Wachsendes Interesse bei „Plattstrünkßern“

(10. Oktober 2022) Die Wiehler „Plattstrünkßer” des Heimatvereins haben Interesse am hommerschen Dialekt geweckt. Knapp 20 Bürgerinnen und Bürger kamen kürzlich zur „Dicks Scheune”, um die Arbeit kennenzulernen und sich einzubringen.
Der erste öffentliche Mundartabend der „Plattstrünkßer” in „Dicks Scheune” in Wülfringhausen stieß auf reges Interesse. Foto: Dorfgemeinschaft Wülfringhausen/Heimatverein WiehlDer erste öffentliche Mundartabend der „Plattstrünkßer” in „Dicks Scheune” in Wülfringhausen stieß auf reges Interesse. Foto: Dorfgemeinschaft Wülfringhausen/Heimatverein Wiehl „Das Bedürfnis, Wiehler Platt und damit auch die Geschichten der Wiehler Bevölkerung zu erhalten, ist größer als erwartet”, sagt Iris Trespe, Vorstandsmitglied des Wiehler Heimatvereins und Gründerin der „Plattstrünkßer”. Die Gäste brachten Texte, Fotos und Bücher mit nach Wülfringhausen und tauschten sich lebhaft aus über das „alte” Wiehler Stadtleben, deren Originale – wie etwa den „Fuulenbachs Chrest” (Christian Faulenbach) – und bauliche Entwicklungen.

Iris Trespe moderierte den Mundartabend in Wiehler Platt und forderte so das Wissen um Redewendungen und grammatikalische Besonderheiten bei den Teilnehmenden heraus. Der Aufforderung, Gedichte und Texte gemeinsam (vor-) zu lesen, um das Bewusstsein für Klang- und Sprachgebrauch zu fördern, kamen die Gäste engagiert nach. „Dabei wird die eigene Sprechart sehr sensibel behandelt. Wörter, die dort nicht ,hineingehören’, werden sofort zur Diskussion gestellt”, sagt Iris Trespe mit Augenzwinkern.

„Ob Dieringhausen nun an der ,Agger’ oder an der ,Acher’ ,liht’ oder ,litt’, konnte nicht abschließend geklärt werden. In Streitfällen hilft nur die Abstimmung per Handzeichen.” So wurde im Verlauf der Veranstaltung festgestellt, dass sich etwa mit dem „Lällbeck” (Schwätzer), ein westfälisches Wort in die hommersche Mundart eingeschlichen hat. Überhaupt waren Sprachgrenzen innerhalb des Wiehler Stadtgebiets und den umliegenden Bergdörfern Thema, was sich an minimalen Abweichungen in der Aussprache zeigt. Wer die „Mutter” nun als „Moder” bezeichnet, bewegt sich jedenfalls jenseits des Stadtzentrums, wie „Plattstrünkßer” und Wiehler Urgestein Dieter Wirths bemerkte und gab damit das Stichwort, um sich über alte Wiehler Familien- und Alltagsgeschichten auszutauschen.

Anhand historischer Fotos wurden Gebäude und ihre Bewohner zugeordnet und deren Eigenarten mit vielen Anekdoten beschrieben. So gab „Plattstrünkßerin” Ingrid Kader auch die Geschichte vom „Fuulenbachs Chrest” zum Besten, der empfohlen hatte, dem Kalb, das nicht trinken wollte, die Kappe eines Bahnbediensteten aufzusetzen: „Dann süfft ett bestemmt!”, worauf die Tochter vorwitzig bemerkt hatte: „Papa, deng Kappe dä ett och!” („Deine Kappe wäre dafür genauso geeignet!”). Nach weiteren Geschichten über diesen interessanten Bauern und Fuhrmann gab Ingrid Kader schließlich bekannt, dass sie die Urenkelin dieses Wiehler Originals ist und zeigte eine Schwarz-Weiß-Aufnahme, die Christian Faulenbach – mit Hut und Pfeife – verschmitzt und mit „blitzijen” (lebhaften) Augen zeigt.

Das Thema Landwirtschaft wurde durch die Geschichte „Kaffedrenken an der Erpelsfuhr” aus dem Werk von Wilfried Hahn (verst. 2019) anschließend vertieft. Dessen Schilderung der gemeinschaftlichen Kartoffelernte brachte die starke Verbundenheit der damaligen Dorfbewohner einmal mehr zum Ausdruck: „… mer holp sech ungereen (man half sich untereinander).” Dass daran auch heute noch festgehalten wird, beweist die Dorfgemeinschaft Wülfringhausen. Deren Vorsitzender Stefan Joost hatte den Plattstrünkßern kostenlos die „Dicks Scheune” angeboten, damit im gemütlichen und gut ausgestatteten Dorfgemeinschaftshaus munter „jestrunkßt” werden konnte.

Die Mundartgruppe „De Plattstrünkßer” des Wiehler Heimatvereins e.V. trifft sich einmal im Monat. Informationen dazu bei Iris Trespe (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit) per E-Mail: [email protected]. Weitere Informationen auf heimatverein-wiehl.de