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SEITE 13ITALIENISCHES JAHR


Rom und das Latium
Rom entstand, als Hirten und Bauern sich auf einem Hügel mit dem Namen Palatin ansiedelten. Bereits im 4. Jahrhundert vor Chr. beherrschte Rom das gesamte Latium und dehnte seine Herrschaft auf zahlreiche Regionen Italiens aus.

Im 3. Jahrhundert vor Chr. begann sich die Macht der Römer auch über die Grenzen der Halbinsel hinaus auszudehnen. Schließlich beherrschte die Römische Republik den gesamten Mittelmeerraum und dehnte sich bis in den Orient, das Reich Alexander d. Großen, aus.

Im Westen unterwarf sie die Gallier und die spanischen Völker. Weltrang erreichte Rom nicht zuletzt dank des Christentums, dessen Kirche Rom zu ihrem Sitz erwählte.

Wenn man heute mit dem Flugzeug nach Rom reist und die Alpen unter sich sieht, denkt man unwillkürlich an Hannibal und seine Elefanten, an Karl den Kahlen, der auf dem Monte Cenis starb, an Kaiser Heinrich IV, der sich durch die Schneestürme des Jahres 1077 kämpfte, um mit dem Papst Frieden zu schließen.

Die Gefühle von Generationen von Rompilgern lassen sich sicher in einem Satz zusammen fassen:
"Gottlob, ich bin glücklich über die Alpen!"

Der heutige Romfahrer denkt - sobald er sein Hotelzimmer heil erreicht hat:
"Gottlob, ich bin heil aus dem Verkehrschaos heraus gekommen!"
Es ist immer wieder wie ein kleines Wunder zu bestaunen, wie sich in Rom PKW-Staus unter ohrenbetäubendem Lärm entwirren und auflösen. Man hat den Eindruck, die Römer genießen den Lärm, je lauter, je besser.

An keinem anderen Ort der Erde ist Weltgeschichte so verdichtet zu finden wie in der Ewigen Stadt. Der Kapitolinische Hügel ist für uns der schönste Punkt Roms.
Man ist dort dem Lärm der Stadt ein wenig entronnen und steht selber geradewegs im 16. Jahrhundert. Der vollendet schöne Platz ist ein Entwurf Michelangelos, ebenso die harmonisch angelegte Treppe zum Kapitolsplatz. Oben an der Balustrade stehen Castor und Pollux; und vor uns, mitten auf dem Platz, steht die wundervolle Reiterstatue vom Philosophenkaiser Marc Aurel. Am Ende des Platzes, genau in der Mitte, steht der Senatorenpalast, heute das römische Rathaus. Links ist der Palazzo Nuovo, in dem sich u. a. die "Sala degli Imperatori" mit 65 Porträtbüsten römischer Kaiser befindet. Auf der rechten Seite des Platzes der Konservatorenpalast und Pinakothek. Im Hintergrund sieht man das Kolosseum und davor das Forum Romanum


Das Kolosseum ist das imposanteste Bauwerk, das aus der Zeit des klassischen Rom noch erhalten ist.


Es ist beeindruckend über das Pflaster des Forum zu gehen, über das schon Cäsar und Cicero gingen. Auf dem Cicero seine Reden hielt und Cäsar ermordet wurde.

Unser Bild von Rom ist der Petersplatz am Abend. Der Platz ohne Menschen, die spärlich beleuchteten Kolonnaden, der verhalten angestrahlte Dom, dazu ein sternenklarer Himmel, das ist überwältigend. Dieser Petersplatz ist wie ein Wunder. Bernini hat perfekt die Verbindung zwischen Kolossalem und Harmonischem geschaffen.

Was kann man noch in Kürze zum Petersdom sagen? Unglaublich faszinierende Kunstwerke sind in dieser Kirche. Den Päpsten sei Dank, dass sie Künstler beauftragten, dies alles zu erschaffen.

Im Vordergrund stehen dabei Bernini und Michelangelo. Um die Vatikanischen Museen zu besichtigen bräuchte man viele Wochen und wäre am Ende doch nur erschlagen von der Macht des Wunderbaren und Schönen.

ITALIENISCHES JAHRSEITE 14




Die Engelsburg beschäftigt die Fantasie der Besucher sicher sehr.
Ihr haftet etwas geheimnisvolles, ja unheimliches an. Die Engelsburg wurde zunächst von Kaiser Hadrian für sich und seine Familie im Jahre 135 als Mausoleum erbaut. Im Laufe der Zeit wurde die Engelsburg zur Festung, wo unliebsame Zeitgenossen eingekerkert wurden. Und schließlich wurde die Engelsburg zur Fluchtburg für die Päpste. Noch heute besteht der "passetto", der Wehrgang, der die Burg mit dem Vatikan verbindet. Für den Borgiapapst baute der ältere Sangallo u. a. die päpstlichen Gemächer aus.

Später haben viele andere Künstler bei der Erweiterung und Verschönerung dieses Lustschlosses mitgewirkt. Heute kann man auf dem oberen Ring der Engelsburg sitzen, Kaffee trinken und den faszinierenden Blick auf Rom genießen.

Das Latium war eine der beliebtesten Malerlandschaften des 19. Jahrhunderts. Jede größere deutsche Gemäldegalerie zeigt einen reichen Bestand an Sabiner Bergen, latinischen Tempeln und Schäfern in römischer Landschaft.

Heute dagegen wird das Land um Rom kaum noch besucht. Die Industrialisierung hat in dieser Gegend schmerzende Wunden geschlagen. Doch in vielen Gebieten findet man immer noch die reizvolle der romanischen Künstler.

Noch erstaunlicher wirkt der touristische Dornröschenschlaf der Region angesichts ihres unglaublichen Reichtums an Kunstwerken. Zwischen Rom und dem Bolsena-See lag das Kerngebiet der etruskischen Kultur. Die farbigen Grabmalereien in Tarquinia gehören zu den eindrucksvollen Zeugnissen antiker Kunst.

Schon ihre Themen begeistern:
Bankette, Spiele, Tanz, Musik und Liebesszenen zeugen von ungehemmter Lebensfreude.

Die eindruckvollsten römischen Tempelanlagen Latiums stehen in Terracina und Palestrina. An beiden Orten wurde Jupiter als göttliches Kind verehrt. Palestrina war die wichtigste Orakelstätte in der Umgebung Roms, ein Delphi der römischen Antike. Die ausgedehnte Tempelanlage kam erst nach Bombardements im zweiten Weltkrieg vollständig ans Licht. Im späten 5. Jahrhundert gründete Benedikt von Nursia zunächst bei Subiaco und später auf dem Monte Cassino die ersten Mönchsgemeinschaften des Abendlandes. Subiaco ist heute noch ein suggestiver Ort. Zwei Konvente sind östlich von Rom erhalten geblieben. Die Abtei Montecassino bildet dazu einen markanten Gegensatz. Der machtvolle Klosterkomplex liegt in beherrschender Position oberhalb der Durch-gangsstrecke von Rom nach Neapel. Die strategisch günstige Lage hat dazu geführt, dass Montecassino im Laufe der Geschichte immer wieder heftig umkämpft wurde. Zuletzt in den monate-langen Kämpfen 1944, die zur nahezu vollständigen Zerstörung der Anlage führten. Nach dem Krieg wurden die Bauten rekonstruiert.

Im Mittelalter führte durch das nördliche Latium die Frankenstraße, die wichtigste Verbindung zwischen Nordeuropa und Rom. Am Weg der Pilger und Kaufleute, der Ritter und Könige blühten Dörfer und Städte auf. Die Provinzhauptstadt Viterbo war zwischen 1145 und 1281 für lange Perioden Residenz der Päpste.

Dass das Latium als Reiselandschaft in Vergessenheit geriet, lässt sich also kaum auf einen Mangel an Attraktionen zurückführen. Es hängt vielmehr mit veränderten Reisegewohnheiten zusammen. Heute konzentriert sich das Interesse der Reisenden auf Rom, und es bleibt zu wenig Zeit, sich noch der Umgebung zuzuwenden.

Jutta und Peter Weins


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