Originale und Fälschungen von und über Ludwig von Beethoven. Alles mit viel Spielfreude vorgetragen. Da passiert es dann: „Alle Menschen werden Brüder“, zumindest auf der Bühne mit Beethovens 9. Symphonie, die Schillers „Ode an die Freude“ aufgreift mit Ihrer gewaltigen Botschaft: "Alle Menschen werden Brüder". Doch ein wenig anders als erwartet – wie Dirigent Johannes Klumpp in seiner Ansage vorwarnte. Denn mit Uwaga! dabei wird es speziell – und das mit großem Spielspaß. Sie werden beschrieben als ein virtuoser klassischer Violinist mit Vorliebe für osteuropäische Zigeunermusik (Maurice Maurer), ein Jazzgeiger mit Punkrock-Erfahrung (Christoph König), ein meisterhaft improvisierender Akkordeonist mit Balkan-Sound im Blut (Miroslav Nisic) und ein Bassist, der sich in Symphonieorchestern ebenso zu Hause fühlt, wie in Jazzcombos oder Funkbands (Matthias Hacker). Ihr Sound ist vielschichtig und man schon etwas genauer hinhören, um die Melodien der klassischen Evergreens wie "Für Elise", "Ode an die Freude" oder "Mondscheinsonate" zu entdecken. Denn Uwaga! drückt den Werken einen ganz eigenen Stempel auf um Beethoven mit dem Balken und dem Orient, mit Swing und Rock zu konfrontieren. Und das Folkwang Kammerorchester zieht voll mit. Das Orchester feiert in diesem Jahr sein sechzigjähriges Bestehen und ist beim Publikum geschätzt und bei anderen Orchestern für die gut ausgebildeten Musikerinnen und Musiker. Denn hier werden Abschlussstudenten auf professionellem Niveau in das Berufsleben begleitet. Derzeit besteht das Kammerorchester aus 16 Absolventen und Studierenden. Und die bewiesen auch in Nümbrecht ihr Können. Mit Uwaga! wurde gerade eine CD eingespielt und beim letzten Mal gab es vorm Schloss Mozart – der kam dann auch mit in die Zugabe hinein. Besonders auch an diesem Abend das Streichquartett op.130 „Cavatina“, welches im Jahr 1825 entstand. Dieses Musikstück von Beethoven ist an Bord der 1977 gestarteten Raumsonde Voyager II. Klumpp erklärte dazu, dass es Beethoven wie kein anderes zu Herzen gegangen sei und er es selbst nie gehört habe – zum Zeitpunkt als er das Stück komponierte war er bereits taub. Eine wunderbare Melodie, deren Mittelteil beim Klassik-Open-Air etwas anders improvisiert wurde als bei Beethoven. In dem fulminanten Open-Air-Konzert gab es so einige musikalische Leckerbissen: die die „Mondscheinsonate“ von Christoph König oder auch ein kleiner Einblick in das neue Programm von Uwaga! – „Dance“ mit Musik von Daft Punk oder The Prodigy. Akustik-Crossover von Ballett bis Disco. Sie sind vielseitig die vier und am Samstagabend in Nümbrecht mit ihnen auch wieder einmal das Kammerorchester.
Vera Marzinski
Fotos: Vera Marzinski