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SEITE 13INTERVIEW


Besuch beim Landrat.

Unser Landrat, Herr Hans-Leo Kausemann, gewährte kürzlich unserem Redakteur Günter Rauhut im Kreishaus zu Gummersbach ein Interview.

Herr Kausemann ist 1937 in Wipperfürth geboren, hat vor 42 Jahren dort geheiratet und ist Vater von zweier erwachsener Kinder. Bereits mit 29 Jahren wurde er zum alleinigen geschäftsführenden Vorstand der Genossenschaft "Berg und Mark" bestellt. Es war der Beginn einer bemerkenswerten beruflichen und später auch politischen Karriere.

Hier die wichtigsten Daten:
1969 Eintritt in die CDU und Mitglied des Stadtrates von Wipperfürth
1978 - 99 (!) ehrenamtlicher Bürgermeister
1989 - 94 ehrenamtlicher Landrat in Oberberg
1994 - 99 erster stellvertr. Landrat
1.10.99 erster direkt - mit absoluter Mehrheit - gewählter hauptamtlicher Landrat. Während der Zeit dieses politischen Werdegangs blieb er bis 1999 gleichzeitig Chef bei "Berg und Mark".

Nachstehend Fragen und Antworten:

Red.: Herr Landrat, wenn jemand einen so beachtlichen Lebenslauf aufzuweisen hat, dann stellt sich die Frage, ob irgend eine Besonderheit dahintersteckt. Gibt es etwas, was für Ihr berufliches und politisches Wollen stete Motivierung bedeutete?

HLK: Ja, zunächst ist es die grundsätzliche Einstellung: Wer sich viel vornimmt, kriegt bei der rechten Einstellung auch viel geregelt. Daneben müssen zwei Grundpfeiler erwähnt werden, die für mich bis heute bedeutend sind: Bodenständigkeit und die Bindung zur Familie. Ich liebe meine Heimat,und niemand könnte mich für Geld und gute Worte - ohne Not - hier wegholen. Andererseits habe ich vor jeder wichtigen Entscheidung stets Rat und Zustimmung meiner Frau eingeholt.

Red.: Man sagt, Sie seien immer bereit, ernsthaft hinzuhören, auch wenn Bürgerinnen und Bürger mit problematischen Anliegen auf Sie zukommen. Nehmen Sie intensiv Anteil an Einzelschicksalen?

HLK: Ja! Bei allem ist die Ehrlichkeit von besonderer Bedeutung. Man kann nicht immer helfen. Es ist aber wichtig, dass die vortragende Person mein Büro in der Gewissheit verlässt, dass ich wirklich zugehört und Anteil genommen habe. Sofern nicht unmittelbar eine Lösung erreicht werden kann, gelingt es vielleicht, einen Plan zu erstellen, der letztlich zum guten Ende führt.

Red.: Aufgrund des sog. "Köln-Gesetzes" von 1974 kamen zum Oberbergischen Kreis am 1. Jan. 1975 fünf weitere Städte bzw. Gemeinden hinzu. Die Zahl hat sich also auf 13 erhöht. Gelegentlich der 25 Jahrfeier sagte der ehemalige Wiehler Oberkreisdirektor Dr. Fuchs: "Uns verbindet mittlerweile mehr, als das GM auf unseren Autos". Ist hier tatsächlich schon zusammengewachsen, was zusammen gehört?

HLK: Nicht uneingeschränkt. Bei solchen Prozessen bedarf es bisweilen schon einer ganzen Generation. Es besteht aber kein Anlass zu Pessimismus.

Red.: Das Fehlen einer problemlosen Nord-Süd-Verkehrsverbindung im Kreis wird vielfach bemängelt. Sehen Sie einen Silberstreif am Horizont?

HLK: Luftlinie und effektiver Verkehrsweg zwischen Radevormwald und Morsbach weisen schon einen erheblichen Längenunterschied auf. Unsere 13 Gemeinden und interessierte Unternehmen arbeiten intensiv an einem für alle tragbaren Entwurf. Schon in Kürze ist mit einer Vorlage zu rechnen.

Red.: Die finanzielle Situation, in der sich das Schloss Homburg befindet, scheint bezeichnend für den gesamten Kreis. Mindestens 10 der insgesamt 13 Kommunen sind in der sogenannten Haushaltsicherung. Zeichnet sich für absehbare Zeit eine Besserung ab?

HLK: Zunächst ist festzuhalten, dass das Defizit im Kreishaushalt in keiner Weise hausgemacht ist. Die vielen zusätzlichen Belastungen - ich nenne nur die neuerliche Grundsicherung und die Landschaftsverbandsumlage - lassen bei gleichzeitig sinkenden Gebühreneinnahmen für die nächsten Jahre keine deutliche Wende erwarten.

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Red.: Sie sind seit Mai 2000 auch Vorsitzender des Touristikverbandes Oberbergisches Land e. V.. Messen Sie dem Tourismus in unserem Kreis eine besondere Bedeutung bei?

HLK: Ohne Frage. Wir sind zwar keine klassische Urlaubsregion, wie etwa Tirol, in die man für zwei oder mehrere Wochen fährt. Für einen schönen erholsamen Kurzurlaub bieten wir allemal beste Voraussetzungen. Neben den landschaftlichen Reizen hat der Oberbergische Kreis ein vorzügliches Gaststätten- und Hotelwesen vorzuweisen. Darüber hinaus gibt es zunehmend bäuerliche Betriebe mit Unterkünften von ausgezeichneter Qualität. Nicht zuletzt wegen der fast immer auf den Höfen vorhandenen Tiere werden diese Offerten besonders gern von Familien mit Kindern angenommen. Singles, Paaren, Familien und Gruppen, aus den nicht weit entfernten Großstädten bieten wir also gute Bedingungen.

Red.: Als Landrat sind Sie auch Leiter der Kreis-Polizeibehörde. Aus meiner Sicht hat die Intensität vertrauensvoller Zusammenarbeit zwischen Bevölkerung und Polizei in den Jahren durchaus zugenommen. Statistiken weisen jedoch aus, dass insbesondere in allerletzter Zeit die Zahl krimineller Vorgehen größer geworden ist. Was ist zu tun?

HLK: Zum ersten Teil Ihrer Bemerkung bzw. Fragestellung: Ihre Beobachtung entspricht meines Erachtens dem Sachverhalt. Bei öffentlichen Veranstaltungen z. B. ist vermehrt festzustellen, dass unsere dort diensttuende Ordnungspolizei höflich gegrüßt und mit ein paar freundlichen Worten bedacht wird. Früher war das in dieser Form und Zahl nicht der Fall. Mit Blick auf sich häufende kriminelle Delikte wäre es natürlich gut, wenn wir die Zahl der Polizistinnen und Polizisten deutlich erhöhen könnten. Wie eingangs erwähnt: Die Mittel sind nun mal begrenzt. Es gibt Phasen, in denen Vergehen, wie z. B. Einbrüche, relativ oft geschehen. Fast immer hat das auch mit den Jahreszeiten zu tun. Meine Bitte an die Bürgerinnen und Bürger: "Beobachten Sie aufmerksam die Ereignisse in Ihrer Nachbarschaft und informieren Sie unverzüglich die Polizei, wenn Sie meinen, dass da etwas nicht stimmt!"

Red.: Bei der direkten Wahl zum Landrat erzielten Sie in Ihrer Heimatstadt fast 70 % aller Stimmen. Das können nicht nur Voten aus Ihrem eigenen politischen Lager gewesen sein. Deshalb die Frage: Wie steht es mit Ihrem persönlichen Verhältnis zum politisch anders Denkenden? Ich erwähne Herrn Bergerhoff, der ja, ähnlich wie Sie in Wipperfürth, in meiner Heimatstadt Wiehl viele Jahre Bürgermeister war.

HLK: Wenn auch in der Sache bisweilen unterschiedliche Ansichten vorhanden waren, so gab es stets ein hohes Maß an Respekt und Harmonie. Wir haben uns mehrfach, auch zusammen mit unseren Ehefrauen getroffen, in vertrauensvoller, freundlicher Weise unterhalten und auch beraten.

Red.: Als Landrat obliegt es Ihnen auch, verdienstvolle Persönlichkeiten oder Ortschaften des Kreises auszuzeichnen. Im November bzw. Dezember letzten Jahres waren dies u. a. Herr Werner Knabe (Bundesverdienstkreuz I. Klasse) und das Dorf Drespe (Wettbewerb: Unser Dorf soll schöner werden). Geraten solche im Grunde erhebenden, feierlichen Momente nicht irgendwann mal zur reinen Routine?

HLK: Durchaus nicht! Es sind für mich stets aufs neue Augenblicke der Freude und Lichtblicke in Hinsicht auf das lebendige Miteinander der Bürgerinnen und Bürger in unserem Oberbergischen Land.

Red.: Herr Landrat, haben Sie Humor, oder glauben Sie zumindest welchen zu haben?

HLK: Ja, haben Sie mich denn noch nicht als aktiven Karnevalisten in unserer Narrenzunft Neye erlebt???

Red.: Man sagt Ihnen ein phänomenales Gedächtnis nach. Wissen Sie noch auf welchen Namen Sie eine wunderschöne Dahlie aus der Zucht des Herrn Bergerhoff im Spätsommer in Wiehl getauft haben?

HLK: Das ist der "Gruß aus Oberberg"!

Red.: Herr Landrat, die Redaktion INFO-OASe dankt Ihnen für dieses Gespräch.
Günter Rauhut
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