Lysistrata fordert „Make love not war“

(22. September 2017) Wie sich die Frauen von Athen und Sparta zusammenschließen, um dem Krieg ihrer Männer ein Ende zu setzen, wird im Theaterstück „Lysistrata“ geschildert. Mit Peter Kirchners Inszenierung dieser griechischen Komödie von Aristophanes zeigte das Schau-Spiel-Studio Oberberg am Freitagabend eine gelungene Premiere.
Foto: Christian MelzerFoto: Christian Melzer Krieg oder Liebe - vor diese Wahl stellen die Frauen ihre Männer. Dazu ruft Lysistrata die Frauen zusammen: sie sollen sich ihren Männern so lange verweigern, bis diese in den Frieden einwilligen. Ganz nach dem Motto „Make love not war“. Ob das die Lösung für einen zwanzig Jahre dauernden Krieg sein könnte? Mit einem sehr jungen Ensemble bringt Regisseur Peter Kirchner das Stück „Lysistrata“ im Schau-Spiel-Studio Oberberg auf die Bühne. Hervorragend wird der mit anzüglicher Komik versehene Konflikt zwischen Friedenskämpferinnen und den männlichen Kriegsfanatikern dargestellt. Im Wesentlichen geht es um die Unsinnigkeit von Kriegen und – um emanzipierte Frauen. Vorneweg Lysistrata, die im Stück räsoniert: ohne weiblichen Liebesdienst, würden die Männer "ihre Dinger hochkriegen und verrückt danach sein, mit uns zu schlafen. Das wird der Moment sein, sie abzuweisen, und sie werden sich beeilen, einen Frieden zu schließen." „Lysistrata“ als eine antike Sex-für-Frieden-Komödie. Sie gehört zu den bekanntesten Komödien des griechischen Dichters Aristophanes, der zwischen 450 v. Chr. und 444 v. Chr. in Kydathen, einem Stadtteil Athens, geboren wurde. Bei ihm geht es um politische Komödien. Dabei beschränkt er sich nicht auf Parteipolitik, sondern bringt gesellschaftliche Themen geistvoll und witzig – manchmal auch beißend spöttisch – auf die Bühne. „Lysistrata“ ist eine davon – und das Wiehler Ensemble bringt sie anspruchsvoll auf die Bühne. Dabei ist das Bühnenbild ist schlicht gehalten – zwei Bauzäune, ein Podest mit drei Stufen und für das passende Lichtspiel (Technik: Philip Burbach) weiße Vorhänge. Aber mehr braucht es auch nicht.

Eindrucksvoll gibt Lina Brück in der Wiehler Inszenierung die kluge, wortgewandte und couragierte Titelheldin Lysistrata, eine Frau mit wachem Geist, Lebensklugheit und Redekunst. Nach einigen Verwicklungen und Rückfällen – mehrfach versuchen liebestolle Frauen, die von ihnen besetzte Burg in Richtung der Männer zu verlassen, oder die erbosten Herren, selbige zu erstürmen – führt der Liebesentzug tatsächlich zum Erfolg. Wie die Männer unter dem Sexboykott leiden, wird von den jungen Darstellern – Valentin Irmscher, Andreas Herzogenrath, Fionn Scherer und Florian Tillmann - ebenso drastisch wie mit parodistischer Komik vorgeführt. Unübersehbare die Wollust, die das Publikum sehr amüsierte. Besonders in Erinnerung bleibt die Szene zwischen dem liebeshungrigen Kinesias (Florian Tillmann – sehr leidend) und der kalkuliert agierenden Myrrhine (Luca Steiniger – sehr kokett), die große Belustigung hervorrief. Herrlich aufgeplustert spielt Thomas Knura den selbstgefälligen athenischen Ratsherrn, der von den Frauen verspottet und in die Enge getrieben wird. Resolut stellt Stephanie Roth die Chorführerin dar und sehr ausdruckstark ist Marcel Wirths in seiner Rolle als Chorführer. Lizzy Tormann gibt die Kalonike ganz aberwitzig und die Führerin der Spartanerinnen – Lampito – spielt Runa Tschekorsky Orloff. Insgesamt zeigen die jungen Darstellerinnen und Darsteller des Schau-Spiel-Studio Oberberg sehr viel Potential. Das ist kein Theater, das sich um Nachwuchs Sorgen machen muss.

Weitere Termine: Sa. 23.09. (20 Uhr), So. 24.09. (18 Uhr), Fr. 29.09. u. Sa. 30.09. (jeweils 20 Uhr), So. 01.10. (18 Uhr), Di. 03.10., Fr. 06.10. u. Sa. 07.10. (jeweils 20 Uhr), So. 08.10. (18 Uhr), Mi. 11.10, Fr. 13.10. u. Sa. 14.10. (jeweils 20 Uhr)

Vera Marzinski

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