Delegation aus Wiehl zu Besuch in der Partnerstadt Jokneam

(18. Juni 2012) Seit Jahren lag eine offizielle Einladung des Bürgermeisters aus Jokneam vor. Und so war es Grund genug, das Jubiläum „40 Jahre Freundschaft“ gemeinsam mit einer kleinen Delegation aus Wiehl in Jokneam zu begehen. Denn 1972 war zum ersten Mal eine Gruppe aus der Partnerstadt zu Gast in Wiehl.
Von links: Gerhard Hermann, Simon Alfasi, Werner Becker-Blonigen, Bianca Bödecker undf Wilfried BastVon links: Gerhard Hermann, Simon Alfasi, Werner Becker-Blonigen, Bianca Bödecker undf Wilfried Bast Gemeinsam mit den beiden stellvertretenden Bürgermeistern, Frau Bianca Bödecker und Wilfried Bast sowie dem Vorsitzenden des Freundeskreises, Gerhard Hermann, konnte sich Werner Becker-Blonigen von der enormen Entwicklung der Partnerstadt selbst ein Bild machen. Denn seit seinem letzten Besuch im Jahr 1991 hat sich die Stadt enorm weiter entwickelt.

So war es für den Bürgermeister von Jokneam, Simon Alfasi, eine große Freude, seinen Amtskollegen sowie die Delegation aus Wiehl begrüßen zu können. Zum Empfang im Rathaus waren auch weitere Ratskollegen sowie viele Freunde aus Jokneam anwesend. Beide Bürgermeister kennen sich bereits über Jahrzehnte und sind freundschaftlich miteinander verbunden. Simon Alfasi präsentierte einige Zahlen, auf die man stolz sein kann. Jokneam ist mit ihrer Bevölkerungsstruktur eine „junge“ Stadt, 40% der 22.000 Einwohner sind jünger als 21 Jahre alt. Investiert wird vor allem in Erziehung und Bildung, beides sind wichtige Bereiche der Politik in Jokneam, es gibt hier 45 Kindergärten und 7 Schulen. Ebenso stark wird die Ansiedelung von Wirtschaftsbetrieben gefördert. Es sind „saubere“ Industrien, vor allem im HighTech-Sektor, die für Arbeitsplätze und Prosperität sorgen. In 80 Firmen sind 8000 Beschäftigte tätig.

Bürgermeister Becker-Blonigen und seine Vertreter bedankten sich für das herzliche Willkommen und betonten in ihrer Begrüßung, dass die Partnerschaft sich auf der persönlichen Ebene über die Jahrzehnte hinweg entwickelt und erhalten hat. Gerhard Hermann, sprach den Wunsch aus, dass auch in Zukunft Menschen da sind, die Verantwortung für die Partnerschaft übernehmen. Außerdem regte er einen stärkeren Austausch in den Bereichen Sport, Musik und Kultur an. Interessant wäre es auch, junge Menschen zu einem Praktikum in die jeweils andere Stadt einzuladen.

Nach der Begrüßung wurden Gastgeschenke ausgetauscht. Bürgermeister Becker-Blonigen überreichte einen Kristallglasquader mit dem Wiehler Rathaus. Bei einer kleinen Stadtrundfahrt konnte die Delegation einen Media-Kindergarten besuchen, in dem Kinder bereits im Alter von 4 Jahren in Projektwochen an moderne Technik herangeführt werden, selbst Filme und Radiosendungen erstellen, aber auch etwas erfahren über gesunde Ernährung. Simon Alfasi und Werner Becker-Blonigen mussten in einem Interview erzählen, wie sie sich fit halten und womit sie sich hauptsächlich ernähren. Der Clou: das Interview führte ein 4-jähriges Mädchen.

Natürlich gehörte zur Rundfahrt auch der Tel Yoqne’am und gemeinsam mit Bürgermeister Simon Alfasi konnte die Delegation die historischen Spuren der Partnerstadt mit eigenen Augen sehen.

Unter sachkundiger Führung einer Mitarbeiterin der „Israel Antiquites Autority“, erstieg man bei ca. 34° C den Hügel. Beeindruckend waren nicht nur die speziellen Ausgrabungsfunde (u.a. ein Sarkophag, Speicherraum für Lebensmittel, Toilette u.a.m.), sondern auch zu erfahren, dass Yokne’am eine 5000-jährige Geschichte hat und bereits im Alten Testament erwähnt wird. Der Tel Jokneam war strategisch gut positioniert: Die von Damaskus ausgehende Via Maris („Weg des Salzes“) - heute die Straße Nr. 6 – verlief entlang des Tels. Durch das Israeltal erfolgten die Transporte zum Meer, die von den jeweiligen ortsansässigen Bewohnern begleitet, kontrolliert und mit Zoll belegt wurden. Heute hat man vom Tel aus einen hervorragenden Blick in die Ebene und hinüber zum „Industriepark“.

Bürgermeister und Ratsmitglieder nahmen sich in den Tagen der Begegnung viel Zeit für die Delegation und so kam es immer wieder zum persönlichen Austausch über Fragen der Stadtentwicklung, der Integration der Menschen aus den verschiedensten Herkunftsländern, Demographie, der Schulfinanzierung und Industrieansiedlung.

Da die kleine Gruppe in einem Kibbuz-Gästehaus untergebracht war, konnte sie auch ein wenig über das Leben im Kibbuz erfahren und sehen, dass jeder Kibbuz heute ein großer Geschäftsbetrieb ist. Dominus Flevit, JerusalemDominus Flevit, Jerusalem Die Gruppe konnte sich von den politischen Gegebenheiten sowie von den Gegensätzen und der Vielfältigkeit des Landes überzeugen. Auf dem Programm standen sowohl das Tote Meer und Massada sowie Rosh Hanikra, die Grenze zum Libanon. Aber auch die heiligen Stätten wie Nazareth, Jerusalem und der See Genezareth wurden aufgesucht. Dabei waren Vergangenheit und Gegenwart immer wieder zu spüren – der Besuch von Yad Vashem gehörte ebenso zum Programm wie das Passieren von Grenzen zwischen Israel und dem Palästinensischen Gebieten. Joram Davidson war in diesen Tagen ein sachkundiger Reiseleiter, aber auch ein wichtiger Gesprächspartner über politische Fragen.

Ein besonderes Erlebnis war ein Gemeinschaftsabend mit vielen Freunden aus Yoqne’am. Viele Kontakte bestehen bereits über 30 Jahre. Man spürte deutlich, wie herzlich die Verbindung auch über tausende von Kilometern besteht.

Natürlich ließ es sich die Gruppe nicht nehmen, gleich zu Anfang den Künstler David Tzur und seine Frau Metuka in Kiryat Tivon zu besuchen. Beide waren im letzten Jahr zu Gast in Wiehl, als David Tzur hier eine sehr erfolgreiche Ausstellung hatte.

In vielen Gesprächen wurden die politische Besonderheit und die Brisanz Israels immer wieder deutlich, die auch eine gewisse Anspannung spüren lässt. Bei allem, was in den Medien über Israel berichtet wird: die Teilnehmer der Gruppe fühlten sich im Land sicher und hatten keinen Moment den Eindruck von Unsicherheit oder Bedrohung.

So kehrte die Delegation in dem Bewusstsein nach Wiehl zurück, dass diese Partnerschaft eine besondere Position in beiden Städten inne hat und dass dies auch in Zukunft so bleiben soll. Jeder Tag und jeder Programmpunkt war für sich ein Highlight. Ein besonderer Dank ging am Abschlussabend an Simon Alfasi und Shalom Kazir für die Gastfreundschaft und Durchführung des Programms.

Gerhard Hermann

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