Blauzungenkrankheit breitet sich weiter aus

(5. September 2007) Die Blauzungenkrankheit breitet sich im Oberbergischen Kreis rapide aus. Seit vor einigen Wochen der erste Fall beim Kreisveterinäramt gemeldet wurde, sind mittlerweile in 180 Betrieben 745 Schafe, 147 Rinder und eine Ziege erkrankt.
Vor allem die Schafe leiden unter der Krankheit. Kreisveterinär Dr. Bertram Röttger registrierte die Meldungen von über 170 verendeten oder notgetöteten Schafen. Betroffene Gesichter beim Blick in den Schafstall: Minister Uhlenberg und Landrat Jobi (v.r.).
Betroffene Gesichter beim Blick in den Schafstall: Minister Uhlenberg und Landrat Jobi (v.r.). Um sich ein Bild von der Situation zu machen, besuchten am 1. September der Minister für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen, Eckhard Uhlenberg, und Oberbergs Landrat Hagen Jobi den Hof von Thomas Schumacher. Der Landwirt aus Kleinfischbach (Stadt Wiehl) hatte Minister und Landrat eingeladen, um ihnen die schlimmen Folgen der Krankheit für die Schafzucht vor Augen zu führen.

Neben dem Leid der erkrankten Schafe belasten den Landwirt die Sorgen um die Zukunft seiner Schafzucht und seiner Existenz. Im kommenden Jahr fehlen Tiere für die Zucht. Außerdem stehen 2008 deutlich weniger Schlachtlämmer zur Verfügung. Schumacher bangt um den Erhalt seiner sehr seltenen Rasse von Bentheimer Landschafen.

Auch andere Schafzüchter und Vertreter der Interessengemeinschaft Oberbergischer Schafzüchter informierten Uhlenberg und Jobi über die Folgen der rasanten Ausbreitung der Krankheit unter Oberbergs Schafherden. "Wir brauchen im Winter einen Impfstoff, damit wir die Artenvielfalt und die Population erhalten können", sagte Schafzüchter Peter Schmidt. "Ich fürchte, dass ich durch die aktuelle Seuche einen Großteil meiner Herde verlieren werde." Das Leid der Schafhalter in Zahlen: Minister Uhlenberg und Landtagsabgeordneter Bodo Löttgen (v.l.) informieren sich. Das Leid der Schafhalter in Zahlen: Minister Uhlenberg und Landtagsabgeordneter Bodo Löttgen (v.l.) informieren sich. Landrat Jobi bat Minister Uhlenberg, sich für die schnelle Entwicklung und Zulassung eines geeigneten Impfstoffes einzusetzen. "Gerade die große Vielfalt an Schafrassen ist eine Besonderheit im Oberbergischen Kreis", sagte Jobi. Die Tiere von über 490 Betrieben im Oberbergischen Kreis, die Schafe halten, tragen laut Landrat ganz wesentlich zum Erhalt der typischen Kulturlandschaft bei. Die Rassenvielfalt gelte es zu erhalten und den Schafzüchtern ihre Existenz zu sichern. Deshalb würde er es auch begrüßen, wenn der Impfmittelhersteller den Oberbergischen Kreis als die mit am stärksten betroffene Region in NRW für einen Feldversuch auswählen würde.

Es gehe in Oberberg um den Erhalt eines großen Kulturgutes, stimmte der Minister zu. Er sagte den Schafhaltern Hilfe zu. "Meine Experten im Ministerium sagen, dass in wenigen Monaten ein Impfstoff zur Verfügung steht." Dem Wunsch des Oberbergischen Kreises, das Serum im Feldversuch zu testen, werde das Ministerium nachkommen, sagte Dr. Friedhelm Jäger, Leiter des Referates Tiergesundheit. "Wir sind schon in ersten Gesprächen, und werden den Feldversuch auf freiwilliger Basis durchführen." Er hoffe, dass der Versuch noch vor dem nächsten Weideauftrieb im kommenden Jahr starten könne.

"Einen wichtigen Beitrag zur Existenzsicherung der Schafhalter leistet die Tierseuchenkasse", so der Landrat. Ihm sei aber bewusst, dass die Hilfe aus der Tierseuchenkasse, die den Verlust von Tieren ausgleicht, nicht ausreiche.

Um jedoch von der Tierseuchenkasse in Münster entschädigt werden zu können, ist die Meldung erkrankter Tiere beim Veterinäramt unerlässlich. Sterben Tiere infolge einer Tierseuche oder müssen sie auf Anordnung des Veterinäramtes getötet werden, erhält der Tierhalter eine Entschädigung nach dem Wert des Tieres. Der zuständige Dezernent Dr. Dickschen sagte zu, dass das Veterinäramt das Erstattungsverfahren mit der Tierseuchenkasse so schnell und unbürokratisch wie irgend möglich abwickeln wird.

Die Blauzungenkrankheit ist eine Virusinfektion, die über Mückenarten auf Wiederkäuer wie Schafe, Ziegen und Rinder übertragen wird. Erkrankte Tiere zeigen unter anderem Schwellungen im Kopfbereich, schorfige Ablagerungen um Nase und Maul, Entzündungen der Schleimhäute, Fieber und Lahmheiten. Behandlungen sind nur symptomatisch möglich. Einen zugelassenen Impfstoff gibt es zurzeit noch nicht. Vorbeugend sollten gefährdete Tiere mit Insektizieden behandelt werden. Eine Aufstallung über Nacht ist jedoch kein sicherer Schutz.

Für den Menschen ist das Virus nicht gefährlich. Fleisch- und Milchprodukte können bedenkenlos konsumiert werden.

Anzeigen zur Tierhaltung nimmt das Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt unter der Telefonnummer 02261/88-3903 , per Fax unter 02261/88-3939 oder per E-Mail unter [email protected] entgegen. Bei der Meldung sind die Tierart und die Anzahl der Tiere sowie die Nutzungsart (etwa: Hobbyhaltung) und der Standort der Tiere anzugeben.