Kurzfristig eingesprungen war das „Duo Wehrmeyer/Soos“ und begeisterte das Publikum in Bielstein, die eigentlich andere Künstler erwartet hatten. Fotos: Vera Marzinski
Eigentlich sollten die Freiburger Péter Lajos Kánya und Till Hoffmann auftreten. Krankheitsbedingt war dies leider nicht möglich. Aber Pianist Viktor Soos aus Hannover und Violinistin Mascha Wehrmeyer konnten kurzfristig den Konzertabend übernehmen – und der wurde grandios. Sie kennen sich seit einigen Jahren und hatten ihre Lieblingsstücke ausgesucht. Von Mozart über Debussy und Brahms bis zu Franck – ein abwechslungsreiches Programm. Dazu sehr interessante Erläuterungen und Erklärungen zu den Stücken.
„Musik ist meine Sprache. Schon früh habe ich entdeckt, dass ich eine starke Intuition habe, die mich beim Musizieren leitet“, so Mascha Wehrmeyer
So erfuhren die Burghaus-Gäste, dass Wolfgang Amadeus Mozart mit 21 Jahren die Violinsonate KV 296 in C-Dur einer Schülerin widmete. Die Sonate besteht aus drei Sätzen, bei denen sich Violine und Klavier teilweise fast zusingen und im dritten Teil einen Tanz zelebrieren. Eine weitere Violinsonate – L.140 – von Claude Debussy. Die Sonate für Violine und Klavier aus dem Jahr 1917 ist eines von Debussys letzten Werken überhaupt. Mitten im Ersten Weltkrieg, begann er einen Zyklus von „Sechs Sonaten für verschiedene Instrumente“, der jedoch nur bis zur dritten - der Violinsonate - gedieh. Wehrmeyer und Soos trugen die Intimität des Dialogs herausragend vor. Besonders an diesem Abend vor allem die Sonate von César Franck. Vier Sätze, die er als Hochzeitsgeschenk dem belgischen Geiger und Komponisten Eugène Ysaÿe widmete. Die Sätze sind wie eine Ehe, so Mascha Wehrmeyer. Zuerst unbeschwert, dann käme der Sturm und Drang., anschließend die Midlife-Crisis und am Schluss ein wesentlich entspannterer Rückblick. Und der Dialog bei dieser Komposition, die als eine der besten Sonaten für Violine und Klavier die je geschrieben wurden gilt, ließen Wehrmeyer und Soos die Gefühlswelten nachfühlbar erleben. Außerdem hatten die beiden noch zwei Stück von Johannes Brahms mit ins Programm genommen. Zum einen die Violinsonate Nr. 1 G-Dur op 78 und als Solostück für Pianist Soos ein Klavierstück – Op. 118 Nr. 1 & 2.
Der Pianist Viktor Soos gilt als einer der herausragenden Musiker seiner Generation.
Die junge Geigerin Mascha Wehrmeyer – 2000 in Berlin geboren - wird aktuell von der Deutschen Stiftung Musikleben mit einem Leihinstrument von Carlo Ferdinando Landolfi, Mailand 1750-75, gefördert. Nach erfolgreicher Teilnahme am Deutschen Musikwettbewerb 2018 wurde sie zudem als Stipendiatin in die Bundesauswahl Konzerte Junger Künstler – ein Projekt des Deutschen Musikrats – aufgenommen, und wird dort durch die Vermittlung von Konzertauftritten gefördert. So war es auch möglich, aus diesem Pool so ein „Duo Spontan“ zu finden, denn auch Viktor Soos gehört zu den Stipendiaten. Er gastiert zudem regelmäßig u.a. im Gewandhaus zu Leipzig, in der Elbphilharmonie Hamburg, der Philharmonie Essen oder auch im Beethoven-Haus Bonn. Der 26-Jährige stammt aus Backnang/Baden-Württemberg und bekam mit sechs Jahren seinen ersten Klavierunterricht. Der junge Pianist pflegt ein breites Repertoire und sieht Kammermusik als einen seiner Schwerpunkte an. Er war unter anderem achtfacher Bundespreisträger "Jugend musiziert“. Viktor Soos und Mascha Wehrmeiyer - zwei junge Talente, die das Publikum mit ihrem kurzfristigen und nicht erwarteten Einsatz in Bielstein mit ihrem Spiel überzeugten.Vera Marzinski
