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SEITE 7HUMOR UND BERICHT ZUR EXPO


Jungs, ihr habt nicht Recht, auch wo keine Schlange ist, da gibt es was zu sehen, aber es ist eben kein Event, kein Bungeespringen, es ist etwas Leises, es sind die Staaten, die keiner kennt, wie Tatarstan oder Baschkortostan. Länder, die es sich nicht leisten können, ihre Informationen in mehreren Sprachen zu veröffentlichen, deshalb gibt es sie nur in englisch - aber sie sind da und hoffen auf Gehör. Ich glaube, das ist der Sinn einer Weltausstellung und deshalb stört es mich auch nicht, daß die USA nicht vertreten sind, über die kann ich alles im Internet lesen. Die EXPO hat mich berührt, wäre ich Hannoveranerin, ich wäre jeden Abend ab 19,00 Uhr für 10,00 DM da und würde mir auch die Abendshow auf dem EXPO - See immer wieder anschauen. Das ist wie Roncalli in Groß und hat mir wirklich gut gefallen.
Ich halte auch den Preis von 69,00 DM für angemessen, aber ich vermisse ein bißchen Großzügigkeit, z. B. einen EXPO - Plan zur Eintrittskarte oder eine kostenlose Seilbahnfahrt.
Es ist eine tolle Show, wenn man Zeit und Muße hat, sich darauf einzulassen, aber um alles zu entdecken, brauchte man wahrscheinlich drei Monate - und wer kann sich das schon leisten?
Schade, daß es vorbei ist!

Ute Janas




Leserbeitrag

Rilke war angesagt

Es war ein Donnerstagnachmittag. Der Monat Oktober neigte sich dem Ende zu. Das Wetter war nicht mehr nur sonnig, im Gegenteil, es fielen auch vereinzelt Regentropfen und die Luft war kühler geworden. Eine wärmende Jacke und ein gelegentlich aufgespannter Schirm waren angebracht.
Im Johanniter Haus sollte ein Literaturvortrag stattfinden, zu dem die OASe eingeladen hatte. Rainer Maria Rilke, sein Leben und sein Schaffen galt es kennenzulernen. Draußen, nahe am Eingang, bückte sich eine ältere Frau, stutzte die letzten Blumen zurecht und sammelte das herumliegende Laub auf.
Ein Mann ging vorbei, grüßte freundlich und hielt erstaunt inne. "Sie", sagte die ältere Frau, "Sie sind der erste, der hier Guten Tag gesagt hat, aber acht sind bestimmt schon vorbeigegangen, ohne etwas zu sagen!"
Etwas hilflos erwiderte der Mann: "Das kann doch nicht sein, in Wiehl..."
"Doch, doch, das ist so,... achte waren's bestimmt!"
Im warmen Zimmer lauschten wenige Männer, doch vermehrt Frauen, den Ausführungen über Rainer Maria Rilke:
"Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr."
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben."
Einsamkeit, ja wie wenig kostet doch ein freundliches Wort, ein Gruß.....

H. D. Sohn


TRADITIONSEITE 8


Frauenleben in Oberberg

Frauen kommen in der traditionellen Geschichtsschreibung kaum vor. Und wenn doch, werden sie meist als Ehefrau, Geliebte oder Verwandte bedeutender Männer vorgestellt. Also Frauen einflußreicher Männer oder gut gestellter Familien, die so Zugang zu höherer Bildung hatten.
Wie lebte die große Mehrheit der Frauen, wie lebten Frauen im 19. Jahrhundert im Oberbergischen?
Ein typisches Frauenschicksal unserer Region ist das der Heimarbeiterin Josefa Fernholz aus Bergneustadt.

"Ein Paar Pantoffeln pro Jahr habe ich auf meiner Nähmaschine durchgetreten".
Katharina Josepha Fernholz, geb. Willmes, aus Bergneustadt - Kleinwiedenest, half schon als junges Mädchen Geld für den Lebensunterhalt der siebenköpfigen Familie zu verdienen. Zwölf Stunden am Tag nähte die älteste von fünf Geschwistern in Heimarbeit Hosen für die Firma Krawinkel in Bergneustadt. Auch die Mutter Maria Josepha war für die Firma zu Hause tätig. Sie nähte Knöpfe an, wobei ihr die kleineren Kinder halfen, indem sie ihr die eingefädelte Nadel anreichten.
Josepha wurde im Jahre 1888 im Kleinwiedenester Hof geboren. Ihr Plan Dentistin zu werden - eine Lehrstelle hatte sie in Aussicht - mußte das Mädchen früh aufgeben. Das Elternhaus in der Burstenstraße mußte abbezahlt, vier kleine Geschwister versorgt werden. Da der Vater gesundheitlich nicht auf der Höhe war, saß Josepha von morgens bis abends an der Tretnähmaschine.
Im Jahre 1912 heiratete sie den gelernten Maurer Heinrich Fernholz. Ihre sechs Kinder - Theodor,n Maria, Kuno, Zita, Karola und Wardo - kamen in den Jahren von 1913 bis 1923 zur Welt. Ein eigenes Haus bauten sich Josepha und Heinrich 1925 an der Kölner Straße in Bergneustadt.

Familie Fernholz

Ein Jahr später zog die Familie ein. Um das Haus bezahlen zu können, ging Heinrich 1926 nach Detroid/USA, um dort Arbeit zu suchen. Seine für 1930 geplante Rückkehr fiel wegen der Weltwirtschaftskrise flach. Heinrich Fernholz blieb bis 1950 in den Vereinigten Staaten. Da das Geld nur unregelmäßig oder garnicht eintraf, nahm Josepha ihre Heimarbeit wieder auf. Um ihre Kinder ernähren zu können, nähte Josepha Kleidungsstücke, hielt eine Ziege und bestellte den Garten. Sie hatte eine Nähmaschine mit Elektromotor zur Verfügung, die sie in Raten abbezahlte. Der Älteste, Theo, lieferte die fertigen Kleiderbündel morgens, vor dem Unterricht im Gymnasium, in der Fabrik ab. "Aha, da kommt der Herr Student" spöttelte die Belegschaft. Die Kinder halfen der Mutter im Ziegenstall und im Garten.
Als die Arbeitslosenzahlen drastisch in die Höhe gingen, mußte auch Josepha 1932 stempeln gehen. Das Geld war knapp. Aber: "Meine Kinder sollen alle einen Beruf lernen, damit sie später im Leben eine Chance haben", war Josephas Devise, obwohl die Kinder als "Ungelernte" in der Fabrik schneller zum Lebensunterhalt hätten beitragen können. Theo reiste nach dem Abitur 1932 zu seinem Vater nach Detroid, studierte dort und wurde Rechtsanwalt.
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