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SEITE 15OASe-Information


Deklaration der Menschenrechte Sterbender

Ich habe das Recht, bis zu meinem Tode wie ein lebendiges menschliches Wesen behandelt zu werden.
Ich habe das Recht, stets noch hoffen zu dürfen - worauf immer sich diese Hoffnung auch richten mag.
Ich habe ein Recht darauf, von Menschen umsorgt zu werden, die sich eine hoffnungsvolle Einstellung zu bewahren vermögen - worauf immer sich diese Hoffnung auch richten mag.
Ich habe das Recht, Gefühle und Emotionen anlässlich meines nahenden Todes auf die mir eigene Art und Weise ausdrücken zu dürfen.
Ich habe das Recht, kontinuierlich medizinisch und pflegerisch versorgt zu werden, auch wenn das Ziel "Heilung" gegen das Ziel "Wohlbefinden" ausgetauscht werden muss.
Ich habe das Recht, nicht alleine zu sterben.
Ich habe das Recht, schmerzfrei zu sein.
Ich habe das Recht, meine Fragen ehrlich beantwortet zu bekommen.
Ich habe das Recht, nicht getäuscht zu werden.
Ich habe das Recht, von meiner Familie und für meine Familie Hilfen zu bekommen, damit ich meinen Tod annehmen kann.
Ich habe das Recht, in Frieden und Würde zu sterben.
Ich habe das Recht, meine Individualität zu bewahren und meiner Entscheidungen wegen auch dann nicht verurteilt zu werden, wenn diese in Widerspruch zu den Einstellungen anderer stehen.
Ich habe das Recht, offen und ausführlich über meine religiösen und/oder spirituellen Erfahrungen zu sprechen, unabhängig davon, was dies für andere bedeutet.
Ich habe das Recht zu erwarten, dass die Unverletzlichkeit des menschlichen Körpers nach dem Tode respektiert wird.

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Ich habe das Recht, von fürsorglichen, empfindsamen und klugen Menschen umsorgt zu werden, die sich bemühen, meine Bedürfnisse zu verstehen und die fähig sind, innere Befriedigung daraus zu gewinnen, dass sie mir helfen, mei-nem Tode entgegenzusehen.

( Diese Deklaration der Menschenrechte entstand während eines Workshops unter dem Thema "Der Todkrake und der Helfer" in Lansing/Michigan (USA) und ist abgedruckt in der Broschüre "Zu Hause sterben" herausgegeben von Anne Busche und Johann-Christoph Student, Hannover 1986)

Blaue Hortensie

So wie das letzte Grün in Farbentiegeln sind diese Blätter, trocken, stumpf und rau, hinter den Blütendolden, die ein Blau nicht auf sich tragen, nur von ferne spiegeln.

Sie spiegeln es verweint und ungenau, als wollten sie es wiederum verlieren, und wie in alten blauen Briefpapieren ist Gelb in ihnen, Violett und Grau;

Verwaschenes wie an einer Kinderschürze, Nichtmehrgetragenes, dem nichts mehr geschieht: wie fühlt man eines kleinen Lebens Kürze.

Doch plötzlich scheint das Blau sich zu erneuern in einer von den Dolden, und man sieht ein rührend Blaues sich vor Grünem freuen.

Rainer Maria Rilke


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