Buchtipp der Stadtbücherei Wiehl: „In meiner Not rief ich die Eule“ von Betül Licht

(12. Dezember 2008) Eine junge Türkin in Deutschland. In Briefen hat sich der Autorin ihre Freundin Fatma offenbart, die Anfang der 1960er-Jahre vom Dorf aus zunächst zur unberechenbar boshaften Großmutter nach Istanbul übersiedeln musste, später zu den Eltern nach Deutschland.
BuchcoverBuchcover Sie schildern die Verstörung eines Mädchens, das in seiner Not Trost sucht in der Fantasie einer alles verstehenden Eule. Die Eltern haben über den Anforderungen ihrer Arbeit längst die Kinder aus dem Blick verloren, doch mit der ersten Menstruation muss Fatma leben wie eine Gefangene, dem jüngeren Bruder überantwortet, die Familienehre zu schützen.

Zerrissen zwischen zwei Kulturen, in beiden zu Hause und fremd, zeigen Mutter, Vater und Geschwister, jeder auf seine Art, seelische und körperliche Zeichen des Leidens. Die Familie zerbricht. In poetischen Bildern erinnert sich Fatma an die Geborgenheit ihrer frühen Jahre in der Türkei, die Düsternis ihrer Jugend bis hin zur vernichtenden Vergewaltigung durch einen Freund der Mutter – und ihre langsame Erlösung durch eine glückliche Ehe, Mutterschaft und Therapie.

Ein eindringliches Dokument der Entfremdung und Heimatlosigkeit von Migranten.

„In meiner Not rief ich die Eule“ ist 2008 im Verlag Hoffmann und Campe erschienen und kostet 19,95 EUR. Sie können das Buch in der Stadtbücherei Wiehl ausleihen oder – auch online – vormerken.