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SEITE 15LESERBEITRAG


..... und zwischendurch ein "Kümmerling" zum Aufwärmen

Ein Jahreswechsel, der mal ganz anders war.

Irgendwo im Norden Kölns hält unser Zug. Wir schauen durch beschlagene Fensterscheiben in die Dunkelheit. Schemenhaft erkennen wir eine Gruppe Menschen mit Koffern, Rucksäcken, kleinen Kindern, ja, sogar körperlich Behinderte, die über kaum beleuchtete Bahngleise stolpern und in der Dunkelheit verschwinden. Seltsam anzusehen, als wären sie auf der Flucht. Bierkästen, Sprudelflaschen, Gläser, Reste vom Abendbüfett türmen sich zwischen den Abstellgleisen. Bei all dem Rätselraten, wie es mit uns weitergehen soll, vergessen wir für einen Augenblick den kalten Eisenbahnwagon, den Lichtausfall mit Begleiterscheinungen unterschiedlichster Art.

Dann ein Aufatmen, als es heißt, wir könnten in einen gewärmten Wagon umsteigen. Kaum zu glauben, aber ein Fahrgast hatte sich in der Kälte schon eingelebt. Schließlich hatte unsere Fahrt ja gute Miene zu einem weniger guten Spiel gekostet und einige Grade Körpertemperatur, seinen Sitzplatz anzuwärmen und warmzuhalten.

Dabei waren wir alle bester Laune und voller Erwartung, als wir am letzten Tag im alten Jahr gegen 21.30 Uhr bei Eis und Schnee in Wiehl die Wiehltalbahn bestiegen.

Zum Jahreswechsel in Köln auf der Rheinbrücke das große Feuerwerk miterleben, darauf hatten wir uns alle sehr gefreut. Was uns allerdings erwartete, wagte keiner zu ahnen. Zunächst heizten sich 50 Gäste mit "Kümmerling" und "Jägermeister" ein, um im ausgekühlten Eisenbahnwaggon für Stimmung zu sorgen. Im Zockeltempo ging's dann mit 3 Waggons der Wiehltalbahn über Alperbrück, Bielstein nach Dieringhausen auf die Citybahnstrecke.


LESERBEITRAGSEITE 16


Unser Maschinchen wurde in Richtung Köln immer schneller. Biergläser, Flaschen, das mit Liebe irgendwo in einer dunklen Ecke des Waggons aufgebaute Buffet, einschließlich der Fahrgäste, alles wurde kräftig durcheinander geschüttelt. Ein Grund, trotz unterkühlter Stimmung, auch mal zu lachen. Gegen 23.00 Uhr näherten wir uns der Südbrücke.

Zwei weitere Züge aus Köln und Bonn wurden angekuppelt, um dann gemeinsam auf die Südbrücke zu fahren. Geduld war angesagt, denn der Uhrzeiger rückte weiter und weiter, und es tat sich nichts. Das Feuerwerk zum Jahreswechsel mitzuerleben, erschien uns aussichtslos.

Endlich, kurz vor Mitternacht setzten sich die Räder in rasantem Tempo in Bewegung. Das Ziel unserer Sylvestertour war erreicht. Vater Rhein mit seinem herrlichen Panorama erstrahlte im bunten Lichterglanz. Für einen Moment war alle Aufregung vergessen. Hatte das neue Jahr schon begonnen? Die Leute auf der Brücke lagen sich in den Armen, es wurde sich zugeprostet und ein gutes neues Jahr gewünscht. Das Jahr 2002 hatte begonnen, auch für uns in der Wiehltalbahn. Nur wir hatten es nicht bemerkt. Das großartige Schauspiel war zu Ende. Unsere Bahn setzte sich in Bewegung nach irgendwo...

Im leichttemperierten Waggon holperten wir gegen 3.00 Uhr nachts ins Oberbergische. Reste vom kalten Buffet wie Hähnchenschenkel und -brüstchen, Kartoffel- und Krautsalat und Freibier weckten noch einmal die Lebensgeister für kurze Zeit. Und jeder dachte nach über einen Jahreswechsel, der so ganz anders war.

Ingrid Pott


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