.
Wie mir vom Schulleiter des Wiehler Gymnasiums berichtet wurde, zeigten 2 der Schüler Symptome, die auf eine Krätze-Infektion schließen ließen. Wie alle infektiösen Erkrankungen wurde sie dem Kreisgesundheitsamt gemeldet. Die Schüler waren nach einer Behandlung durch einen Dermatologen gleich darauf wieder in der Lage, am Unterricht teilzunehmen.
Es besteht noch eine Inkubationszeit, die abgewartet werden muss, um festzustellen, ob es eventuelle Infektionen gegeben hat.
Der Verdacht, Schüler könnten sich auf Klassenfahrten angesteckt haben, sei durch nichts zu begründen, meinte Schulleiter Dieter Klaas. Die betroffenen Kinder hätten auf diese Weise sicherlich keinen Kontakt gehabt. Man sei sicher, das der Ansteckungsherd in Wiehl liege.
Auf die Frage, wer das Fernsehen über dieses "Ereignis in Wiehl " informiert habe, das dann schließlich zu einer verständlichen Unruhe unter Eltern und Schülern führte, wusste man keine Antwort zu geben.
Was soll es, Wiehl war einmal wieder nicht nur im Gespräch, sondern sogar im Fernsehen.
Marianne Stitz
