„Vielleicht sieht diese Oma das jetzt von oben“, meint Moritz. Bei seinem Besuch im
Johannes-Hospiz der Johanniter in Wiehl schaut sich der Fünfjährige aus der Johanniter-
Kita Wildbergerhütte die bunte Zeichnung im Gedenkbuch genau an. Dort haben
Enkelkinder ihre im Haus verstorbene Großmutter gemalt: In leuchtendem Gelb und
strahlendem Blau winkt sie fröhlich vom Papier. „Bei uns im Hospiz wird viel gelacht“, erklärt
Krankenschwester Bettina Hüttig-Reusch den Gästen aus Wildbergerhütte. Mit den
Vorschulkindern Moritz und Lotta sind ihre Erzieherinnen und Mütter nach Wiehl gekommen,
um sich die Arbeit im Hospiz anzuschauen.
Lotta und Moritz beeindruckt die Spielecke im Atrium, sie bestaunen die Fische im großen
Aquarium und klettern in die breite Badewanne. Richtig lustig finden sie es,
Hospizmitarbeiter Marc Fricke-Wendeler mit einer Plastikspritze nass zu machen. Das bringt
auch die Erwachsenen zum Lachen, die recht schnell von dem hellen Gebäude und der
fröhliche Atmosphäre im Hospiz beeindruckt sind.
Mit dem Sterben und der Trauer beschäftigen sich derzeit pädagogische Fachkräfte und
Eltern der Johanniter-Kitas im Rheinisch-Bergischen und Oberbergischen Kreis. „In jeder
Kindertagesstätte wird ein Konzept erarbeitet, das als Leitfaden für den Umgang mit
trauernden Kindern dient“, erklärt Birgit Kleese, Fachbereichsleiterin Kindertagesstätten der
Johanniter in Rhein.-/Oberberg. „Trauer, das sind die Gefühle, die der Menschen beim
Verlust einer sinnerfüllten Beziehung durchlebt“, so erklärt es Hospiz-Mitarbeiterin Bettina
Hüttig-Reusch dem Besuch aus Wildbergerhütte. Und solch eine Beziehung könne ein Kind
eben auch zu einem Hund, Hamster oder Wellensittich aufbauen. „Oder zu einem Pferd“,
ergänzt Kita-Kind Lotta.
Um auf die Trauer von Kindern angemessen eingehen zu können, sei das Aufbereiten
eigener Erfahrungen mit Verlust und Tod notwendig, sagt Sabine Achenbach, Koordinatorin
des Ambulanten Johanniter-Hospizdienstes für Morsbach, Reichshof und Waldbröl. Daher
führt sie mit ihren Kolleginnen Elke Kremer und Claudia Koch mit den Teams der Johanniter-Kitas nun Fortbildungen zur Trauerbegleitung durch.
Eigentlich solle sich jeder, der mit Kindern arbeite, mit den Themen „Tod“ und „Sterben“
auseinandersetzen, meint Sabine Achenbach: „Denn wenn ein Kind trauert, liegt es in der
Verantwortung der Erwachsenen, es angemessen zu begleiten.“ Und weil vor allem die
eigene innere Haltung der Eltern entscheidend ist, stehen ihnen die Mitarbeiterinnen des
Hospizdienstes bei Elternabenden in den Johanniter-Kitas mit Informationen zur Seite.
Wenn Eltern ihre Kinder vom Thema „Tod“ fernhalten möchten, steckten dahinter meist
eigene Ängste und der gute Wille, den Nachwuchs zu schützen, sagt Hospizmitarbeiterin
Bettina Hüttig-Reusch. „Aber der Tod begegnet den Kindern dennoch“, ergänzt sie. Und
dann seien Wegschauen und Sprachlosigkeit fehl am Platz: „Je mehr man Kindern
verschweigt oder umschreibt, desto mehr reimen sie sich selbst zusammen.“ Wenn dann
etwa die Oma laut Wortlaut „sanft eingeschlafen“ sei, könnten Kinder mitunter eine Panik vor
dem Einschlafen entwickeln.
Im Grunde seien Kinder unbefangen, erzählt die Hospiz-Mitarbeiterin: „Wenn bei uns ältere
Menschen wohnen, sind oft Enkelkinder hier, die durchs Haus toben und hier spielen, malen
oder basteln.“ Im Hospiz hat sie erlebt, wie Kinder ihre verstorbene Großmutter anfassen, an
ihr rütteln und nach ihr rufen. „So begreifen sie schließlich ihren Tod.“
Und das hier im Hospiz viel los ist und reichlich Leben herrscht, das hat auch der fünfjährige
Moritz aus Wildbergerhütte erkannt: „Hier ist eine große Küche, und es gibt viele Tische, weil
viele Leute hierhin kommen“, erklärt er in der „Bergischen Stube“ des Hauses.