Die Stadt als Mosaikstein der Region mit Entwicklungspotential

(25. März 2012) Zwei Tage nach Frühlingsanfang fanden sich viele Gäste in der Wiehltalhalle zum „Wiehler Frühjahrserwachen 2012“ ein. Neben einem beschwingten kulturellen Programm blickte Bürgermeister Werner Becker-Blonigen in seiner Ansprache auf die Entwicklung der Stadt und ihre Zukunftsperspektiven. Zudem wurde der zweite Teil der Wiehler Chronik vorgestellt.
V.l.: Bürgermeister Werner Becker-Blonigen, Bianka Bödecker, Holm Günther und Wilfried Bast - Foto: Christian MelzerV.l.: Bürgermeister Werner Becker-Blonigen, Bianka Bödecker, Holm Günther und Wilfried Bast - Foto: Christian Melzer Bevor das Programm des „Wiehler Frühjahrserwachen“ mit dem Tanz des Jahres startete, begrüßte Bürgermeister Werner Becker-Blonigen Vertreter der Banken und Wiehler Wirtschaft, Firmen, Amtskollegen aus den Nachbargemeinden, Institutionen wie Aggerverband, auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Wiehler Institutionen – u.a. der sozialen und kulturellen Einrichtungen sowie die stellvertretende Landrätin Ursula Mahler. Jüngste Teilnehmerin an diesem Abend war die vier Wochen alte Charlotte, Tochter von CDU-Ratsmitglied und Kreistagsabgeordneter Larissa Bödecker. Aus der Partnerstadt Crimmitschau kam Oberbürgermeister Holm Günther zum Empfang. Der Abend stand unter dem Spendenzweck „Waldbröler Tafel für Oberberg Süd“. Die 2003 gegründete Tafel-Süd hat seit Oktober 2009 eine Tafelausgabestelle am Jugendzentrum Wiehl und ihr Slogan lautet „ Essen, wo es hingehört“.

Mit anschaulichen Bildern zeigte Bürgermeister Becker-Blonigen in seiner Ansprache die Entwicklung Wiehls auf. Angefangen mit der Einwohnerzahl - um 1920 hatte Wiehl deutlich weniger als 1.000 Einwohner. Heute wohnen im Kern mittlerweile 6.500 Bürger. Becker-Blonigen zeigte die Veränderungen auch baulicher Art auf. Zukunftsweisend für Wiehl sei das integrierte Handlungskonzept, mit dessen Umsetzung in Bielstein bereits begonnen wurde. Früher zog man gerne aufs Dorf, heute zieht es die Menschen mehr ins Zentrum. Dorfentwicklung sei notwendig, um auch Wohnstandorte wie Marienhagen oder Merkausen zu stärken. Auch die Weiterentwicklung des Gewerbestandortes Wiehl führe zu mehr Berufsperspektiven, so Becker-Blonigen. Ca. 10.000 Arbeitsplätze gebe es in Wiehl, allerdings pendeln zweidrittel der Berufstätigen aus der Stadt hinaus. Ebenso müsse der Bildungsstandort weiter ausgebaut werden. Die Schulen haben große Anstrengungen unternommen um für ihr Bildungsangebot zu werben. Mit Imagebildender Selbstdarstellung wurde darauf hingewiesen, was vor Ort alles vorhanden sei. Sogar die Hauptschule habe gegen den Trend mittlerweile ansteigende Anmeldezahlen.

Bildung sei das eine, aber auch Freizeit gehöre zum Wohlstandswert, betonte der Bürgermeister. „Das Hallenbad in Bielstein geht bald in Rente“ – doch für die ganze Stadt sollte zumindest ein kleines Hallenbad zur Verfügung stehen. Dies sei im Bereich des Freibad Wiehl und der Eishalle in Planung. Was die Seele von Jung und Alt erfasse sei die Kultur. „Mit Musikschule, Oase für ältere Mitmenschen, Kulturkreis oder auch Bücherei ist in Wiehl ein großes Angebot vorhanden!“ Als Willkommenskultur habe sich der Hebammenbegrüßungsservice entwickelt und regelmäßig finden Einbürgerungsveranstaltungen statt. Konzepte wie Familienpass oder das Familienbüro „Famos“ gehören auch zu diesem Bereich. Wichtig sei, so Becker-Blonigen: „Wir sind im Oberbergischen eine Region. Gemeinden und Städte können nur Mosaiksteine sein!“ Um gemeinsam eine Gemeinschaft auf die Beine zu stellen müsse jede Gemeinde, jeder Verein, jedes Dorf seinen Beitrag dazu bringen.

Einen Beitrag zur Geschichte Wiehls bringt auch die Wiehler Chronik. Mike Adomeit, Vorsitzender des Heimatvereins, stellte den zweiten Teil der umfassenden neuzeitlichen Chronik von Wiehl vor. Redakteur Dieter Lange verfasste den Band, der den Zeitraum 1918 bis 2010 beinhaltet - von der Situation nach dem ersten Weltkrieg bis zur Neuzeit. Eine bewegende Geschichte einer Gemeinde, die sich heute „Stadt Wiehl“ nennt.

Bewegend auch der Start in den musikalischen Teil des Abends, denn auf der Bühne führten rund 30 Tänzer unter Anleitung von Tanzschullehrer André Kasel den Tanz „Zumba“ vor. Schon die Kleinsten waren mit Feuereifer und viel Spaß dabei. Die Tanzschule ist Kooperationspartner der Wiehler Schulen. So tanzten auch Schüler aus den Klassen 7 und 9 des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums zu den mitreißenden Rhythmen auf der Bühne. Ein bewegungsintensiver Start ins Abendprogramm.

Partystimmung verbreitete ein musikalischer Zusammenschluss, der sich extra für den Abend gebildet hatte – die „Wiehl Band“ . Mit Stücken wie „American Pie“ oder „Cotton Field“ sorgten Manfred Bösinghaus (Gitarre), Robert Schuller (Gitarre), Manuel Chamorro (Gesang), Dr. Dirk van Betteray (Klavier), Lenny Melzer (Schlagzeug) und Christian Melzer (Bass) für gute Stimmung. Damit bedankten sie sich musikalisch für das, was alljährlich vom Frühjahrsempfang ausgeht.

Bereits beim Frühjahrsempfang konnten die Gäste schon mal einen Eindruck vom Theaterstück „Desperado“ bekommen, das am 27. und 28.03 in der Wiehltalhalle aufgeführt wird. Teilnehmer des Theaterkurses der Stufe 11 des Dietrich Bonhoeffer Gymnasiums spielten zwei Szenen aus dem Theaterstück an. Es handelt von einer rechtsradikalen Gruppe, die sich Desperado nennt und von dem Außenseiter Mike, der in dieser Gruppe seine Bestätigung und Anerkennung findet.

15 Musikerinnen und Musiker im Alter von elf bis 55 Jahren boten ein weiteres stilistisches Spektrum Wiehler Musiker. Die Bigband der Musikschule der Homburgischen Gemeinden „Spinning Wiehl“ besteht seit zwei Jahren unter der Leitung des Bielstener Saxophonisten Matthias Bauer. Hervorragend ihr Zusammenspiel und die Auswahl der Stücke. Ob „Stompin At The Savoy“ oder der Jazz-Standard „The Girl From Ipanema” – ein virtuoser Glanzpunkt des Abends. Stimmgewaltig präsentierte sich der Männergesangverein Drabenderhöhe, der Anfang März sein 125-Jähriges Bestehen feierte. Der mehrfache Meisterchor unter Leitung von Hubertus Schönauer brachte „Abendruhe“ und zwei weitere alte Stücke in der Wiehltalhalle zu Gehör.

Eigentlich sollte Melina Kyranoudis nicht als letzte singen, aber Bürgermeister Becker-Blonigen fand, dass es keinen vortrefflicheren Abschluss hätte geben können. Die 16-jährige Schülerin des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums brachte schon mit den ersten Tönen des Stückes „Super Duper Love“ von Joss Stone die Unterhaltungen an den Tischen zum Abbruch. Bei „Get here“ von Oleta Adams“ hätte man den Fall einer Stecknadel hören können. Ebenso sicher und mit viel Ausdruck präsentierte die Klavier- und Gesangsschülerin von Juliane Klein und eines der der jüngsten Chormitglieder im Marienhagener Gospelchor „Celebration“ auch „Beautiful“- von Christina Aguilera. Ein krönender Abschluss für einen gelungenen Abend unter dem Motto „Wiehler Frühjahrserwachen 2012“.

Vera Marzinski

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