Erich Schützendorf zu Gast in Wiehl: Für ein anderes Denken in der Altenpflege

(16. Dezember 2015) Mit Erich Schützendorf war im November ein seit Jahrzehnten bekannter und kompetenter Vordenker im Bereich Altenpflege und Demenz zu Gast im voll besetzten Johanniter-Haus in Wiehl.
Erich Schützendorf im voll besetzten Johanniter-Haus in WiehlErich Schützendorf im voll besetzten Johanniter-Haus in Wiehl Auf Einladung von „Wiehl vernetzt“* hielt der Diplom-Pädagoge einen Vortrag zum Thema „Liebhaben statt aktivieren“.

Schützendorf warf einen liebevollen Blick auf die Menschen, die sich bei ihrer Reise ins „Anderland“ der Demenz manchen Eigensinn aneignen. Denn Menschen mit Demenz verlassen die Welt der Rationalität und Funktionalität und wenden sich oft vernachlässigten Welten zu. Sie tauchen ein in die Welt des Fantastischen, des Spielerischen, der Sinnlichkeit und natürlich der Gefühlswelt mit allen Facetten von Angst bis Lust.

Er vertritt die unpopuläre Meinung, dass ab einem gewissen Alter und Gesundheitszustand die weitverbreitete Forderung „Fördern bis zum Tod“ im Sinne der Menschen ersetzt werden sollte durch das Motto „Liebhaben statt aktivieren“.

Schützendorf: „Irgendwann hat der Mensch sein Zenit überschritten. Er altert geistig und körperlich. Die Kräfte schwinden und er kann immer weniger. Anstatt ihn mit ständiger Aktivierung zu quälen, sollte ihm ein liebevolles Umfeld bereitet werden, in dem er sich beschützt und angenommen fühlt. Die Forderung der Leistungsgesellschaft nach „höher, schneller, weiter“ hat in der Altenpflege nichts zu suchen!“

Erich Schützendorfs Vortrag zeigte, wie Angehörige, Begleiter und Pflegende mit den nicht immer leicht zu ertragenden Eigenheiten der an Demenz erkrankten Menschen entspannter, freundlicher, liebevoller und verwöhnender umgehen können. Er wies Wege auf, wie sie Menschen mit Demenz nicht als Kranke, sondern als Partner in einer schwierigen Beziehung sehen können.

Schützendorfs Nonkonformismus und seine ungewöhnliche Sicht auf pflegerisches Handeln hat in den letzten Jahrzehnten wichtige Impulse für die Altenpflege gegeben.

* „Wiehl vernetzt“: die alternative Hauskrankenpflege Uwe Söhnchen, Malteser Hospizgruppe Wiehl, Betreuungsbüro Groß & Mehler, OASe der Stadt Wiehl, Diakonie vor Ort Wiehl, Johanniter-Unfallhilfe Wiehl, Miteinander pflegen Cornelia Kumm, Seniorenzentrum Bethel, Wiehl-Apotheke