Ausgangspunkt für die verfremdende Umgestaltung von Büchern war die
Objektkunst des Surrealismus. Die surrealistischen Künstler und Literaten
um den Schriftsteller André Bréton waren die ersten, die den
Kulturgegenstand ‚Buch‘ objekthaft bearbeiteten und sogar ihren
Ausstellungkatalog zum Kunstobjekt umgestalteten.
Die Buch-Umgestaltungen der Schüler erfolgte auf drei Ebenen: manche
Schüler nutzten das Buch als reinen Form- oder Materialanlass, andere
thematisierten es allgemein als Gegenstand ‚Buch‘, die meisten bezogen
sich aber zusätzlich auf den speziellen Inhalt oder Titel des Buches, was
diesem Kulturgegenstand gegenüber einem normalen
Gebrauchsgegenstand eine zusätzliche Dimension verleiht.
Die Scheu, einen solchen Kulturgegenstand seiner ursprünglichen Funktion
zu berauben und sich ihm mit Messern oder gar Sägen zu nähern, haben
heutige Schüler nicht mehr – die Ehrfurcht vor dem Buch scheint eindeutig
der Vergangenheit anzugehören. Trotzdem zeigen die vielschichtigen
Auseinandersetzungen mit dem Buch nicht nur eine sprühende Kreativität
und kritischen Ideenreichtum, sondern auch eine innige Verbindung zu
diesem traditionsreichen Bildungsgegenstand sowie auch facettenreiche
Reflexionen zu seinem Ausgangsmaterial, Holz und Papier.
Auch insofern werden die Buchobjekte der kreativen Schüler in der
Wiehler Bücherei am richtigen Ort und im richtigen Rahmen präsentiert.
Angela Streffing