Wiehler Jazztage 2008: Gospel - All 4 Gospel

(2. Mai 2008) Voluminöse Stimmen, hervorragende Arrangements der Songs mit Klavier, Bass, Gitarre und Schlagzeug sowie mitreißende Versionen bekannter und auch neuer Gospel-Songs ließen die Zuhörer nicht still sitzen.
Wiehler Jazztage: All 4 GospelWiehler Jazztage: All 4 Gospel Mit „Wade in the water“ eröffnete David Thomas das Gospelkonzert der 19. Wiehler Jazztage in der Wiehltalhalle und verjazzte den alten Gospel ein wenig – sehr zur Freude der Gäste. Zu der Ballade „Falling in love with Jesus“ sagte der Sänger mit der ausdrucksstarken Stimme, dass er es leider nicht geschrieben habe, aber „ich habe mir das Lied gewünscht“. Dass er einen besonderen Draht zu diesem Song hat, merkte das Publikum bis in die letzte Reihe der vollbesetzten Halle. Aber auch, dass David Thomas über das Talent verfügt, anderen in kürzester Zeit ein neues Stück nahe zu bringen. Das „Be like him“ mit den Zwischenteilen „Kapunana, tinaso, fannana, yeah“ beherrschten die Gäste in Windeseile. Nun, er hatte aber auch einen Grundchor dabei – die rund 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Gospelfestivals JOIN IN, das am 1. Mai startete, saßen mitten unter den Zuschauern. Hier fungiert David Thomas gemeinsam mit Hanjo Gäbler, Danny Plett und Ruthild Wilson als Chorleiter.

Ruthild Wilson, die in Siegen lebende und in Mülheim/Ruhr geborene Sängerin, deren Nachnahme von schottischen Vorfahren stammt, überzeugte besonders mit den Balladen wie „Motherless child“ und „Love will keep us“. Es sei wichtig, dass jeder sich auf die wirklich wichtigen Dinge besinne. Gospel bedeute dabei für sie auch Botschaft. Wie bei „Love will keep us“, wo der Grundtenor ist, dass Liebe uns am leben hält und Liebe uns hilft zu überleben. Mit ihrer rauchigen Stimme und dem immensen Tonumfang begeisterte die brillante Sängerin bei ruhigen, aber auch bei temporeichen Stücken. Wiehler Jazztage: All 4 GospelWiehler Jazztage: All 4 Gospel Gospel mochte Danny Plett als Kind gar nicht so gerne, da er und seine Geschwister als Kinder eines Pastors sonntags immer Gospel singen „durften“. Aber mit 18 Jahren habe er eine Schatztruhe in den Gospelliederbüchern entdeckt. Reiche Melodien und Texte mit viel Tiefgang versteckten sich darin, die ihn dann doch überzeugten. Sehr überzeugend und anrührend sind nicht nur Danny Pletts Worte sondern ganz besonders sein Gesang. Das „How great“ erzeugte Gänsehaut durch die Art und Weise, wie er das Stück „erzählte“. Es war mucksmäuschenstill in der Halle bei diesem Lied. Grandios sein „I cry a loud“ – auch hier berührte er bis ins Mark.

Von Hanjo Gäbler erfuhr das Publikum noch einiges zur Entstehung der Gospelmusik. Lieder von Paul Gerhard und anderen deutschen Komponisten finden sich auch in der traditionellen Gospelmusik. So auch das fetzige „Higher ground“. Hanjo Gäbler liebt die alte Motown-Musik und so durfte auch ein Stück mit viel Soul nicht fehlen. Bei diesem „All depends on you“ groovte es heftigst und er verzückte sein Publikum mit seinem außergewöhnlichen Timbre.

Die „All 4 Gospel“ unterstützte eine hervorragende Band, die zwischendurch und beim letzten Stück immer mal wieder ihr Können in kleinen solistischen Einlagen zeigte. Dirk Benner am Piano, Bassist Matthias Gräb, Ben Jost am Schlagzeug und Frieder Jost, der mit seiner Gitarre wunderbare Läufe fabrizierte, aber auch an alte Damaris-Joy-Zeiten mit viel Rock erinnerte, überzeugten ebenso wie das Sänger-Quartett.

Das Gospel interaktive Musik sei, hatte schon Hans-Joachim Klein zur Begrüßung angekündigt und den Gästen Muskelkater vom Aufstehen und Klatschen versprochen. Nicht nur bei Stücken, wo sie eifrig mitsangen stand das Publikum auf – der Funke sprang immer wieder über und viele ließen sich zum interaktiven Musikerlebnis verleiten. Beim Medley mit „Amen“, „This little light of mine“ und Down by the riverside“ und bei der Zugabe „This train“ klang es dann zudem noch besonders stimmenreich durch die Halle. Wiehler Jazztage: All 4 GospelWiehler Jazztage: All 4 Gospel Zum Schluss noch einmal „Gruppenbild mit Dame“. Alle Musiker und Sängerin Ruthild Wilson verabschiedeten sich von dem begeisterten Publikum und Hanjo Gäbler rief den Gästen zu „wir sehen uns morgen!“, da trat der Gospelfestival-Chor auf und zeigt, was er in drei Tagen von den „All-4-Gospel“ gelernt hatte.

Über ein „picke-packe-volles“ Haus freute sich Jazztageorganisator Hans-Joachim Klein an diesem Jazztage-Gospel-Abend. Im Rückblick auf die 19. Wiehler Jazztage war die Resonanz zwar nicht bei allen Veranstaltungen so groß, aber die Besucherzahlen entsprachen den Erwartungen. Zum Start mit dem Pasadena-Roof-Orchestra konnte Hans-Joachim Klein sich aber über eine fast ausverkaufte Halle freuen und auch der „Jazz in der Kneipe“ fand mit 500 Jazz-Kneipengängern einen guten Zuspruch. Wie erwartet kamen zum jazzigsten Part am Sonntag – das Konzert mit Randy Brecker und seiner Band – weniger Gäste, aber bei Jazz-pur mit einem großen aus der Jazzszene wird nun mal eher ein ausgewähltes Publikum angesprochen. „Wir müssen und wollen das das bieten, weil es dazu gehört“, so Klein.

Auch Barbara Dennerlein gehört zu den ganz Großen im Jazz. Ihr Konzert in der evangelischen Kirche: mit Abstand das Highlight der 19. Wiehler Jazztage! Es war aber auch eine ganz andere Geschichte durch den Jazz auf der Kirchenorgel und die Besonderheit des audiovisuellen Erlebnisses. Von Seiten der Jazztagemacher kann ein zufriedener Rückblick auf die Jazztage 2008 geworfen werden. Insbesondere die musikalische Seite sei gut getroffen worden. Einen kleinen Abstrich müsse man bei der Blues Night machen, die nicht die Erwartungen aller Zuhörer getroffen habe, aber die zweite Truppe um Jocelyn B. Smith war, wenn auch mit nur wenig Blues, von hervorragender Qualität. Beim Kneipenjazz wählte der Kulturkreis diesmal die Bands selber aus. Alle Bands waren toll, aber eine besondere Überraschung bereiteten „Nosmo Kings“. Auch die Zusammenarbeit mit den Machern des JOIN IN war neu und erfolgreich – so verwandelte sich Wiehl zum Abschluss der Jazztage in ein Gospel-Mekka.

Rückblickend blieben die Besucherzahlen wie im letzten Jahr bei rund 3.500 bis 4.000 und hinsichtlich des Budgets erwartet Hans-Joachim Klein eine schwarze Null. Es hat sich also gerechnet und nach den Jazztagen ist vor den Jazztagen, denn in 2009 zu den 20. Wiehler Jazztagen wird es sicherlich etwas Besonderes geben. Was? Da müssen sich die Jazztagefreunde noch ein wenig gedulden und erstmal die 19. Wiehler Jazztage nachklingen lassen.

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