Dürrenmatts alte Dame in Wiehl

(28. Oktober 2016) Die Geschichte dreht sich um die alte Dame. Arm und gedemütigt war die Zachanassian, als sie vor rund vierzig Jahren die Stadt verließ, schwanger von einem Mann, der sie und das Kind verleugnete. Dieser Alfred Ill wirtschaftet jetzt als Feinkosthändler mehr schlecht als recht vor sich hin. Alle hoffen auf Klara, aber Klara will Rache.
Foto: Christian MelzerFoto: Christian Melzer Eine Milliarde bietet sie der Stadt, wenn sie den ehemaligen Geliebten tötet. Die Bürger weisen dieses unmoralische Angebot weit von sich, gewöhnen sich aber immer mehr an den Geschmack des Wohlstands – so leistet sich jeder ein paar neue leuchtend gelbe Schuhe, lässt überall anschreiben und Ills Sohn hat sogar plötzlich ein Automobil. Klara muss nichts tun als abwarten: die Zeit und die menschliche Korrumpierbarkeit arbeiten für sie.

Ein heruntergekommenes Städtchen, das hofft, von einer ehemaligen Bewohnerin viel Geld zu erhalten, ist der Ausgangspunkt für „Der Besuch der alten Dame“ von Friedrich Dürrenmatt inszeniert von Axel Krieger am Schau-Spiel-Studio Oberberg. Der Besuch einer einstigen Mitbürgerin soll Abhilfe aus der Motivationslosigkeit und Armut schaffen in dem Klassiker von Dürrenmatt, denn Claire Zachanassian, früher Klara Wäscher, hat es inzwischen zu schier unermesslichem Reichtum gebracht. Diese Geschichte setzte der Bergneustädter Axel Krieger mit einem Ensemble aus über 20 Darstellern hervorragend um. Die Spannung im ersten Teil intensivierte er nach der Pause noch einmal. Krieger inszenierte zum ersten Mal im Schau-Spiel-Studio Oberberg und lieferte mit seiner eigenen Handschrift ab. So hat er Musikeinspieler und Lichtwechsel und –effekte beeindruckend eingesetzt und die Rollen vortrefflich besetzt. In der Rolle der alten Dame Angela Harrock, die das Verbitterte ebenso brillant spielt wie das Zynische und oft auch Süffisante der Claire Zachanassian. Sonst fungiert Raimund Binder als Regisseur am Schau-Spiel-Studio Oberberg, diesmal sprang er ein für die Rolle des Polizisten und des Lehrers – und das in extrem überzeugender Art und Weise. Hans-Gert Pruß ist der tragische „Held“ Ill in der tragischen Dürrenmatt Komödie und setzt den Ill gekonnt um. Sehr manipulativ der Bürgermeister, aber das musste Thomas Knura in seiner Rolle ja auch sein. Insgesamt eine sehr stimmige Ensemblezusammensetzung. Es spielen:
Jens Benner, Raimund Binder, Christine Bretz, Konstantin Bretz, Leonie Burbach, Susanne Drögemeyer, Ferdinand Feldmann, Angela Harrock, Marita Herrmann, Valentin Irmscher, Conny Kannengießer, Thomas Knura, Eckhard Pfiffer, Hans-Gerd Pruß, Fionn Scherer, Hartwig Steinmetz, Bärbel Stinner, Florian Tillmann, Lizzy Tormann, Runa Tschekorsky Orloff, Claus Weyers. Technik: Marco Burbach.

Ist der Weg aus der Armut ein Grund für Mord? Besinnen sich die Bewohner der Kleinstadt oder entscheidet die Zachanassian doch anders? Wird der von ihr mitgebrachte Sarg irgendwann der Sarg von Ill? Wer wissen möchte, wie sich die Kleinstadt „Güllen“ entscheidet bzw. was dort passiert, kann dies in den folgenden Vorstellungen erfahren:
Mi. 02.11, Fr. 04.11., Sa. 05.11., Mi. 09.11., Fr. 11.11. und Sa. 12.11. jeweils um 20 Uhr. So. 13.11. um 18 Uhr sowie Mi. 16.11., Fr. 18.11., Sa. 19.11. jeweils um 20 Uhr und So. 20.11. um 18 Uhr.

Vera Marzinski

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