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SEITE 5ALLGEMEIN


Besuche

Wenn Sie, liebe Leser/-innen, den Bericht von Frau Sattler über die verschiedenen Sonntage und das Gedicht von Mascha Kaléko gelesen haben, werden Sie vielleicht an eigene Erlebnisse dieser Art gedacht haben. Viele von uns älteren Frauen leben schon lange allein und erleben immer wieder schmerzlich einsame Stunden; aber wenn Sie das Blatt mit den Veranstaltungen, das ja jeder INFO-OASe beiliegt, durchblättern, sehen Sie doch viele Möglichkeiten, einsamen, traurigen Tagen zu entrinnen.

Ich finde den Sonntag mit dem Literarischen Brunch immer besonders schön und anregend, da kommt keine Traurigkeit auf. Das gemeinsame Essen und die schönen, interessanten Vorträge klingen noch lange nach und bereichern jeden Sonntag.

Für die alten Menschen, die ihre Wohnung nicht mehr verlassen können, ist es schwerer, der Einsamkeit zu entfliehen. Da gibt es seit einiger Zeit das Angebot eines Besuchdienstes der Katholischen und evangelischen Kirche. Jüngere Leute oder "junge Alte", die noch rüstig und belastbar sind, finden hier eine dankbare Aufgabe, indem sie ein- oder zweimal pro Woche einen älteren Mitmenschen besuchen, ihm vorlesen, vielleicht etwas besorgen oder einfach nur zuhören.

Pflegerische oder hauswirtschaftliche Tätigkeiten werden nicht erwartet, das machen andere Einrichtungen. Nicht nur die Kirchen vermitteln diese Besuchsdienste, auch die OASe, die Ärzte und Sozialstationen geben Anregungen; und es gibt ja auch noch die gute, alte Nachbarschaftshilfe, die vielleicht am effektivsten eintreten kann. All diese Angebote können dazu beitragen, dass alte Menschen möglichst lange in ihrer Wohnung bleiben können und nicht ins Heim müssen. Und das ist doch ein sehr wichtiger Punkt; wir alle möchten an unserem Lebensabend in der vertrauten Umgebung bleiben und ihn, wenn möglich, auch da beenden dürfen.

Und noch einmal Mascha Kaléko:

"Man braucht nur eine Insel
allein im weiten Meer.
Man braucht nur einen Menschen,
den aber braucht man sehr."
Hildegunde Janas

"Ältere Dame ohne Anhang"

Ich hab noch meine Wohnung und den Hund.
Und etwas Geld. Nein, nein, ich kann nicht klagen.
Was sollten da erst all die andern sagen...

Das letzte Röntgenbild war gar nicht schlecht.
Bis auf das Asthma bin ich fast gesund.
Und dann natürlich der nervöse Magen.

Wär man nur nicht als Frau so sehr allein.
Auch ins Kaffeehaus mag ich nicht mehr gehen.
Da sitzen sie ja wieder nur zu zwein.
Und die paar Filme hab ich schon gesehen.

Am schwersten ist der Sonntag zu ertragen
mit dem so furchtbar einsamen Glas Wein.
Und keine Post. Jedoch ich kann nicht klagen.

Da gibt es Damen, die sich Tee servieren
mit Blümlein auf dem rosa Frühstückstisch.
Dann Arm in Arm, betagt, doch fromm und frisch
die Galerien schwatzend absolvieren.

Dergleichen ist für mich das rote Tuch.

Bleibt nur der Hund und das geliebte Buch,
Und als Luxus, in den schlimmen Tagen
zur Antwort geben: Nein ich kann nicht klagen.
(Verfasser unbekannt)

FEUILLETONSEITE 6


"125. Geburtstag von Hermann Hesse"

am 2. Juli 1877 wird Hermann Hesse als Sohn des pietistischen Missionars Johannes Hesse und dessen Frau Marie in Calw geboren. Hesse wird 1891 als Stipendiat in das evangelische Klosterseminar Maulbronn aufgenommen. Sieben Monate später flieht er, weil er nach eigenen Angaben "entweder Dichter oder gar nichts werden will"!

Enttäuscht und schweren Herzens lässt ihn der Vater das Cannstatter Gymnasium besuchen, welches Hesse 1893 mit der Mittleren Reife verlässt. 1895 schließt Hesse eine Lehre als Turmuhrenmechaniker ab und beginnt eine zweite Lehre als Buchhändler in Tübingen. In dieser Zeit entstehen erste literarische Arbeiten. Von 1899 bis 1903 arbeitet Hesse als Buchhändler und Antiquar in Basel. Der literarische Durchbruch gelingt ihm 1904 mit dem Entwicklungsroman "Peter Camenzind". Hesse heiratet die Baslerin Maria Bernoulli, aus der Ehe gehen drei Söhne hervor. Bis 1912 lebt Hesse mit seiner Familie am Bodensee. In dieser Zeit erscheint die Erzählung "Unterm Rad", in der er seine Schulerfahrungen und Jugendkrisen verarbeitet. Zusammen mit Ludwig Thoma u. a. gibt er die linksliberale Zeitschrift "März" heraus. 1911 bereist Hesse mehrere Monate Ceylon, Singapur und Sumatra, die Wirkungsstätten seines in der Mission tätigen Vaters und Großvaters. Seine Hoffnung auf spirituell-religiöse Inspiration erfüllt diese Reise nicht, dennoch wirkt sie auf sein weiteres literarisches Werk. 1914 wird Hesse wegen seiner starken Kurzsichtigkeit nicht zum Militärdienst eingezogen, er arbeitet jedoch in der Kriegsgefangenenfürsorge. Er wird von rechtsstehenden Publizisten zum Vaterlandsverräter erklärt und Hesse bemüht sich daraufhin um die schweizerische Staatsbürgerschaft. Ab 1916 muss Hesse den Tod des Vaters, eine schwere Erkrankung seines Sohnes Martin, die ausbrechende Schizophrenie seiner Ehefrau und nicht zuletzt die Enttäuschung über das politische Versagen vieler Künstler und Intellektueller angesichts des Krieges ertragen und verarbeiten. In dieser Krisensituation unterzieht er sich einer Psychoanalyse bei C. G. Jung. Diese Erfahrungen fließen in den Roman "Demian" ein. 1919 übersiedelt Hesse ohne seine Familie nach Montagnola im Tessin, wo er den Rest seines Lebens verbringt. In zahlreichen Publikationen wendet Hesse sich an die deutsche Jugend in der Hoffnung, Deutschland geistig zu erneuern und einen weiteren Krieg zu verhindern. 1922 erscheint der Roman "siddarta". Hesse erhält die schweizerische Staatsbürgerschaft und er lässt sich in diesem Jahr von seiner Frau scheiden. In den Jahren 1927 bis 1930 wird Hesse in die Preußische Akademie der Künste gewählt, seine Romane "Steppenwolf" und "Narziß und Goldmund" erscheinen. 1931 heiratet Hesse die Kunsthistorikerin Ninon Dolbin und tritt aus der Preußischen Akademie aus politischen Gründen wieder aus. Nach dem Erscheinen des "Glasperlenspiels" zieht sich Hesse aufgrund seines schlechter werdenden Gesundheitszustandes, vor allem wegen seiner Sehschwäche, aus dem literarischen Leben zurück. 1946 erhält Hesse neben dem Nobelpreis für Literatur auch den Goethe-Preis der Stadt Frankfurt/Main. 1955 erhält er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Hermann Hesse stirbt am 9. August 1962 in Montagnola.
Jutta Weins

Hermann Hesse
Hermann Hesse
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