Inhalt

Impressum

Inhalt


SEITE 7INFORMATION



Völlig umstritten ist die Frage, ob ein Opernglas (schwacher Feldstecher) die Leiden der Opernbesucher steigert oder verringert. Opernglasanhänger erklären, mit Hilfe des Opernglases könnten sie besser die Schminke der Sänger, die gelangweilten Gesichter anderer Besucher und den Damen in die tiefen Ausschnitte ihrer Kleider sehen. Opernglasgegner führen dagegen an, die Gesichter der meisten Sänger seien auch ohne Opernglas hässlich genug, Langeweile hätten sie selber und in den meisten Ausschnitten sei nicht viel los. Die Wahrheit wird wohl irgendwo in der Mitte liegen. Ein letzter Hinweis für den Tag nach dem Opernbesuch. Wer anderen vom Abenteuer eines Opernbesuches stolz berichten möchte, um damit dezent anzudeuten, dass er zu den feinsinnigen, geistvollen Menschen gehört, für die Kultur nicht mit dem "Kulturbeutel" aufhört, sollte nie den Fehler machen etwa zu sagen: "Wir haben gestern eine Oper gesehen .... also die Tosca war einfach hinreißend!" Hinreißend ist nie falsch aber zwischen allen Gebildeten besteht stillschweigende Übereinkunft darüber, dass man eine Oper immer hört und niemals sieht. Jeder weiß aus schmerzlicher Erfahrung, dass es in der Wirklichkeit leider anders ist, aber er sollte auch hier daran denken: Opern haben mit der Wirklichkeit nicht viel zu tun.
Jutta Weins


"Ein paar Worte zu Ostern."

In meiner Jugend, in der Großstadt wurden die Ostereier in der Wohnung gesucht. Später waren wir in den Schulferien in Morkepütz.
In den 50er Jahren war es hier noch Brauch, dass die Kinder von Haus zu Haus gingen, ein frohes Osterfest wünschten und im Sack bunte Ostereier sammelten. Anschließend gingen alle auf eine Wiese, spielten Eierwerfen und Eierkicken. Schade, dass sich die Bräuche in manchen Dörfern und besonders in Morkepütz nicht gehalten haben. Man kannte alle Kinder mit Namen, hatte einen guten Draht zu jung und alt. Heute, auch bedingt durch die vielen Neubürger, ist die kleine Dorfgemeinschaft ziemlich anonym geworden. Liegt das nun an uns oder an der schnelllebigen Zeit?
Innerhalb des Oberbergischen Kreises wird allerdings in der Zeitung auf die alten Bräuche hingewiesen und Veranstaltungen angeboten, wie Eierschiessen, Brunnenkränzen, Osterwanderungen u. ä.

Jetzt beginnt das Jahr so richtig. Alles hat schon einen grünen Schleier und die Knospen sprießen. Da kann man schon Gedanken an den Sommerurlaub verschwenden.
Inge Rückbrodt


Frühling lässt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte;
süße, wohlbekannte Düfte
streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon,
wollen balde kommen.
Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist's!
Dich hab ich vernommen.
Eduard Mörike

BUCHBESPRECHUNGSEITE 8


"Sonnenschein im Handgepäck"

Vor mir liegt ein kleiner Gedichtband von 77 Seiten. Hannelore Tust ist die Autorin. Im Buchverlag Andrea Schmitz ist das Büchlein erschienen, und der Anblick des Umschlagblattes zusammen mit dem Titel "Sonnenschein im Handgepäck" lässt Sommererinnerungen und Urlaubsstimmung aufkommen.
Das ist auch das Ziel, die Absicht der Autorin. Sie will Menschen (vor allem alte Menschen) mit ihren Versen trösten, ihnen Mut machen, sie zu Reisen und anderen Aktivitäten ermuntern.
Es ist Alltagslyrik, die sich meistens dadurch auszeichnet, dass sie etwas schlicht wirkt, dass sich viel Herz auf Schmerz, Sonne auf Wonne reimt. Aber man spürt in dem kleinen Buch das warmherzige Bemühen der Autorin, Schönes weiter zu geben, Trost und Lebenshilfe zu spenden
Und dann ist da die rosenholzfarbene Katze auf Kreta!

Ich habe eine rosenholzfarbene Katze gesehen.
Sie stolzierte daher: "Ach bin ich schön!"
Rosenholz-rosa und Tiger-gefleckt
waren die Pfoten,
die Krallen versteckt.
Man kann es nicht glauben,
dass es so was gibt:
ich habe mich Hals über Kopf
in sie verliebt!

Jetzt bin ich weit fort
Und muss an sie denken.
Ich würde sie gern
meinen Enkeln schenken.
So eine haben sie noch nie gesehen,
und auch sie würden sagen:
"Ach ist die schön!"

Das ist reizend und weckt Erinnerungen an eine wunderschöne, geschichtsträchtige Insel.
Hannelore Tust ist eine ältere Dame und beschreibt in ihren Versen Ereignisse und Gefühle, die wir Gleichaltrigen verstehen und nachempfinden können, und sie tut es in einer gut verständlichen Sprache.
Ich kann mir vorstellen, dass dieser kleine Gedichtband manch älteren Menschen Freude macht, vielleicht ein schönes Geschenk zum Geburtstag ist.
Zum Schluss ein Gebet aus dem Buch, das wohl jeder ältere Mensch so nachsprechen kann und vielleicht jeden Morgen sprechen sollte:

Herr, gib mir Kraft!

Herr, gib mir Kraft,
mit mir allein zu sein,
des täglich stillen Lebens mich zu freu´n,
des Tages Ablauf sinnvoll zu gestalten,
den Wert des Einfachen mir zu erhalten.

Herr, gib mir Kraft,
allein Gefühle für ein Glück zu haben,
an schönen Dingen mich zu laben,
ein Ruhepol für andere zu sein,
auch über kleine Liebeszeichen mich zu freuen.

Herr, gib mir Kraft,
den Tag gut auszufüllen,
geruhsam Sehnsüchte in mir zu stillen,
bei frohen Menschen mich gern einzufinden,
und dankbar mich an ihren Kreis zu binden.

Herr, gib mir Kraft!
Den Schmerz alleine zu tragen,
Nöte und Angst aus mir hinauszujagen,
nicht meinen Freunden etwas vorzuklagen,
mit Mut den Anfang immer neu zu wagen.

Herr, gib mir Kraft!


Hildegunde Janas
zurück weiter