Von links: Laborleiter Mirco Rödder, Dean Mortsiefer, Fynn Liebe, Dr. Jorg
Nürmberger von der Johannes-Hospiz Oberberg Stiftung, Patricia Wittek, Mats Besold
„Dieser Kunststoff verformt sich zu schnell“, erklärt der Schüler Leon und verbiegt mit
der Hand einen blauen Plastikstreifen. An seinem Arbeitsplatz im Schülerlabor
„Zentrum investMINT Oberberg“ am Berufskolleg in Dieringhausen hat der
Neuntklässler einige schmale Plastikblöcke in mehreren Farben aufgereiht. „Die gelben
zerbrechen leicht, aber die roten halten viel aus“, hat Leon herausgefunden. Seine
Klasse aus der Sekundarschule der Stadt Wiehl mit dem Schwerpunkt der technisch
orientierten Bildung (TOB), wird daher heute rote Trinkbecher produzieren – und einen
Teil davon an die Johannes-Hospiz Oberberg Stiftung spenden.
Darüber freut sich Stiftungsmitarbeiter Dr. Jorg Nürmberger: „Diese Becher sind genau
das, was wir brauchen: Sie zerbrechen nicht, sie sind für heiße Getränke bestens
geeignet und spülmaschinenfest.“ An ihrem Stand beim Bielsteiner Weihnachtsmarkt
wird die Stiftung daher am 16. und 17. Dezember in ihnen den Punsch ausschenken,
dessen Erlös der Hospiz- und Trauerarbeit in Wiehl zugutekommt. „Unsere
Schülerinnen und Schüler erfahren, dass Arbeitswelt und soziales Engagement Hand
in Hand viel bewirken können. Wir sehen das als einen wichtigen Lernerfolg“ sagt Anita
Kallikat, die als Schulleiterin der Sekundarschule die Aktion begrüßt und unterstützt.
Alle fünf neunten Klassen der Bielsteiner Schule besuchen derzeit das Schülerlabor,
um aufgeteilt in Teams bei einem Tageskurs die typischen Prozesse und Aufgaben
einer Firmenproduktion selbst in die Hand zu nehmen. Dabei testen sie nicht nur das
Material, sie bringen es außerdem mittels einer Kunststoffspritzgussmaschine in Form,
sie planen das Marketing und kalkulieren die Produktionskosten.
Seit 2015 gibt es das Schülerlabor des Oberbergischen Kreises, die insgesamt 137
Jugendlichen des neunten Jahrgangs aus Bielstein sind das erste Mal dabei und
haben dem Prozess kurzerhand eine weitere Sparte hinzugefügt: das soziale
Engagement. „Sie spenden nicht nur die Becher, sondern befassten sich im
Schulunterricht mit der Hospizarbeit und der Trauerbegleitung“, erklärt die Didaktische
Leiterin der Schule, Anja Kottmann.
Mitarbeitende aus der Stiftung, aus dem Johannes-Hospiz der Johanniter und aus der
Malteser-Hospizgruppe hatten dafür die Schulklassen besucht und die Fragen der
Jugendlichen beantwortet. „Im Hospiz kann man einfach besser sterben“, meinte dabei
eine Neuntklässlerin. „Denn die Menschen dort haben Ruhe und viele Mitarbeiter
kümmern sich um sie.“ Ihre Mitschülerin findet es gut, dass es im Hospiz keinen festen
Tagesablauf gibt: „Hier kann man selbst bestimmen, was man wann essen möchte.“
Begeistert von dem Interesse der Jugendlichen ist Johanniter-Krankenschwester
Bettina Hüttig-Reusch: „Es ist toll, wie offen die Schülerinnen und Schüler mit uns über
das Sterben gesprochen haben und welchen Anteil sie an den Geschichten unserer
Hospizgäste nahmen.“ Mit Malteser-Mitarbeiterin Waltraud Ruland sprach sie im
Unterricht unter anderem von den letzten Wünschen der Menschen – und die
Jugendlichen erfuhren von Hochzeiten im Hospiz, von Motorrädern am Sterbebett und
letzten Reisen an die Nordsee.
Die nächste Becher-Produktion einer neunten Klasse der TOB Sekundarschule der
Stadt Wiehl findet am Donnerstag, 30. November 2017, im Schülerlabor im
Berufskolleg Oberberg in Gummersbach-Dieringhausen statt.