Neue Wege für Menschen mit Demenz

(17. Juni 2012) Jedes Jahr erhalten die Schüler der Stufe 12 des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums Wiehl die Aufgabe, in einem Fach ihrer Wahl über ein Thema ihrer Wahl eine wissenschaftliche Arbeit zu verfassen. Marieke Neuburg wählte den Fachbereich Pädagogik und entschied sich für das Projekt NADiA („Neue Aktionsräume für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen“). Nachfolgend ihr Bericht.
NADiA ist die Weiterführung des Projektes „Fit für 100“, welches durch gezielten Muskelaufbau Stürze vermeiden oder Verletzungen durch selbige gering halten kann.

NADiA beschäftigt sich mit dementiell Erkrankten und ihren Angehörigen. In Gruppen von etwa zwölf Personen (sechs Erkrankte und sechs Angehörige) werden Übungen durchgeführt, die dem Sportprogramm „Fit für 100“ stark ähneln. Das langfristige Ziel NADiAs ist es, durch den Sport eine Demenz aufzuhalten oder sogar zurückzudrängen. Erste Erfolge wurden bereits erzielt.

Da stand ich nun, mit einem Thema, von dem ich nicht nur absolut keine Ahnung hatte, sondern zu dem es auch so gut wie keine Informationen gab. Die Idee, Sport als Mittel gegen Demenz einzusetzen, ist noch jung, die Forschung und die Projekte stecken allesamt noch in den Kinderschuhen. Was tut man, wenn einem niemand etwas erzählen kann? Man guckt selbst nach. Die NADiA-Gruppe Wiehl, die sich zwei Mal in der Woche trifft, bot mir die Gelegenheit, mir selbst ein Bild des Projektes zu machen.

Vor meinem ersten Besuch in der Sporthalle hatte ich ein mulmiges Gefühl. Ich wusste nicht, was mich erwartete, wie ich mich verhalten und wie ich meine Beobachtungen später formulieren sollte. Diese Angst war vollkommen unbegründet. Ich fand mich in einer Gemeinschaft wieder, die mich rückblickend noch immer stark beeindruckt. Nicht nur die Tatsache, dass ich oft bis zu den Zwischentests (bei denen die Fortschritte der Teilnehmer dokumentiert wurden) nicht wusste, wer an Demenz erkrankt war, auch die entspannte, freundliche Atmosphäre fiel mir auf. Ich wurde ins Programm eingebunden, konnte selbst mit Gewichten (Manschetten, die um die Knöchel gebunden werden oder Hanteln) üben und auch bei den Aufwärmübungen mitmachen. Obwohl es teilweise äußerst anstrengende Einheiten waren, überwog in der Gruppe doch die Freude am gemeinsamen Trainieren.

So nahm meine Arbeit dann auch allmählich Gestalt an. Ich hielt meine Beobachtungen der Stunden fest, führte Interviews mit Organisatoren, Teilnehmern und der Trainerin und gewann allmählich einen guten Überblick über das Projekt.

Trotzdem kann ich nicht sagen, dass es immer nur schön war. Dementielle Erkrankungen sind immer ein tiefer Einschnitt im Leben der Betroffenen und der Angehörigen. Was bei den normalen Trainingsstunden nicht auffiel, kristallisierte sich bei den Tests umso stärker heraus: Die Betroffenen merkten, dass sie vermeintlich leichten Aufgaben, wie dem Nennen des Jahres und des Ortes, an dem sie sich befinden, nicht gewachsen waren. Es hat mich schockiert, nicht zuletzt deshalb, weil ich, wie erwähnt, bis zu diesem Zeitpunkt nicht wusste, wer erkrankt ist.

Doch obwohl NADiA in erster Linie eine wissenschaftliche Studie war, ist es ein großartiges Projekt, das viel mehr bietet als ein paar Übungen. Jeder Teilnehmer, sogar ich, obwohl ich nur wenige Male dabei war, fühlte sich als Teil der Gruppe. So kann ich sagen, dass die Arbeit für mich mehr war als nur eine Dokumentation von Fakten. Es war ein Erlebnis, dass ich nicht missen möchte und ein Appell, niemals aufzugeben.

Marieke Neuburg

Für alle, die mehr über das Thema Sport und Demenz wissen möchten, bietet die OASe eine unverbindliche Informationsveranstaltung an:

21.06.2012, 18:30 Uhr, OASe-Treff Wiehl
NADiA-Informationsveranstaltung
Das NADiA-Trainingsprogramm bringt Vorteile für demenziell erkrankte Menschen und Entlastung für die Angehörigen. Neben der körperlichen Fitness werden soziale Kontakte, Lebensfreude und psychische Ressourcen gefördert.
Referentin: Monika Wallbaum-Stöber (Anmeldung erwünscht).

Der neue NADiA-Kurs startet im September.