So durchspielen die Männer, die sich in den Kampf ums eigene (Über)-Leben mit der vollmundigen Behauptung werfen, zivilisiert miteinander umzugehen, allerlei Verhaltensweisen, die uns aus Demokratie und Diktatur bekannt sind. Jeder preist sich in einer Wahlrede an, weshalb gerade er es wert sei, statt Gegessener ein Esser zu sein. Sie arbeiten mit geschickt eingefädelten Argumentationen - Appelle an Menschlichkeit, Moral, Kameradschaftlichkeit und ähnlich hohe Werte menschlichen Zusammenlebens, denen man sich nicht entziehen kann. Kannibalismus ist hier nicht das Thema – einer muss gegessen werden.
Der Schmächtige scheint dabei zunächst den Kürzeren zu ziehen, da er angeblich der Einzige ist, der noch eine Mutter hat. Just da surft der Postbote (gespielt von Claus Wierling) mit deren Todesnachricht zum Floß. Doch bereits hier ist der Schmächtige in der Opferrolle und dem Dicken, der hier als hinterhältiger Machtmensch auftritt, steht der “Mittlere“ als unterwürfiger Mitmacher zur Seite. Mit unterschriebener Quittung für die Telegrammzustellung surft der Postbote wieder weiter. Auch der Lakai (ebenfalls Claus Wierling) des Dicken, der zum Floß geschwommen kommt, kann den Schmächtigen nicht aus seiner Rolle erlösen. Der Lakai ist so unterwürfig, dass er auf Befehl ertrinkt.
Es gibt kein entrinnen. Auch ein „Ich bin vergiftet!“ ist sinnlos und so hält der Schmächtige vor seinem Ende noch eine Rede über die Freiheit. Es wird deutlich, wie hilflos ein Mensch einem Machtgefüge gegenübersteht, in welchem Logik, persönliche Freiheit und Gerechtigkeit nicht mehr für sich sprechen. Eine bitterböse Parabel auf Macht, Intrigen und die Manipulierbarkeit des Menschen. Dabei ist das Spiel zeitlos und hat keinen konkreten Bezug zu historische Situationen. Durch den Ort des Geschehens – auf hoher See – ist eine Distanz vom Alltag geschaffen worden und der Zuschauer kann sich selbst seine Bezüge zu historischen oder aktuellen Ereignissen wie zum eigenen Erleben ausmalen.
Natürlich war das Stück 1961 vor allem eine Parabel auf den totalitären Staat und den Kommunismus, doch heute bekommt es noch stärker alle Ideologien in den Blick – auch die von der Freiheit des Individuums. Der 1930 bei Krakau geborene Slawomir Mrozek ist ein Meister des Grotesken und Absurden. Er zählt zu den bedeutendsten Dramatikern der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Das dramatische Werk Mrozeks gehört zum absurden Theater und er stellt in erster Linie die Frage nach der Moral und den ethischen Grundlagen des Handelns. Bei dieser Gelegenheit spürt er die Unzulänglichkeiten und Falschheiten der verbindlichen, gesellschaftlichen, politischen oder kulturellen Normen auf und unterzieht sie einer kritischen Analyse. Inszeniert wurde das Stück „Auf hoher See“ von Film- und Theaterregisseur Alexander von Janitzky. Er absolvierte die Filmhochschule in Paris und studierte Theaterregie und Schauspiel an der Universität von Vincennes, Paris. Seit 1980 inszeniert er an vielen Bühnen im deutschsprachigem Raum, dreht Filme, spielt in Fernsehserien, arbeitet als Dozent an Schauspielschulen , trainiert Schauspieler, Musiker, und Moderatoren für Bühnen- und Fernsehauftritte, und gibt Schauspiel- und Camera-Acting Seminare. Bei der Inszenierung in Wiehl waren Nadine Jung für die Regieassistenz und Andreas Lenz für die Technik verantwortlich.
Weitere Aufführungen:
So. 23.01. - 18 Uhr
Fr. 28.01. - 20 Uhr
Sa. 29.01. - 20 Uhr
Mi. 02.02. - 20 Uhr
Fr. 04.02. - 20 Uhr
Sa. 05.02. - 20 Uhr
Fr. 11.02. - 20 Uhr
Sa. 12.02. - 20 Uhr
So. 13.02. - 18 Uhr
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Fotos: Christian Melzer