Schulentwicklungsplanung der Grundschullandschaft in der Stadt Wiehl

(13. Oktober 2017) Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Eltern der Grundschüler der GGS Wiehl, liebe Eltern der Grundschüler der GGS Marienhagen, mit Sicherheit haben Sie in den letzten Tagen die Berichterstattungen über die Schulentwicklungsplanung der Stadt Wiehl verfolgt. Der Grundschulstandort Marienhagen erreicht bereits seit geraumer Zeit nicht mehr die geforderte Mindestschülerzahl von 92 Kindern. Die Stadt Wiehl hat als Schulträger nunmehr zwei schulorganisatorische Alternativen, über die die politischen Gremien im Rahmen des Schulausschusses und Rat entscheiden.
Bürgermeister Ulrich StückerBürgermeister Ulrich Stücker Beide rechtlich zulässige Varianten möchte ich Ihnen im Nachgang kurz vorstellen. Ich muss jedoch darauf hinweisen, dass noch keine abschließende Entscheidung seitens der politischen Gremien vorliegt. Vielmehr finden zurzeit intensive Sitzungen aller Fraktionen zu diesem Thema statt. Über die Zukunft des Standorts Marienhagen und einen möglichen Grundschulverbund soll in öffentlicher Sitzung am 2. November 2017 entschieden werden.

Variante 1 sieht eine auslaufende Auflösung der GGS Marienhagen ab dem Schuljahr 2018/2019 vor. Dies hätte zur Folge, dass keine neuen Schülerinnen und Schüler mehr in die Jahrgangsstufe 1 aufgenommen würden. Die Schule würde jahrgangsweise auslaufen. Die Schülerinnen und Schüler verbleiben so lange am Standort, wie ein ordnungsgemäßer Unterrichtsbetrieb sichergestellt werden kann. Sobald dies nicht mehr der Fall ist, wäre die Schule vorzeitig aufzulösen. Die verbliebenen und zukünftigen Schülerinnen und Schüler müssten dann an den anderen städtischen Grundschulen angemeldet werden.

Eine andere Variante 2 besteht in dem Erhalt des Grundschulstandortes Marienhagen als Teilstandort in einem Schulverbund. Rechtlich bedeutete dies die Auflösung der GGS Marienhagen zum Schuljahr 2018/2019 bei gleichzeitiger Fortführung als

Teilstandort einer anderen Schule. Diese Variante wird nach dem aktuellen Votum des Rates bevorzugt. Bezüglich dieser Variante 2 –Grundschulverbund- war und ist die Verwaltung bereits seit zwei Jahren in Gesprächen mit möglichen Hauptstandorten - den vier anderen städtischen Grundschulen wie auch mit Grundschulen in Nachbarkommunen.

Zudem haben mehrere Gespräche in und mit der Bezirksregierung stattgefunden, es hat Konsultationen beim Städte- und Gemeindebund NRW gegeben und Gespräche mit funktionierenden Grundschulverbünden in der Umgebung von Wiehl.

Zuletzt sind wir als Verwaltung im Sommer diesen Jahres erneut auf alle Wiehler Grundschulen zugegangen –teilweise zum dritten Mal- und haben mit den Schulleitungen, Lehrer- und Elternvertretungen die Situation erörtert und um eine Offenheit für das Thema Schulverbund geworben. Dies mit dem Ziel, sich gemeinsam funktionierende Verbünde anzuschauen und die dortigen Erfahrungen zu erfragen und Möglichkeiten und Perspektiven zu erörtern.

Parallel dazu haben wir in Gesprächen mit der Bezirksregierung alles daran gesetzt, den Schulstandort Marienhagen eigenständig lassen zu können oder weitere Zeit zu erhalten bevor eine Entscheidung über den Schulstandort Marienhagen gefällt werden muss. Neben Gesprächen mit den SachbearbeiterInnen und Abteilungsleitungen haben mehrere Kontakte und Gespräche mit der Regierungspräsidentin Walsken persönlich stattgefunden. Frau Walsken wiederum hat die Problematik mit der Schulministerin erörtert.

Am 25. September erreichte uns ein Schreiben der Bezirksregierung in welchem unmissverständlich klar gemacht wurde, dass es weder eine Möglichkeit der Eigenständigkeit für den Standort Marienhagen gibt, noch eine weitere Fristverlängerung.

Der Rat der Stadt Wiehl hat die Verwaltung am nächsten Tag beauftragt, das Verfahren zur Bildung eines Schulverbundes zwischen den Grundschulen Marienhagen und Wiehl mit dem Hauptstandort Wiehl in die Wege zu leiten. Die Verwaltung ist daraufhin umgehend auf beiden Schulen zugegangen und die jeweiligen Kollegien und Elternvertretungen wurden kurzfristig durch die Schulleitungen informiert.

Bei der Einrichtung eines Schulverbundes haben die beteiligten Schulen das Recht angehört zu werden, es besteht aber kein Veto-Recht. Das Anhörungsverfahren läuft so ab, dass die Schulen aufgefordert werden, die Thematik in der jeweiligen Schulkonferenz zu beraten und das Votum der Schulkonferenz der Stadt mitzuteilen. Dies ist geschehen. Die Grundschule Marienhagen hat sich für einen Grundschulverbund ausgesprochen, die Grundschule Wiehl gegen einen Verbund. Es war uns als Stadt wichtig, über das vorgeschriebene förmliche Verfahren hinaus, die Eltern und LehrerInnen der Grundschule Wiehl mit der Verwaltung und vor allem mit Vertreterinnen und Vertretern der letztlich entscheidenden Politik in den direkten persönlichen Austausch zu bringen. Daher hat am 09. Oktober ein Termin stattgefunden, in welchem neben dem kompletten Kollegium der Grundschule Wiehl auch Elternvertreter aus Wiehl, der kommissarische Leiter aus Marienhagen, die Schulrätin, Vertreter der Fraktionen und die Leitung eines Schulverbundes aus Wipperfürth teilgenommen haben.

In dieser Runde konnten die Vertreter und Vertreterinnen der Grundschule Wiehl Ihre ablehnende Haltung einem Verbund gegenüber begründen und auf die damit verbundenen Sorgen aufmerksam zu machen.

Im Ergebnis dieses sehr guten und konstruktiven Austausches wurde vereinbart, den ursprünglich für den 17. Oktober vorgesehenen Entscheidungstermin für Schulausschuss und Rat auf den 02. November zu vertagen. So ist nicht zuletzt auch für die Entscheider in den Fraktionen Gelegenheit, die Thematik des Schulverbundes in den Fraktionen zu beraten und bei Bedarf weitere Informationen bei der Verwaltung oder in den Schulen einzuholen.

Meine Damen und Herren,
natürlich bestehen Ängste und Bedenken, vor allem bei einem potentiellen Hauptstandort gegen einen Schulverbund. Nach den Erfahrungsberichten, die wir inzwischen sammeln durften, ist dies in der Regel der Fall und dies ist auch verständlich. Die Ängste und Bedenken gilt es aufzunehmen und bei den zu treffenden Entscheidungen mit einfließen zu lassen. Allein im Regierungsbezirk Köln gibt es über 100 Verbünde. In den Gesprächen, die wir bisher mit Vertretern von solchen Verbünden geführt haben wurde deutlich, dass diese Verbünde jeweils keine einfachen Lösungen darstellen und dass die Anfangsphasen sehr wohl mühevoll und holprig sein können. Wir haben aber auch gehört, dass sich viele Fragen und Ängste auflösen, wenn ein Verbund konstruktiv und mit Zuversicht angegangen wird. Denn viele Fragen können nicht schon vor einer Entscheidung zu einem Verbund geklärt werden, sondern sind dann in der Umsetzung im gemeinsamen Miteinander zu erörtern und –letztlich durch die Schule/Schulleitung- zu entscheiden. Nach unseren Erfahrungen und Erkenntnissen stellen sich dabei die Schwierigkeiten vor allem den Lehrerkollegien, nicht aber den Kindern. In dem Anhörungstermin am Montag wurde deutlich, dass zwei bisher getrennte Kollegien sich gegenseitig sehr gut befruchten können, wenn Lehrerinnen und Lehrer mit unterschiedlichen Erfahrungen sich in einem neuen größeren Kollegium zusammen finden.

Ich möchte an dieser Stelle nochmals klarstellen, dass die Stadt Wiehl mit vielfältigen Hilfsangeboten bereit steht Lösungsansätze und Strategien zu entwickeln, um einen möglichen Grundschulverbund positiv und tragfähig zu skizzieren und zu gestalten. Als Schulträger sehen wir uns in der Pflicht, gemeinsam mit Verantwortlichen aus den betroffenen Schulen, eine für alle Kinder attraktive und perspektivisch sichere Schulentwicklungsplanung zu betreiben. Wir werden dazu mit der Schule die Standorte bezüglich der Gebäude weiter entwickeln, um diese den Anforderungen des pädagogischen Konzeptes so weit wie möglich anzupassen. Ebenso besteht die Bereitschaft die Schule bei der Entwicklung eines Schulprofils zu unterstützen, wie auch die Umsetzung personell zu begleiten. Die Einführung des offenen Ganztag in Marienhagen gehört unmittelbar zu dem Beschluss eines Verbundes der Grundschulen Wiehl und Marienhagen als Folge dazu.

Wir möchte dazu beitragen, dass alle entscheidungserheblichen Argumente bis zur Entscheidung Anfang November zusammen getragen werden, damit Schulausschuss und Rat eine auf Sachargumente gestützte Entscheidung fällen können.

Wir stehen gerne weiterhin bereit, im Falle eines Verbundbeschlusses auch über den 02. November hinaus, mit den beiden Schulgemeinschaften den begonnenen Prozess zu erörtern und zu gestalten. Soweit Fragen bestehen, wenden Sie sich bitte an den 1. Beigeordneten Michael Schell (99-273) oder den Leiter unseres Fachbereiches Schule, Kultur und Sport Hans-Joachim Klein (99-210).

Mit freundlichem Grüßen

Ihr
Ulrich Stücker
Bürgermeister